Am Karsamstag ist Volker Drehsen, Dekan der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen und Professor für Praktische Theologie nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 64 Jahren verstorben.
Geboren wurde Drehsen 1949 in Arnsberg/Westfalen. Sein Studium führte ihn über Wuppertal und Köln nach Tübingen, wo er neben der Theologie intensiv religionssoziologische Studien betrieben hat. Noch als Student veröffentlichte er gemeinsam mit Günter Kehrer und Karl Wilhelm Dahm Das Jenseits der Gesellschaft. Religion im Prozess sozialwissenschaftlicher Kritik sowie weitere Aufsätze, die eine große Erschließungskraft haben, gegenwärtige Formen religiöser Sozialität zu beschreiben. Die frühen Aufsätze, die den Rang von Klassikern erlangt haben, sind unter dem Titel Der Sozialwert der Religion (2009) wieder aufgelegt worden.
Im Anschluss an die beiden kirchlich-theologischen Dienstprüfungen und das Vikariat in Hayingen war er von 1978 bis 1983 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Praktische Theologie bei Professor Dr. Dr. Dietrich Rössler. Dieser verstand es nicht nur, das Interesse Volker Drehsens an Fragen der Ethik und der Religionssoziologie auf das Feld der Praktischen Theologie zu lenken, sondern war – ebenso wie Professor Dr. Trutz Rendtorff, München – auch zeitlebens ein enger Vertrauter.
Von 1983 bis 1988 war Volker Drehsen Pfarrer in Reutlingen-Altenburg und schloss während dieser Zeit sein opus magnum ab. Das zweibändige, über 1000 Seiten starke Buch Neuzeitliche Konstitutionsbedingungen der Praktischen Theologie, 1988 erschienen, integriert die Dissertation und die Habilitationsschrift, die 1985 und 1986 von der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen angenommen wurden. In diesem Werk rekonstruiert er die Entstehung der Praktischen Theologie im 19. und 20. Jahrhundert als eine eigenständige wissenschaftliche Disziplin, die auf Entkirchlichungsprozesse religiöser Praxis und die Säkularisierung der modernen Gesellschaft reagiert. Mit dieser religions- und gesellschaftstheoretischen Grundlegung der Praktischen Theologie hat er wie wenige andere wesentlich zur Selbstverständigung des Faches beigetragen. Diesen Anregungen sind später viele seiner Schülerinnen und Schüler gefolgt.
Von 1988 bis 1991 war Volker Drehsen Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft, bevor er 1991 auf die Professur für religiöse Sozialisation und Erwachsenenbildung an der Universität Bayreuth berufen wurde. 1994 folgte er dem Ruf auf den Lehrstuhl für Praktische Theologie mit Schwerpunkt Homiletik nach Tübingen. Seit dieser Zeit war er auch Frühprediger an der Stiftskirche Tübingen und Direktor der Evangelischen Predigeranstalt mit Sitz in der Schlosskirche. Sowohl in seinen homiletischen Seminaren bei der Predigtkritik mit Studierenden als auch in seiner Predigtlehre, in der er die Predigt als Kunstwerk entfaltete, und nicht zuletzt in seiner eigenen Predigtpraxis war für Volker Drehsen die protestantische Rede von der Rechtfertigung von besonderer Bedeutung. Eindrucksvolle Beispiele des Gelingens zeitgenössischer religiöser Rede bietet sein Predigtband Rechtfertigungsgeschichten. Protestantisch predigen (2002).
Volker Drehsen hat die Praktische Theologie im Anschluss an Friedrich Schleiermacher als Beitrag zur Orientierung kirchlichen Handelns verstanden. Im Zentrum seines Œuvres stehen die elementaren alltagsweltlichen und biografischen Lebensvollzüge der Religion und die Notwendigkeit, plurale Religionskulturen in der Volkskirche integrieren zu können. Der Titel seiner umfassenden Aufsatzsammlung Wie religionsfähig ist die Volkskirche? Sozialisationstheoretische Erkundungen neuzeitlicher Christentumspraxis (1994) signalisiert das kritische Potential, das die Frage nach der Integrationsfähigkeit gelebter Religiosität für die Institution birgt. Häufig hat er die Formulierung Ernst Troeltschs von der „Elastizität“ der Volkskirche aufgenommen. Am Editionsprojekt der Kritischen Gesamtausgabe von Ernst Troeltsch war er maßgeblich beteiligt.
Die Aufgabe der Praktischen Theologie besteht nach Drehsen darin, „Rechenschaft über das hermeneutisch-qualitative Verständnis der gegenwärtigen Christentumspraxis“ zu geben und nicht etwa Handlungsanweisungen und Lösungsmodelle für Akteure anzubieten. Als Kurator im Pfarrseminar der evangelischen Landeskirche hat er für die Tiefenschärfe wissenschaftlicher Diagnosen und theologischer Urteilskraft in der Kirche geworben.
Die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Tübingen ist Volker Drehsen für seine langjährige fakultätsleitende Tätigkeit zu großem Dank verpflichtet. Er war von 1996–2000 und erneut ab 2010 Dekan der Fakultät. Über sein fakultäts- und universitätspolitisches Engagement hinaus bleibt er als stupend gebildeter, rhetorisch hochbegabter und nicht zuletzt humorvoller Repräsentant der Fakultät in lebendiger Erinnerung.
Sein wissenschaftliches Interesse war in den letzten Jahren insbesondere auf das Verhältnis von Religion und Kunst konzentriert. Seine Arbeiten zur historischen Kanzelforschung, zu Hiobbildern in christlicher und moderner Kunst, zu Theodor Fontanes Pfarrerbildern und Illustrationen von Dantes Göttlicher Komödie sind als Ringvorlesungen im Studium generale einer breiten Tübinger Öffentlichkeit zugute gekommen.
Studierenden begegnete in Volker Drehsen ein äußerst gebildeter, interdisziplinär arbeitender, stets überlegt sprechender Lehrer, der in seinen Seminaren auch viel von seiner Person eingebracht hat. Seine Doktorandenkolloquien, die auch fortgeschrittenen Studierenden offen standen und mit sorgfältig vorbereiteten Exkursionen verbunden waren, lagen ihm besonders am Herzen.
Mit Volker Drehsen verliert die akademische Welt einen ausgewiesenen Forscher, engagierten Lehrer und hoch geschätzten Kollegen.
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