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15.10.2019

Wie Vulkanausbrüche die Welt verändern

Reihe „Rhetorik und Wissen“: Der britische Vulkanologe und Filmemacher Clive Oppenheimer

Feldforschung zu betreiben bedeutet für Clive Oppenheimer, aktiven Vulkanen sehr nah zu kommen.

Der britische Vulkanologe und Filmemacher Clive Oppenheimer von der University of Cambridge arbeitet an den gefährlichsten Orten der Welt. Für die fünfte Auflage der Vortragsreihe "Rhetorik und Wissen" nimmt er das Tübinger Publikum mit in klirrende Kälte, zu glühenden Lavaseen und in heißen Ascheregen. 

Clive Oppenheimer ist ein so höflicher wie vielbeschäftigter Mann: Die Einladung, nach Tübingen zu kommen, um über seine Forschung zu sprechen, freue ihn, zugleich müsse er aber darauf hinweisen, dass er leider nur sehr begrenzt Zeit habe. Im Oktober drehe er mit Werner Herzog im Elsass und in der Sommerresidenz des Papstes ihren neuesten Dokumentarfilm, im November stehe eine Reise in die Antarktis an. Dazwischen aber gebe es noch ein Zeitfenster, da komme er gerne. Und wie wäre es, wenn er nicht nur einen Vortrag halten, sondern auch einen Film im Kino zeigen würde? Die Antwort lautete: selbstverständlich.

Der Vulkan als Auslöser für klimatische und gesellschaftliche Folgen

Im Vortrag mit dem Titel „Volcanoes. Eruptions that Change the World” (29. Oktober, HS 25, Kupferbau, 20 Uhr) geht es Oppenheimer um das große Ganze, in dem der Vulkan nur der Auslöser ist: Welche Faktoren spielen zusammen, wenn ein Vulkanausbruch auf der einen Seite des Planeten klimatische und gesellschaftliche Folgen für die andere Seite hat? Welche bedeutende Rolle haben Eruptionen in historischen Entwicklungen gespielt? Clive Oppenheimer zeigt, welchen Einfluss ein Ausbruch auf die Atmosphäre, das Klima und den Menschen hat. Sein forensischer Ansatz, der klimawissenschaftliche, geologische, historische und archäologische Beweise integriert und untersucht, kann dazu beitragen, dass wir zukünftige Umweltschocks besser vorhersehen und uns auf sie vorbereiten können. 

Für seinen Vortrag kann Clive Oppenheimer auf über zwanzig Jahre Forschungspraxis zurückgreifen. Immer wieder zieht es ihn in dieser Zeit an entlegene und gefährliche Orte: die Philippinen, den Tschad – und auch die Antarktis: 13 Jahre in Folge unternimmt Oppenheimer Expeditionen zum Mount Erebus, dem südlichsten aktiven Vulkan der Erde. Dort lernt er Mitte der 2000er-Jahre auch den Regisseur Werner Herzog kennen und wird prompt in dessen Dokumentarfilm „Encounters at the End of the World“ porträtiert. Die Zusammenarbeit setzen die beiden 2016 fort und drehen für Netflix „Into the Inferno“. In eindrucksvollen Bildern nähern sich Herzog und Oppenheimer in dieser Dokumentation der gefährlichen Schönheit von Vulkankratern ebenso, wie den Geschichten und Mythen der Menschen, die in ihrer Nähe leben. Im Rahmen von „Rhetorik und Wissen“ wird Oppenheimer nun von seinen Erfahrungen rund um den Film berichten. An die Vorführung von „Into the Inferno“ (OmU, 28. Oktober, Kino Arsenal Tübingen, 20 Uhr) schließt eine offene Fragerunde an. 

Möglichkeiten, Bedingungen und Grenzen der Wissenschaftskommunikation

Über seine Erfahrung in beiden Welten, der Wissenschaft und der Kunst, diskutiert Oppenheimer zudem beim Workshop „Wissenschaft anschaulich kommunizieren“ (28. 29. Oktober, Forum Scientiarum, Tübingen). In der Masterclass „Portrait of the Scientist as an Artist“ führt er hinter die Kulissen von Filmproduktionen und reflektiert die Spannung zwischen der Rolle des Wissenschaftlers und des Geschichtenerzählers im Dokumentarfilm. Oppenheimer und weitere Expertinnen und Experten – unter anderem sind auch die künstlerische Forscherin Johanna Barnbeck und der Tübinger Professor für Rhetorik und Wissenskommunikation, Olaf Kramer, beteiligt – wollen über die Grenzen der wissenschaftlichen Disziplinen hinaus dabei helfen, die eigene Forschung in allgemein verständliche Worte und Bilder zu bringen. Der Workshop lotet Möglichkeiten, Bedingungen und auch Grenzen der Wissenschaftskommunikation aus und ist als Impuls an den wissenschaftlichen Nachwuchs zu verstehen, Forschung in die Öffentlichkeit zu bringen. Ein Ziel, das auf reges Interesse stößt: Innerhalb kurzer Zeit waren die 15 zur Verfügung stehende Plätze belegt – von Forschenden aus ganz unterschiedlichen Richtungen, wie etwa den Neurowissenschaften, der Physikdidaktik oder der klassischen Archäologie.

Mit Workshop, Film und Vortrag versteht sich die vom Seminar für Allgemeine Rhetorik veranstaltete und von der Klaus Tschira Stiftung, Heidelberg, geförderte Reihe „Rhetorik und Wissen“ als Vermittlerin von wissenschaftlicher Erkenntnis in die Öffentlichkeit. Ihr Anspruch ist es, der enormen gesellschaftlichen Bedeutung von Wissenschaftskommunikation Rechnung zu tragen, indem herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ihre Forschung verständlich und anschaulich präsentieren.

Dr. Markus Gottschling, Seminar für Allgemeine Rhetorik

Weitere Informationen:

Rhetorik und Wissen 2019

Prof. Dr. Clive Oppenheimer (University of Cambridge)
Volcanoes. Eruptions that Change the World

29. Oktober 2019. 20 Uhr
HS 25, Kupferbau, Uni Tübingen
Eintritt frei

Into the Inferno (OmU)
28. Oktober 2019. 20 Uhr
Arsenal Kino, Tübingen
Eintritt frei
Im Anschluss: Gespräch mit den Mitwirkenden Clive Oppenheimer & Yonatan Sahle (Archäologie, Uni Tübingen)

Wissenschaft anschaulich kommunizieren
Workshop für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler
28.-29. Oktober 2019
In Kooperation mit dem Forum Scientiarum

Alle Informationen auch auf der Webseite von Rhetorik und Wissen

Kontakt:

Dr. Markus Gottschling
Universität Tübingen
Seminar für Allgemeine Rhetorik
Forschungsstelle Präsentationskompetenz
+49 7071 29-77418
markus.gottschlingspam prevention@uni-tuebingen.de 

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