Uni-Tübingen

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12.09.2018

Jennifer Svaldi neue Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen

DGESS wählt Tübinger Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie in den Vorstand

Jennifer Svaldi. Foto: Melanie Schmidt

Die Deutsche Gesellschaft für Essstörungen (DGESS) hat einen neuen Vorstand gewählt, neue Vizepräsidentin ist Dr. Jennifer Svaldi, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Tübingen.

Die DGESS hat zum Ziel, die Forschung auf dem Gebiet der Essstörungen zu fördern und die Befunde in die Praxis zu tragen. 

Essstörungen zählen zwar nicht zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, sind jedoch mit gravierenden körperlichen und psychosozialen Folgeerscheinungen verbunden und nehmen unbehandelt zumeist einen chronischen Verlauf. Zu den bekanntesten Formen zählt die Anorexia nervosa, auch Magersucht genannt. Sie ist unter anderem durch ein extrem niedriges Gewicht gekennzeichnet. Kernsymptom der Bulimia nervosa sind wiederkehrende Essanfälle, gefolgt von kompensatorischen Strategien wie beispielsweise selbst herbeigeführtem Erbrechen oder der Einnahme von abführenden Medikamenten. Ähnlich wie die Bulimia nervosa ist auch die Binge Eating-Störung von Essanfällen gekennzeichnet, allerdings zeigen die Betroffenen hier keine regelmäßigen Kompensationsstrategien. Zu den weniger bekannten Essstörungen zählt beispielsweise Pica, bei der nicht nahrhafte und nicht zum Verzehr bestimmte Stoffe von den Betroffenen zu sich genommen werden, zum Beispiel Erde, Seife oder Wolle. 

Studien zeigen, dass sich die Rate an Neuerkrankungen bei Essstörungen in den letzten Jahren entgegen der Erwartungen nicht erhöht hat. Besorgniserregend ist jedoch, dass Personen immer jüngeren Alters an Essstörungen erkranken. Die Behandlungserfolge für Essstörungen sind nicht zufriedenstellend; dies gilt insbesondere für die Anorexia nervosa. Diese eher schlechten Prognosen hängen auch damit zusammen, dass es zwar viele Hinweise auf einzelne Risikofaktoren gibt, die an der Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen beteiligt sind – beispielsweise ein geringes Selbstwertgefühl oder Figur- und Gewichtssorgen –, dieses Wissen jedoch weiterhin sehr fragmentarisch ist. Auch werden Forschungsergebnisse oft nicht oder mit einem großen zeitlichen Verzug in die Praxis getragen beziehungsweise von ihr aufgenommen. 

An dieser Schnittstelle setzt die Aktivität der DGESS an. Ziel der interdisziplinären Fachgesellschaft ist es, durch die kontinuierliche Zusammenarbeit von Expertinnen und Experten aus verschiedenen medizinischen und psychologischen Disziplinen Forschung hinsichtlich der Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen sowie deren Behandlung zu fördern. Darüber hinaus will die Vereinigung der Versorgungslandschaft auf der Basis der Forschungsbefunde evidenzbasierte Empfehlungen zur Behandlung von Essstörungen vermitteln. Durch diese Aktivitäten sollen Prävention, Früherkennung, Diagnostik und Therapie von Essstörungen optimiert werden, wobei die Interessen der Betroffenen und der Angehörigen in Deutschland bestmöglich vertreten werden. 

Zur neuen Präsidentin der DGESS wurde Dr. Silja Vocks, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Osnabrück, gewählt. Die Funktion des Schatzmeisters hat weiterhin Dr. Hans-Christoph Friederich, Professor für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universität Düsseldorf, inne. Neu im Amt als Schriftführer bzw. Beisitzer sind Dr. Stefan Ehrlich, Professor für Psychosoziale Medizin und Entwicklungsneurowissenschaft an der Universität Dresden, und Dr. Martin Teufel, Professor für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universität Duisburg-Essen. 

Maximilian von Platen

Kontakt: 

Prof. Dr. Jennifer Svaldi
Universität Tübingen 
Institut für Psychologie 
Schleichstraße 45
72076 Tübingen 
Tel: +49 7071 29-77301 
jennifer.svaldi@uni-tuebingen.de

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