Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2011: Studium und Lehre
„Omics Technologies“ – Tübinger Studierende bei Summer School in Südkorea
Technologiecluster „Daedeok Innopolis“ zeichnet sich aus durch Kooperation von Universitäten, Forschungseinrichtungen und Industrie.
Tübinger Studierende der Molekularen Medizin, Humanmedizin, Biologie und Bioinformatik reisten im August 2011 nach Südkorea, um an der Chungnam National University in Daejeon an der Summer School „Advanced Omics Technologies in Bio-Medical Sciences“ teilzunehmen. Der Workshop wurde von der „Graduate School of Analytical Science and Technology” (GRAST) in Daejeon veranstaltet.
Organisiert wurde die Summer School von Professor Dr. Dr. Hermann Schlüsener von der Abteilung Neuropathologie der Universität Tübingen. Grundlage für das Zustandekommen dieser Summer School ist die Kooperation mit dem Korea Basic Science Institute (KBSI) im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten Projekts KORANET sowie das Partnerschaftsabkommen zwischen der Universität Tübingen und der Chungnam National University. Die Summer School wurde außerdem finanziell durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) unterstützt.
Daejeon ist mit rund zwei Millionen Einwohnern eine der größten Städte Südkoreas. Sie ist international bekannt für ihr Technologiecluster „Daedeok Innopolis“, das sich durch die erfolgreiche Kooperation von Universitäten, Forschungseinrichtungen und Industrie auszeichnet und Schnittstellen für die Umsetzung innovativer Technologien schafft. Hierbei spielen die Chungnam National University und das Korea Basic Science Institute eine tragende Rolle. Gemeinsam gründeten sie die Graduate School of Analytical Science and Technology, um Synergieeffekte durch die Kombination von Lehre und Forschung zu erzielen. Das Curriculum umfasst die Theorie von Technologien in den Nano-, Bio- und Umweltwissenschaften sowie die konkrete Anwendung am KBSI.
Während des Workshops stellten die GRAST-Mitarbeiter ihre Forschungsbereiche und Labore vor. Beeindruckend war vor allem die Vielzahl und Größe der Geräte, mit denen kleinste Teilchen erforscht werden. So erklärte Professor Youn-Joong Kim das zwölf Meter hohe Elektronenmikroskop der Graduate School, das mittels Elektronen die Struktur von atomaren Einheiten abbilden kann. Die Auflösung von 0,12 Nanometer ist um ein Vielfaches höher als bei einem herkömmlichen Lichtmikroskop (ca. 200 Nanometer). Durch eine Kippfunktion können außerdem Bilder eines Objekts aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen werden. Das Mikroskop wird vor allem in der Materialforschung, in der Chemie und der Biomedizin eingesetzt.
Ein weiteres Arbeitsgebiet ist die Entwicklung eines „Human Brain Atlas“ der Gruppe um Professor Dr. Young-Mok Park. Ihr Ziel ist es, Proteine im Gehirn zu lokalisieren und zu definieren, um so die Ursachen für die Alzheimersche Erkrankung bestimmen und Therapiemöglichkeiten entwickeln zu können. Bei der Alzheimerschen Erkrankung kommt es zu Änderungen der Struktur des Eiweißgewebes, die zu Gedächtnis- und Orientierungsverlust führen.
Mit Hilfe der Nanotechnologie entwickeln Professor Dr. Aminur Rahman und Professor Dr. Dong-Kwon Lim Methoden zur Früherkennung von Tumoren und zur Definition von Biomarkern der Alzheimerschen Erkrankung. Mit molekularen Sensoren und Magnetresonanztomographie lassen sich Tumore bereits in einem sehr frühen Stadium entdecken.
Darüber hinaus organisierten die Mitarbeiter von GRAST ein abwechslungsreiches kulturelles Programm. Bei einem „Samulnori“-Konzert mit traditioneller koreanischer Percussion-Musik erlebten die Studenten die Dynamik und Energie des Zusammenspiels von Trommeln und Gongs. Diese Musik spirituellen Charakters wurde früher bei Zeremonien eingesetzt und für moderne Bühnen weiterentwickelt. Bei einem Karaoke-Abend mit den koreanischen Studierenden erprobten die Tübinger Studenten dann ihr eigenes musikalisches Talent. Im Anschluss an den Workshop in Daejeon reiste die Gruppe weiter nach Seoul. Dort hatte sie die Möglichkeit, aktiv am Leben in einem buddhistischen Tempel teilzunehmen und in den Königspalästen durch die koreanische Geschichte zu streifen. Einer der Paläste, der Changdeokgung-Palast, diente bis 1989 als Wohnsitz der königlichen Familie und ist heute UNESCO-Weltkulturerbe.
Tübinger Studierende haben auf Grund der Austauschvereinbarungen jedes Jahr die Möglichkeit an der Chungnam National University in Daejeon oder auch an verschiedenen Universitäten in Seoul und Cheju zu studieren. Die Chungnam National University ist eine der renommiertesten Universitäten Südkoreas. Sie wurde 1952 gegründet, umfasst 16 Colleges und 72 Forschungsinstitute und hat mehr als 30.000 Studierende.
Franziska Krauße