ChatGPT ist für alle zugänglich. Welche Motive haben die beteiligten Technologiekonzerne, dieses Tool kostenlos zur Verfügung zu stellen?
Jessica Heesen: ChatGPT ist ein KI-Sprachmodell des Unternehmens Open AI, das 2015 als nicht-kommerzielles Forschungslabor gegründet wurde. Dahinter stehen große einflussreiche Firmen und Unternehmer, die über sehr viel Kapital verfügen. Dazu gehören Elon Musk, die Firmen Microsoft, Paypal und LinkedIn, aber auch das Gründungszentrum Y Combinator, dessen ehemaliger Geschäftsführer Sam Altman nun Vorstand von Open AI ist. Diese Unternehmen sind in der Lage, den sehr großen Energieverbrauch von KI-Modellen wie ChatGPT zu finanzieren und zugleich die benötigte riesige Menge an Trainingsdaten zu liefern.
Die Intention ist sicherlich, einen Markt für entsprechende Sprachmodelle insgesamt zu eröffnen, denn die Nutzung digitaler Techniken über Sprachsteuerung ist DER große Zukunftsmarkt.
Digitale Techniken sollen künftig intuitiv genutzt werden können: die User müssen nicht mehr irgendwas anklicken, sondern alles ist über menschliche Kommunikation steuerbar. Wir kennen Sprachsteuerung bereits durch „Alexa“ und „Siri“, aber die jetzigen Modelle wie ChatGPT sind bereits sehr viel weiter entwickelt. Diese Anwendungen stehen zwar momentan, zumindest teilweise, umsonst zur Verfügung, aber um sie kommerziell nutzen zu können, benötigt man sehr große Ressourcen in Form von Rechnerleistung oder Energie.
Das Unternehmen Microsoft hat sich Patente auf die von ihm selbst geförderte Entwicklung von ChatGPT und GPT-3 gesichert. Und nicht alle Teile dieser Modelle können frei genutzt werden, die Firmen halten schon jetzt die Hand darauf.
Momentan ist ChatGPT zwar eine ganz breit angelegte Anwendung, aber es gibt eine Reihe von Ausdifferenzierungsmöglichkeiten für ganz unterschiedliche Anwendungsfelder wie beispielsweise die Medizin. In einem solchen Bereich mit sehr sensiblen Daten, müsste ChatGPT für einen Einsatz bestimmte Standards erfüllen, die mit der nicht-kommerziellen Anwendung nicht erreicht werden können. Und wenn man künftig ein richtig gut funktionierendes Sprachmodell haben will, bei dem die Antworten mit großer Sicherheit wahr sind, so wird das auch mit Kosten verbunden sein.
Klar ist auch: wenn wir ChatGPT benutzen, füttern wir das Sprachmodell mit unseren Daten und helfen so, das Modell weiter zu verbessern. Das heißt, die Betreiberfirmen profitieren auch davon, dass ChatGPT kostenlos ist.