Uni-Tübingen

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24.11.2016

Claus Kleber und die schöne neue Welt

Der ZDF-Moderator zu Gast an der Universität Tübingen und der Hochschule Reutlingen

Podiumsdiskussion „Codes der Zukunft – Allmacht der Algorithmen“ mit Claus Kleber (rechts), Honorarprofessor am Institut für Medienwissenschaft der Universität Tübingen. Foto: Christoph Jäckle.

Auf Einladung des Zentrums für Medienkompetenz der Universität Tübingen und der ESB Business School an der Hochschule Reutlingen ist der Journalist Claus Kleber ins Tübinger Kino Museum gekommen, um seinen Dokumentarfilm „Schöne neue Welt - Wie Silicon Valley unsere Zukunft bestimmt“ vorzustellen. Auf der Suche nach Trends, neuen Ideen und kompetenten Interviewpartnern hatte sich der Honorarprofessor der Universität Tübingen auf den Weg ins Silicon Valley gemacht. Material für seine Recherche bekam er in Hülle und Fülle: „Ich kam mir vor wie ein Moskito, der mitten in eine Vene sticht – ‚drinking from a fire hose‘ nennen das die Amerikaner“, beschrieb Kleber. Vom autonomen Fahren, von gewinnbringenden Gen-Manipulationen, „Unicorns“ (Start-ups, die fast über Nacht Investitionsgelder in Milliardenhöhe rekrutieren), scheinbar allmächtigen Rechnern und Robotern sowie schillernden Erfindern handelt der Film. Die anschließende Podiumsdiskussion, geleitet von Prof. Susanne Marschall vom Institut für Medienwissenschaft, analysierte die Umwälzungen, die der Film ankündigt.

Autonomes Fahren war eines der Themen, dem sich die Podiumsteilnehmer widmeten. Wobei, wie Markus Schmidt von der Robert Bosch GmbH betonte, autonomes Parken in der Forschung ebenfalls großen Raum einnimmt. Beispielsweise kann ein Auto, das sich selbstständig einen freien Parkplatz sucht, zukünftig sehr viel Zeit einsparen. Wesentlich für autonom fahrende Autos und damit weiterer Schwerpunkt der Diskussion, war die künstliche Intelligenz. Klebers Film zeigte eine machtergreifende künstliche Intelligenz, die sowohl auf dem Podium als auch im Publikum viele Fragen aufwarf. Professorin Susanne Biundo-Stephan vom Institut für Künstliche Intelligenz der Universität Ulm konnte da beruhigen: „Dass Computer die Welt beherrschen, ist völlig unmöglich. Künstliche Intelligenz funktioniert immer nur in einem eingeschränkten Bereich - menschliche Weitsicht kann dadurch nicht ersetzt werden.“ Künstliche Intelligenz gehe immer nur so weit, wie sie von Menschen programmiert werde, erklärte Biundo-Stephan. Aus diesem Grund, so die einhellige Meinung auf dem Podium, sei es umso wichtiger, schon in der Schule den Umgang mit künstlicher Intelligenz und Möglichkeiten der Digitalisierung in allen Lebensbereichen intensiv zu lernen.


Podiumsteilnehmer im Kino Museum (von links nach rechts): Prof. Dr. Dr. Friedrich W. Hesse, Leibniz-Institut für Wissensmedien, Markus Schmidt, Robert Bosch GmbH, Prof. Dr. Susanne Marschall, Institut für Medienwissenschaft der Universität Tübingen Prof. Dr. Susanne Biundo-Stephan, Institut für Künstliche Intelligenz der Universität Ulm und Dr. Claus Kleber, ZDF. Foto: Christoph Jäckle.

Doch auch die beste (Aus)Bildung könnte zukünftig kein Garant mehr für einen Arbeitsplatz sein, das zeigt auch Klebers Film. Viele Arbeitsplätze könnten durch die Übernahme von Robotern und künstlicher Intelligenz in Zukunft wegfallen. Ob die eifrigen Erfinder im Silicon Valley dafür Lösungen parat haben, bezweifelte Claus Kleber. Da sei es an uns Europäern, diese Entwicklungen zu durchdenken und notfalls zu bremsen: „Wir Menschen sind wichtiger als Algorithmen.“

Bettine Seng / Überarb. Mareike Manzke

 

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