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13.09.2018

„Kleine Kinder – große Fragen“: Religionspädagogen entwickeln Filmclips zur interreligiösen Erziehung in Kitas

„In Deutschland heißt der Gott Jesus, und in Thailand heißt der Gott Buddha, und in Arabien heißt der Gott Allah“, so Kinder in einem Dialog in einer Kita. Kindergärten stehen vor wachsenden Herausforderungen durch eine zunehmend multireligiöse Gesellschaft. Vielfach ist hier der erste Ort, an dem Kinder mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit zusammenkommen. Dabei gilt die Elternarbeit als Schlüsselherausforderung. Oft kommt es hier zu Konflikten – beispielsweise bei religiösen Festen. Darauf sind Kindertagesstätten wenig vorbereitet. Wie sollen Kinder religiös begleitet werden, wenn es so unterschiedliche Erwartungen gibt, von ganz fromm bis konfessionslos?

Aus diesem Anlass hat eine Initiativgruppe mit Professor Albert Biesinger (Katholische Religionspädagogik) und Professor Friedrich Schweitzer (Evangelische Religionspädagogik) von der Universität Tübingen heute fünf professionell hergestellte Film-Clips präsentiert: Diese thematisieren Fragen wie „Gibt es (mehr als) einen Gott?“, „Was ist, wenn Oma stirbt?“, „Kann ich Gott sehen?“, „Wie ist das mit dem Kreuz?“ und „Lieber Gott, hörst Du mich?“

Die Filme wurden von der „Stiftung Gottesbeziehung in Familien“, der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und der Diözese Rottenburg-Stuttgart ermöglicht und gemeinsam mit den Kita-Organisationen Beta und KTK erarbeitet. Umgesetzt wurden sie von der Filmproduktion IT MEDIA. Sie sind ab sofort kostenlos im Internet verfügbar: www.kleine-menschen-grosse-fragen.de 

Die Clips sollen es Fachkräften leichter machen, interreligiöse Fragen lebensnah aufzugreifen. Im Zentrum steht jeweils ein kurzer Film, der anschließend von einer Expertenrunde kommentiert wird. „Es geht um die Profilierung des jeweiligen religiösen Weges auf gleicher Augenhöhe. Der christliche Rückzug ist ebenso wenig angebracht wie das verschämte Abtauchen von Muslimen“, sagt der katholische Religionspädagoge Albert Biesinger. Sein evangelischer Kollege Friedrich Schweitzer stimmt zu: „Kinder haben ein Recht auf Religion und religiöse Begleitung. Daher brauchen wir heute auch interreligiöse Ansätze, gerade im Elementarbereich. Eltern haben hier eine Schlüsselfunktion.“

Dazu Oberkirchenrat Ulrich Heckel, einer der Projektleiter: „Als Gemeindepfarrer habe ich erlebt, welche Chance, aber auch welche Herausforderung religiöse Fragen in der Kindergartenarbeit mit sich bringen. Und ich habe die Verunsicherung erlebt, die in den Familien und in den Kitas entstehen kann, wenn Kinder aus unterschiedlichen Religionen aufeinanderprallen. Ich wünsche den Erzieherinnen gute Gespräche mit Eltern über die religiösen Fragen ihrer Kinder.“

„Integration hat in hohem Maße auch mit interreligiöser Verständigung zu tun“, sagen die Wissenschaftler. „Kinder nehmen die religiöse Vielfalt in ihrer Kita intensiv wahr. In der Begleitung der Eltern ist eine intensive Unterstützung der pädagogischen Fachkräfte vordringlich – nicht zuletzt angesichts der gesellschaftlichen Debatten. Dies wird dem Religionsfrieden auch langfristig dienlich sein. Die Kinder in den heutigen Kitas werden dieses Jahrhundert prägen. Auf sie kommt es an!“

Antje Karbe
 

Kontakt:

Prof. Dr. Albert Biesinger
Universität Tübingen
albert.biesingerspam prevention@uni-tuebingen.de   

Prof. Dr. Friedrich Schweitzer
Universität Tübingen
friedrich.schweitzerspam prevention@uni-tuebingen.de

Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel
ulrich.heckelspam prevention@ELK-WUE.DE 
 

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