Am 5. November wird die Ausstellung: "Zirkulation von Nachrichten und Waren - Stadtleben, Medien und Konsum im 19. Jahrhundert" im Bonatzbau der Universitätsbibliothek (UB) Tübingen eröffnet.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Etablierung einer ‚neuen Öffentlichkeit‘ in den urbanen Zentren Ostmitteleuropas (Berlin, Leipzig, Ofen, Pest, Prag, St. Petersburg und Wien) im 19. Jahrhundert. Eine ambivalente und regional sehr spezifische Hybris aus bürgerlichen und adeligen Handlungspraktiken war in jener Epoche kennzeichnend für Geschmack, Verhalten und Kommunikation dieser elitären Bevölkerungsgruppen. Ungeachtet aller Spezifika und einer latent kosmopolitischen Grundstimmung kamen die Impulse einer solchen ‚neuen Öffentlichkeit‘ jedoch immer aus den kulturellen beziehungsweise urbanen Zentren der jeweiligen Länder. In den Städten boten Lesevereine und Debattierklubs eine Bühne für neue Ideen der sozialen und kulturellen Distinktion; einen Raum des sich ‚neu Erfindens‘. Insbesondere deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften fiel in diesem Prozess häufig die Rolle eines Lotsen des ‚guten Geschmacks‘ und richtigen Verhaltens zu – sie wiesen der ‚neuen Öffentlichkeit‘ den Weg durch die Tücken einer immer stärker ausdifferenzierten Gesellschaft.
Entlang der Schwerpunkte „Eleganz & Elend“, „Frau & Mann“, „Nah & Fern“, „Glück & Unglück“, „Gestern & Morgen“ sowie „Mensch & Tier“ werden in der Ausstellung kulturelle Phänomene der Zeit - Theater, Konzerte, oder Kaffeehäuser - ebenso thematisiert, wie technische, etwa Dampfschifffahrt Brückenbau oder Metro. Auf diese Weise stellt die Ausstellung die Vielfalt des städtischen Lebens in Prag und Budapest, Wien, London und St. Petersburg pointiert und differenziert dar.
Die Ausstellung wurde im Sommersemester 2015 von Tübinger Studierenden der Geschichte und der empirischen Kulturwissenschaft erarbeitet und zusammengestellt, im Rahmen eines Seminars zum Thema „Stadtleben, Kultur und Konsum im östlichen Europa des 19. Jahrhunderts“. Den wissenschaftlichen Rahmen für die Ausstellung bildet das Forschungsprojekt „Zirkulation von Waren und Nachrichten“, das von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) gefördert wird. An dem Projekt sind außer der Universität Tübingen mit dem Institut für osteuropäische Geschichte und Landeskunde und dem Ludwig-Uhland-Institut für empirische Kulturwissenschaft auch das Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde Tübingen und das Münchener Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas beteiligt. Die Ausstellungsschwerpunkte werden mit Objekten aus den Sammlungen beteiligter Tübinger Forschungseinrichtungen, der Universitätsbibliothek sowie des Donauschwäbischen Zentralmuseums in Ulm zum Leben erweckt.
Frank Bauer
Die Ausstellung wird bis zum 6. Januar 2016 in der UB zu sehen sein. Auf Anfrage werden Führungen veranstaltet. Zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche Begleitpublikation mit wissenschaftlichen Beiträgen und studentischen Essays.
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