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14.05.2020

Tübinger Absolventin erhält Preis für Mathematik-Lernspiel „Ganita“

Wie zerlege ich eine Zahl in ihre Primfaktoren? Wie kann ich verschiedene geometrische Figuren beschreiben und was nützt der Dreisatz im Alltag? Fragen wie diese beschäftigen Schülerinnen und Schüler im neuen Mathematik-Lernspiel „Ganita“. Entwickelt und erprobt wurde es von der Tübinger Doktorandin Anja Fetzer im Rahmen ihres Lehramtsstudiums gemeinsam mit Mathematik-Professorin Carla Cederbaum. Das Spiel darf kostenlos genutzt werden und steht zum Download auf der Mathematik-Kommunikationsplattform IMAGINARY zur Verfügung.

Ganita (Sanskrit für Mathematik) wurde als Brettspiel für Fünft- und Sechstklässler des Gymnasiums konzipiert. Während sich die Teams mit ihren Spielfiguren auf dem Spielbrett bewegen, müssen sie Aufgaben aus fünf verschiedenen Kategorien lösen. Neben Rechenfertigkeiten sind hier auch kreatives Denken, zeichnerischer und sogar pantomimischer Einsatz gefragt. 

So stellen die Teams beispielsweise Begriffe wie „Kehrwert“ pantomimisch dar. Mit der physischen Komponente sollen Spielerinnen und Spieler tiefgehend aktiviert und motiviert werden: Nach der „Embodiment-Theorie“ haben auch sensorische und motorische Prozesse Einfluss auf unsere kognitiven Prozesse ‒ körperliche Aktivität kann also den Lernprozess beeinflussen. Andere Fragestellungen unterstützen kreative Problemlösung und beeinflussen die Haltung und Überzeugungen der Schülerinnen und Schüler zur Mathematik. Die Spielmechanismen fördern die Zusammenarbeit innerhalb der Teams und helfen, die Klasse intrinsisch zu motivieren.

Die Aufgaben orientierten sich sowohl am Bildungsplan Baden-Württembergs (2016) als auch an Problemen aus der außerschulischen mathematischen Welt, erklärt Anja Fetzer, die das Spiel bei Unterrichtseinsätzen an Tübinger Schulen erprobte. Sie stieß auf positives Feedback: „Ganita ist super!“, zog die Tübinger Lehrerin Adelheid Müller Bilanz. „Ich benutze die Spielkarten häufig als kurzweilige Ergänzung im Unterricht der Mittelstufe. Es regt zum Nachdenken und Diskutieren an. Die Lernenden haben Spaß damit. Vielleicht auch, weil es nicht einfach Regeln und Ergebnisse abfragt, sondern Sinnzusammenhänge wachsen lässt.“ 

„Die Aufgaben wiederholen und festigen Wissen und animieren die Schülerinnen und Schüler dazu, ihr Wissen in unterschiedlichen Kontexten anzuwenden“, sagt Anja Fetzer. „Dadurch erkennen diese die Relevanz von Mathematik in unserer Welt.“ Für ihre Arbeit wurde sie von der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) als „Mathemacherin der Monate Mai und Juni 2020“ ausgezeichnet. Das Spiel hatte sie 2019 am Fachbereich Mathematik der Universität Tübingen gemeinsam mit Carla Cederbaum, Professorin für Differentialgeometrie und Mathematische Relativitätstheorie, fertig gestellt. Eine print-on-demand-Version von Ganita sowie Übersetzungen in andere Sprachen seien geplant. Aus aktuellem Anlass soll auch eine Corona-play@home-Version des Spiels ausgearbeitet werden. „Feedback zum Spiel ist herzlich willkommen“, sagt die Mathematikerin.

Zusätzlich entstand ein Begleitheft für Lehrkräfte, das Möglichkeiten aufzeigt, wie Ganita gewinnbringend im Unterricht eingesetzt werden kann (https://imaginary.org/sites/default/files/begleitheft.pdf). Außerdem steht auf der IMAGINARY-Seite unter „Download“ eine Enzyklopädie bereit, in der die im Spiel genannten Mathematikerinnen und Mathematiker vorgestellt und möglicherweise unbekannte Begriffe erklärt werden.

Carla Cederbaum/Antje Karbe

 

Kontakt:

Prof. Dr. Carla Cederbaum und Anja Fetzer
Universität Tübingen
Fachbereich Mathematik
ganitaspam prevention@math.uni-tuebingen.de 

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