Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2015: Leute

Neu berufen: Professorin Dr. Sonja Utz

Professur für Kommunikation mittels sozialer Medien (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät)

Die Richtung ihres heutigen Forschungsbereichs Soziale Medien hat Professorin Dr. Sonja Utz bereits mit ihrer Promotion 1999 über das Thema der Identifikation mit virtuellen Gemeinschaften eingeschlagen – Jahre bevor es so etwas wie Facebook gab. Sie untersucht in ihrer aktuellen Arbeit die Nutzung und die Effekte sozialer Medien im zwischenmenschlichen Bereich, aber auch im Kontext von Organisationen.


Sonja Utz, Jahrgang 1972, hat an der Katholischen Universität Eichstätt Psychologie studiert und dort auch promoviert. Anschließend war sie an der Freien Universität Amsterdam, der Technischen Universität Chemnitz und von 2004 bis 2013 wiederum in den Niederlanden, zuletzt als assoziierte Professorin an der Universität Amsterdam und der NHL Leeuwarden. Die Wissenschaftlerin ist seit 2013 am Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen tätig und gehört mit ihrer Berufung auf eine Professur im Fachbereich Psychologie 2014 auch der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen an.


Sie brachte über den beim Europäischen Forschungsrat (ERC) eingeworbenen ERC Starting Grant „Redefining tie strength“ mehr als eine Million Euro Projektgelder mit ans IWM. Sie erforscht in einer Längsschnittstudie über vier Jahre, wie die Pflege und Ausbreitung sozialer Netzwerke über die sozialen Medien wie Facebook, Twitter und des eher beruflich orientierten Dienstes LinkedIn zum Erhalt relevanter Informationen und emotionaler Unterstützung führen kann. Untersucht werden Indikatoren wie zum Beispiel Lebenszufriedenheit und Karriereerfolg. Eine Doktorandin aus ihrer Arbeitsgruppe analysiert, ob und wie Nutzer der sozialen Netzwerke aus den teilweise oberflächlichen und stückhaften Einträgen, Status-Updates oder Tweets ein korrektes Wissensbild von ihren Partnern formen können. Durchschnittlich habe ein Student etwa 300 Facebook-Freunde. „Uns interessiert, wie viel die Nutzer nebenbei aufnehmen, was als quasi automatischer Prozess abläuft“, sagt Sonja Utz. Zu ihrer Arbeitsgruppe zählen zurzeit eine weitere Doktorandin und eine Postdoktorandin.


Ein großer Reiz, aber auch eine große Herausforderung von Sonja Utz‘ Forschungsgegenstand besteht darin, dass dieser sich ständig weiterentwickelt und verändert. „Ich bin dazu übergegangen, zum Beispiel Aufbau und Aussehen der Facebook-Webseiten für die jeweilige Untersuchungszeit in einer Beschreibung festzuhalten“, erklärt die Wissenschaftlerin. Nach anfänglich großer Offenheit gingen die Nutzer jetzt wieder vorsichtiger mit der Preisgabe ihrer privaten Aktivitäten und Meinungen um. Dabei spielen Diskussionen um den Datenschutz eine Rolle und die Sorge, welches Bild sich Lehrer oder Arbeitgeber von einem machen könnten. Obwohl Facebook inzwischen die Möglichkeit bietet, Profile nur beschränkt sichtbar zu machen und Subgruppen des eigenen Netzes zu bilden, sei ein Trend zur privaten Kommunikation innerhalb von Facebook zu beobachten. „Da ist der Unterschied zu einem einfachen E-Mail-Austausch nicht mehr groß“, sagt Sonja Utz. Sie möchte verfolgen, wann diese Rückzugsbewegung wieder kippt. „Schließlich gehen dabei die Vorteile der sozialen Netzwerke wie der Informationsvorsprung durch die zahlreichen Kontakte wieder verloren.“

Janna Eberhardt