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30.06.2025
Globaler Süden und Funktionsweise der Retina: zwei neue DFG-Graduiertenkollegs für Tübingen
Die DFG-Graduiertenkollegs sind am Interdisciplinary Centre for Global South Studies (ICGSS) und am Forschungsinstitut für Augenheilkunde angesiedelt
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert zwei neue DFG-Graduiertenkollegs (GRK) an der Universität Tübingen:
- Das GRK 3105 „Figurationen des Prekären im Globalen Süden“ ist angesiedelt am Interdisciplinary Centre for Global South Studies (ICGSS),
- das internationale GRK „Energie vs. Information: Identifizierung der Grenzen, die die Funktion der Netzhaut und des visuellen Systems bestimmen (Limits2Vision)“ am Forschungsinstitut für Augenheilkunde.
Die Förderung beginnt im Frühjahr 2026 und geht jeweils über fünf Jahre. Ein Folgeantrag für eine zweite Förderphase von vier Jahren kann im Anschluss gestellt werden.
Graduiertenkolleg „Figurationen des Prekären im Globalen Süden“
Im Zeitalter der beschleunigten Globalisierung mit ihren vielfältigen sozialen, ökonomischen und ökologischen Krisen erweist sich das Begriffsfeld des Prekären aktuell als eines der zentralen Instrumente zur Zeitdiagnose. Das Graduiertenkolleg „Figurationen des Prekären im Globalen Süden“ lotet den Nutzen dieses Begriffsfelds als Analysekategorie zur Untersuchung der Gesellschaften und Kulturen des Globalen Südens kritisch aus. Es profitiert dafür von dem am Interdisciplinary Centre for Global South Studies (ICGSS) der Universität Tübingen etablierten internationalen Forschungsumfeld, das Afrika-, Asien- und Lateinamerikastudien vernetzt. Beteiligt an diesem Projekt sind Forscherinnen und Forscher aus der Literatur- und Kulturwissenschaft, der Sozial- und Politikwissenschaft, der Geschichte, der Anthropologie, der Erziehungswissenschaft, der Rechtswissenschaft und der Ethik.
Zentrale Fragestellungen des künftigen Graduiertenkollegs sind: Inwiefern nehmen Individuen und Gemeinschaften alltägliche Lebenssituationen, soziale Umstände oder Interaktionen als prekär wahr? Welche kulturellen Deutungsmuster ziehen sie zum Verständnis und zur Bewertung des Prekären heran? Und welche Taktiken und Strategien entwickeln sie für den Umgang damit? Diesen und weiteren Fragen gehen die Projektmitglieder nach. Der Globale Süden wird dabei als Verflechtungsraum begriffen, in dem sich Elemente westlicher Modernisierung mit regional typischen Modellen der Problemlösung und Welterzeugung überschneiden. Ziel des Graduiertenkollegs ist es, den Globalen Süden als einen Ort der Emergenz von zivilgesellschaftlicher Agency, Resilienz und Resistenz bzw. im Sinne der Post Development Studies als einen Ort der Wissensproduktion zu begreifen.
Kontakt:
Prof. Dr. Sebastian Thies
Universität Tübingen
Romanisches Seminar
Wilhelmstr. 50
72074 Tübingen
Tel. +49 7071 29-74301
https://uni-tuebingen.de/de/33768
Internationales Graduiertenkolleg „Energie vs. Information: Identifizierung der Grenzen, die die Funktion der Netzhaut und des visuellen Systems bestimmen“
Die Netzhaut (Retina) mit ihrem komplexen Netzwerk aus mehr als 100 Zelltypen spielt eine entscheidende Rolle bei der frühen visuellen Signalverarbeitung und der Weiterleitung verhaltensrelevanter Informationen an das Gehirn. Da diese ersten wichtigen Schritte des Sehens viel Energie erfordern, ist die Netzhaut der größte relative Energieverbraucher im menschlichen Körper. Das internationale GRK „Energie vs. Information: Identifizierung der Grenzen, die die Funktion der Netzhaut und des visuellen Systems bestimmen (Limits2Vision)“ widmet sich der Erforschung dieses empfindlichen Gleichgewichts, also jener Mechanismen, die es der Retina ermöglichen, ihren Energiebedarf zu bewältigen und gleichzeitig visuelle Informationen effizient zu verarbeiten. Sprecher des neuen iGRK ist Professor Dr. Thomas Euler vom Forschungsinstitut für Augenheilkunde, Kooperationspartner ist das Institut de la Vision in Paris.
Kontakt:
Professor Dr. Thomas Euler
Universität Tübingen
Forschungsinstitut für Augenheilkunde / Werner Reichardt Centre for Integrative Neuroscience (CIN)
Otfried-Mueller-Str. 25
72076 Tübingen
E-Mail: thomas.eulerspam prevention@cin.uni-tuebingen.de
Tel. +49 7071 29-85028
https://www.eye-tuebingen.de/labs/main-labs/euler-lab/members/thomas-euler
Großer Erfolg für die Universität
Professorin Dr. Dr. h.c. (Dōshisha) Karla Pollmann, Rektorin der Universität Tübingen betont: „Ich freue mich sehr über diesen außerordentlichen Erfolg für die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und auch für die Universität Tübingen insgesamt. Er verdeutlicht, wie breit die Universität im Bereich der internationalen Spitzenforschung aufgestellt ist. Bereits vor einigen Jahren haben wir ganz gezielt damit begonnen, unsere Forschungen zu Afrika, Asien und Lateinamerika stärker zu bündeln, um die Synergien interdisziplinärer Forschung bestmöglich zu nutzen. Auch die Tübinger Augenheilkunde betreibt seit Jahren Spitzenforschung auf internationalem Topniveau. Dies spiegelt sich jetzt auch in der Förderung der neuen Graduiertenkollegs durch die DFG wider.“
Maximilian von Platen
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