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26.06.2020

IHK zeichnet 2020 gleich zwei Projekte des CCA-BW zum Technologietransfer aus

Christoph Berthold entwickelte in Unternehmenskooperationen Standards für den 3D-Druck bestimmter Bauteile sowie ein mobiles Analysegerät

Von links: Sitzend: Dr. Tobias Kiemle (Helmut Fischer GmbH), Dr. Melanie Keuper (Meister Strömungstechnik GmbH), Dr. Frank Josupeit (Helmut Fischer GmbH). Stehend: Dr. Wolfgang Epp und Birgit Krattenmacher (IHK Reutlingen), Dr. Christoph Berthold und Prof. Dr. Jochen Hirsch (Universität Tübingen)

Dr. Christoph Berthold ist am Donnerstag gleich zweifach mit dem Preis „Exzellenter Technologietransfer Neckar-Alb“ der Industrie- und Handelskammer Reutlingen ausgezeichnet worden. Die IHK würdigt damit praxisnahe Forschung, die in Zusammenarbeit mit Unternehmen innovative Produkte, Technologien und Dienstleistungen hervorgebracht hat. Der Leiter des Competence Center Archaeometry – Baden-Württemberg (CCA-BW) an der Universität Tübingen erhielt die Preise für ein Projekt, das Richtlinien für Bauteile aus dem 3D-Druck erstellt hatte, sowie für die Entwicklung einer mobilen Methodenkopplung, für vor-Ort-Materialanalysen bei Ausgrabungen, in Museen und in der Industrie. Die Preisübergabe fand mit der Eröffnung der Reutlinger Innovationstage am 25. Juni statt.

Standard für maßgeschneiderte Produkte 

Christoph Berthold wurde für ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördertes ZIM-Kooperationsprojekt mit der Meister Strömungstechnik GmbH aus Wiesen bei Aschaffenburg ausgezeichnet. Das Unternehmen produziert und vertreibt Durchflussmesser für flüssige und gasförmige Medien im industriellen Einsatz. Diese werden teilweise mittels 3D-Druck-Verfahren hergestellt – so können individuelle, auf den Kunden zugeschnittene Produkte mit komplexen Strukturen und in geringen Stückzahlen produziert werden. 

Die Wissenschaftler haben in Zusammenarbeit mit der Meister Strömungstechnik GmbH mit unterschiedlichen Prüf- und Analyseverfahren die strukturellen Eigenschaften von additiv gefertigten Bauteilen und Prüfkörpern aus unterschiedlichen Kunststoffen untersucht. Es zeigte sich, dass die strukturellen Eigenschaften der im 3D-Druck hergestellten Bauteile nicht denen konventionell hergestellter Bauteile entsprachen. Auch konnten die für den jeweiligen Einsatzzweck notwendigen Werkstoffeigenschaften nicht zuverlässig aus den dafür gebräuchlichen Prüfnormen abgeleitet werden. Das Team entwickelte deshalb normierte Prüfverfahren für Funktionsteile. Dies ermöglicht es nun, maßgeschneiderte Bauteile mit optimierten und angepassten Eigenschaften mit dem 3D-Druck herzustellen. 

Proben vor Ort analysieren

In seinem zweiten Projekt, das seit 2016 vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK) sowie der Exzellenzinitiative der Universität Tübingen gefördert wird, entwickelten die Wissenschaftler am CCA-BW zusammen mit der Helmut Fischer GmbH Institut für Elektronik und Messtechnik, ein kompaktes, mobiles Analysegerät, das u.a. bei Ausgrabungen eingesetzt werden kann. Das Gerät vereint erstmals drei hochauflösende und zerstörungsfreie Analysemethoden in einem kompakten Gehäuse und ermöglicht damit die gleichzeitige, nichtzerstörende und hoch ortsaufgelöste chemische und strukturelle Analyse beliebiger Proben, so dass archäologische Artefakte, Kunstobjekte oder Industrieprodukte beispielsweise in der inline-Prozessüberwachung untersucht werden können. Erst dadurch kann modernste Analysetechnik auch dann eingesetzt werden, wenn Objekte nicht in das Labor gebracht werden können oder eine invasive Probennahme nicht möglich ist. Und es spart zudem Zeit und Kosten: Bislang mussten Proben ins Labor geschickt werden und waren je nach Ausgrabungsort wochenlang unterwegs.

Weitere Preise der IHK gingen an Projekte der Hochschule Rottenburg und der Hochschule Reutlingen. Die Faktoren Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Qualitätssicherung spielten für Unternehmen eine wichtige Rolle, sagte Dr. Wolfgang Epp, Hauptgeschäftsführer der IHK Reutlingen. „Die Wissenschaftler leisten mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag dafür, dass Betriebe ihre eigenen Anforderungen, die ihrer Kunden sowie die gesetzlichen Vorgaben erfüllen können." 

Hintergrund

Die IHK würdigt mit dem Preis "Exzellenter Technologietransfer Neckar-Alb" seit 2014 Forscher aus der Region Neckar-Alb für ihren konkreten Einsatz beim Technologietransfer. Dr. Tobias Adamczyk, Technologietransfermanager des IHK-Instituts für Wissensmanagement und Wissenstransfer organisiert seit 2014 diese Auszeichnung.
Die Preisträger werden von einer Jury aus Wirtschaft und Wissenschaft ermittelt. In der Jury saßen in diesem Jahr: Professor Günter Rexer, ehemaliger Rektor der Hochschule Albstadt-Sigmaringen, Professor Georg Obieglo ehemaliger Präsident der Hochschule Reutlingen, Prof. Dr. Gerhard Gruhler, ehemaliger Vize-Präsident der Hochschule Reutlingen für den Themenbereich Forschung, Frank Ganssloser, Geschäftsführer Avat Automation GmbH, Dr. Jürgen Seyler, Geschäftsführer Automation of Things Europe GmbH, Dr. Steffen Hüttner, Geschäftsführer HB Technologies AG und Dr. Stefan Engelhard, Leiter des IHK-Instituts für Wissensmanagement und Wissenstransfer. 

Infos zu den Reutlinger Innovationstagen unter https://www.innovationstage.de.

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