Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 3/2010: Forschung

Ungelöste Rätsel der Arterienverkalkung

Dr. Harald Langer erhält eine Lichtenberg-Professur

Der Mediziner Dr. Harald Langer erhält eine Stiftungsprofessur in der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen. Langer ist einer von vier Lichtenberg-Professoren dieses Jahres. Mit den Lichtenberg-Professuren fördert die Volkswagenstiftung seit 2003 herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler in innovativen Lehr- und Forschungsfeldern. Harald Langer wird nun fünf Jahre lang mit 1,2 Millionen Euro gefördert. Eine Verlängerung der Förderdauer um drei Jahre ist möglich.


Die interdisziplinäre Verknüpfung der Kardiologie mit immunologischen Aspekten war mit entscheidend dafür, dass die Volkswagenstiftung das Forschungsprojekt, mit dem Langer sich beworben hat, durch die Stiftungsprofessur fördern wird. Hinzu kam, dass Langer bereits mehrere hohe Auszeichnungen bekommen hat. Von der Fakultät fühlt er sich voll unterstützt. „Meine Bewerbung für die Professur wurde von der Universität Tübingen nachhaltig gefördert. Da hatte ich sehr gute Unterstützung.“


Mit den Fördergeldern der Volkswagenstiftung wird Langer eine Arbeitsgruppe aufbauen, die sich mit der Arteriosklerose befassen wird. Die Erforschung dieser Krankheit, die unter anderem zu Thrombosen, Herzinfarkten und Schlaganfällen führen kann, hat in den letzten Jahren zu Überraschungen und offenen Fragen geführt. „Früher“, so sagt Langer, „hat man von einer Verkalkung oder Verfettung der Gefäße gesprochen. In den letzten Jahren ist ein sehr wichtiger Aspekt hinzugekommen: Man denkt nun auch, dass eine Entzündung eine Rolle spielen kann.“ Bestimmte Zellen des Immunsystems, die sogenannten dendritischen Zellen, scheinen Einfluss darauf zu haben, wie eine Arteriosklerose sich entwickelt.


Die dendritischen Zellen, die ihren Namen von ihrer verzweigten Form haben, fungieren als Wächter des Immunsystems. Sie beeinflussen die T-Zellen des Immunsystems und damit die Immunabwehr des Körpers. Welche Rolle diese Zellen für die Verkalkung der Arterien spielen, ist noch kaum untersucht. „ Dazu gibt es bisher sehr wenige Berichte, und diejenigen, die es gibt, kommen zu sehr kontroversen Ergebnissen“, sagt Langer. „Manche Berichte sagen, die Anwesenheit einer großen Zahl dendritischer Zellen dämpfe die Arteriosklerose. Aber vor einem Jahr gab es auch einen Bericht, der zum gegenteiligen Ergebnis kam. Die Arteriosklerose geht demnach zurück, wenn weniger dendritische Zellen vorhanden sind.“ Hier setzt Langers Forschungsprojekt an. „Es gibt einen großen Klärungsbedarf. Man muss die Mechanismen genau untersuchen.“ Das will Langer mit Hilfe unterschiedlicher Forschungsansätze tun. Sein Forschungsprojekt heißt deshalb: „Der Einfluss von dendritischen Zellen auf die Arteriosklerose“.


Weitere Informationen über die Lichtenberg-Professuren: www.volkswagenstiftung.de


Rainer Klüting

 

Dr. Harald Langer ist 33 Jahre alt und stammt aus Landshut. Er hat in Magdeburg und München Medizin studiert und in Magdeburg promoviert. Schon in München begann er mit seinen Forschungen, die sich bis heute um Erkrankungen der Gefäße und Heilungsmöglichkeiten drehen. Als sein Münchner Lehrer, Prof. Dr. Meinrad Paul Gawaz, im Jahre 2004 den Lehrstuhl für Kardiologie an der Universität Tübingen übernahm und Ärztlicher Direktor der Abteilung für Innere Medizin III an der Medizinischen Klinik des Universitätsklinikums wurde, kam Langer mit nach Tübingen. Dort setzte er neben seiner Tätigkeit als Arzt am Klinikum seine Forschungen auf dem Arbeitsgebiet der Abteilung, der Kardiologie und der Kreislauferkrankungen fort. Seit 2007 konnte er seine Forschungen auf ein für seine künftigen Projekte wichtiges Gebiet erweitern. Er ging mit einem Stipendium der Nationalen Akademie der Wissenschaften für drei Jahre an die National Institutes of Health (NIH) der USA und arbeitete dort in der Abteilung für experimentelle Immunologie.


Langer erhielt 2005 den Wilhelm August und Lieselotte Becht Forschungspreis der Deutschen Stiftung für Herzforschung, 2006 den Ursula Händel Tierschutzpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), und 2009 verliehen ihm die NIH den Fellow Award of Research Excellence (FARE).