Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 3/2010: Alumni Tübingen
Tübinger Alumnus Fuad Rifka mit Goethe-Medaille ausgezeichnet
Der libanesische Philosoph und Übersetzer promovierte vor 45 Jahren in Tübingen
Einmal jährlich wird an Goethes Geburtstag, dem 28. August, in Weimar die Goethe-Medaille verliehen. Zu den diesjährigen drei Preisträgern gehört auch der Tübinger Alumnus Professor Dr. Fuad Rifka, libanesischer Dichter, Übersetzer und Philosoph.
Fuad Rifka, Jahrgang 1930, studierte in Beirut Philosophie und kam in den frühen 1960er-Jahren mit einem DAAD-Stipendium nach Tübingen, um hier die deutschen Philosophen zu studieren. „Ursprünglich bin ich ein Dichter“, sagte Rifka vor einiger Zeit in einem Interview im Deutschlandradio. „Aber gleichzeitig hatte ich eine große Neigung, Philosophie zu studieren.“ An der Universität Tübingen promovierte er 1965 über die Ästhetik Martin Heideggers, der Titel seiner Dissertation lautete „Studien zur Ästhetik Martin Heideggers und Oskar Beckers“.
Anschließend lehrte Professor Rifka von 1966 bis 2005 an der American Lebanese University in Beirut Philosophie. Die deutschen Philosophen gehörten dabei immer fest zu seinem Lehrplan. Der Lyrik blieb er dennoch über die Jahre hinweg treu, übersetzte viele deutsche Dichter ins Arabische und veröffentlichte auch eigene Gedichte.
Seiner Alma Mater ist er auch heute noch sehr verbunden und denkt gerne an seine Zeit in Tübingen zurück: „Meine Sehnsucht nach Tübingen ist unauslöschlich.“
Rifkas Liebe zur deutschen Sprache, speziell zur deutschen Dichtung, geht auf eine zufällige Entdeckung im Beiruter Goethe-Institut vor über vierzig Jahren zurück. Dort fand er eine englische Ausgabe der „Duineser Elegien“ von Rilke. Diese Gedichte weckten in ihm den Wunsch, diese direkt vom Deutschen ins Arabische zu übersetzen. Bis zu diesem Zeitpunkt war deutsche Dichtung hauptsächlich als englische oder französische Übersetzung in den arabischen Sprachraum gelangt – Rifka betrat also Neuland. Durch seine Übertragungen wurden erstmalig deutsche Dichter wie Hölderlin, Novalis oder Rilke den arabischen Lesern direkt in ihrer Muttersprache zugänglich. Er war also ein Trendsetter oder – wie es der Autor und Übersetzerkollege Stefan Weidner in seiner Laudatio ausdrückte – „eine Lebensader des deutsch-arabischen Kulturaustauschs“.
Heute ist der syrisch-stämmige Dichter nicht nur auf seinem ureigenen Gebiet einer der wichtigsten Vermittler und Brückenbauer zwischen der deutschen und der arabischen Welt.
Die Goethe-Medaille wird seit 1954 einmal jährlich an Persönlichkeiten verliehen, die sich um die deutsche Sprache und Kultur im Ausland verdient gemacht haben. In der Regel können nur Ausländer diesen Orden erhalten. Eine der wenigen Ausnahmen ist ebenfalls ein Alumnus aus Tübingen, nämlich der Kunsthistoriker Professor Dr. h. c. mult. Werner Spies (*1937), der sich um deutsch-französischen Kulturaustausch verdient gemacht hat.
Krishna-Sara Kneer
Links zum Thema:
Das Goethe-Institut über Fuad Rifka: http://www.goethe.de/uun/gme/pre/de6388167.htm (Informationen über Rifka, Laudatio von Stefan Weidner, Dankesworte Rifkas und Festrede von Jürgen Trabant)
Interview vom 29.08. im Deutsche Welle TV anlässlich der Verleihung der Goethe-Medaille: http://www.youtube.com/watch?v=7xpv49rPZUQ
Allgemeine Informationen zur Goethe-Medaille: http://www.goethe.de/uun/gme/deindex.htm