Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2016: Forum

Ein Besuch in der Alten Burse

Arbeiten und Studieren in einem der ältesten Universitätsgebäude

Die Alte Burse ist mit mehr als 500 Jahren fast so alt wie die Universität Tübingen selbst und damit eines der ersten Universitätsgebäude überhaupt. Von Anfang des 19. Jahrhunderts bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts war in dem vierstöckigen Fachwerkbau das erste Klinikum Tübingens untergebracht – so lange, bis das Gebäude zu klein wurde und die einzelnen medizinischen Fachbereiche nach und nach ausgegliedert wurden. Seit 1972 sind hier das Kunsthistorische Institut und das Philosophische Seminar untergebracht. „Angefangen hat die Burse als eine Art Studentenwohnheim, in dem aber auch Lehrveranstaltungen stattgefunden haben. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erfolgte der Umbau zur Klinik. Meines Wissens ist in diesem Gebäude auch Friedrich Hölderlin behandelt worden“, erzählt Christian Schulz, der im Sekretariat des Kunsthistorischen Instituts arbeitet.

Organisationszentrale des Kunsthistorischen Instituts

Schulz ist seit rund fünf Jahren in der Alten Burse tätig. Zunächst war er unter anderem von Ende 2011 bis Anfang 2013 in einem Lehrstuhlsekretariat des Philosophischen Seminars tätig. Seit dreieinhalb Jahren arbeitet er im Sekretariat des Kunsthistorischen Instituts, das im ersten Stock der Alten Burse beheimatet ist – seit Februar 2015 gemeinsam mit seiner Kollegin Bettina Meier. „Ich denke, manche stellen sich unter der Arbeit eines Sekretariats auch heute noch etwas anderes vor als es inzwischen wirklich ist und verbinden damit eher die Aufgabe eines „Empfangsbüros“. Tatsächlich geht es aber darum, alles für das Institut Wichtige zu organisieren. Das reicht von der Finanzplanung über die Lehr- und Raumplanung bis hin zur Betreuung der Lehrbeauftragten. Das ist eine ziemlich große Palette von Zuständigkeiten, die bei uns zusammenlaufen.“ Im Seminarraum im Erdgeschoss finden die kleineren Lehrveranstaltungen wie beispielsweise Pro- und Hauptseminare, Übungen und Tutorien statt, die großen Vorlesungen werden in der Regel in der Neuen Aula oder im Kupferbau gehalten.

Arbeiten mit Neckarausblick

An seinem Arbeitsplatz weiß Schulz die idyllische Lage mit Blick auf den Neckar und die Platanenallee auf der Neckarinsel sehr zu schätzen. „Da unsere Fenster im Sekretariat in Richtung Neckar, also nach Süden, gerichtet sind, habe ich hier einen sehr angenehmen Arbeitsplatz mit viel Sonne, der zudem zentral und gleichzeitig sehr ruhig gelegen ist. An der Gebäuderückseite Richtung Clinicumsgasse hat man in den dortigen Bibliotheksräumen natürlich deutlich weniger Licht. Da haben wir hier fast schon zwei Welten in unserem Haus“, schmunzelt Christian Schulz. Die meisten Studierenden und Beschäftigten in der Alten Burse gehen in der Mittagspause in die nur wenige Minuten entfernt gelegene Mensa Prinz Karl. Doch auch die Bänke und die „Stützmauer“ auf dem Vorplatz der Alten Burse laden zur Entspannung ein. Ein großer Nachteil so eines alten Gebäudes sei, dass es für Menschen mit Gehbehinderung nur schwer zugänglich ist, da der Zugang nur über Treppen möglich ist. Eine Besonderheit des Kunsthistorischen Instituts ist die Lichtbildstelle. Hier bereitet die Fotografin Eva-Maria Hamm die für die Vorlesungen benötigten Bilder vor. Außerdem verfügt das Institut über ein großes Bildarchiv im Diaformat, das auch nach wie vor genutzt wird.

Lieblingslernplatz Alte Burse

„Wenn man länger in der Institutsbibliothek gesessen hat, ist es sehr entspannend, wenn man vom Fenster aus die Stocherkähne auf dem Neckar vorbeifahren sieht. Das ist gut für Augen und Kopf gleichermaßen“, erzählt Sonja Pohr, die im dritten Semester Kunstgeschichte studiert. „Außerdem gefällt mir, dass in diesem Gebäude so Vieles aus Holz gemacht ist. Das gibt der Burse eine sehr warme, lebendige Atmosphäre. Man spürt das Gebäude fast schon atmen. Dadurch, dass hier alles sehr überschaubar ist, kennt man die meisten Gesichter sehr schnell, so dass eine sehr kollegiale Stimmung herrscht“, meint Pohr. Ihre Kommilitonin Jessica Wiesner hat die Räumlichkeiten des Kunsthistorischen Instituts ebenfalls als Lernplatz schätzen gelernt. „Nachdem ich anfangs vor allem in der Universitätsbibliothek gelernt habe, weil ich dachte, dass ich dort weniger von bekannten Leuten abgelenkt bin, ist mittlerweile der Gruppenarbeitsraum hier zu meinem Lieblingsarbeitsplatz geworden“, meint Wiesner, die im zweiten Semester Kunstgeschichte studiert.

Johannes Baral