Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2014: Forschung

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Tübinger Geisteswissenschaften punkten im QS Subject Ranking

Beim aktuellen „QS World University Ranking by Subject“ ist die Universität Tübingen mit 12 Fachbereichen unter den 200 besten Universitäten weltweit vertreten. Das Ranking basiert auf den Daten des „QS World University Rankings“. Dafür wurden mehr als 3.000 Hochschulen evaluiert, rund 70.000 Wissenschaftler und Arbeitgeber weltweit befragt und Zitationsanalysen ausgewertet.


Tübingen punktet diesmal vor allem in den Geisteswissenschaften: Mit den Fachbereichen Geschichte/Archäologie, Neuphilologie und Philosophie liegt die Universität jetzt unter den 100 Spitzenuniversitäten weltweit ‒ gemeinsam mit der Linguistik, die schon im vergangenen Jahr unter den TOP 100 platziert war. In den Naturwissenschaften sind die Tübinger Geowissenschaften auch dieses Jahr wieder unter den TOP 100 zu finden.


Erstmals unter die TOP 200 schafften es die Tübinger Fachbereiche Mathematik und Wirtschaftswissenschaften. Hier ist auch die Astro- und Elementarteilchenphysik platziert, die im vergangenen Jahr sogar noch besser abgeschnitten hatte (2013: TOP 150). Die Universität Tübingen liegt zudem mit allen vier Kategorien der Lebenswissenschaften unter den TOP 150 weltweit: Pharmazie und Psychologie (2013 ebenso) sowie die Biowissenschaften und Medizin (2013 unter den TOP 100). In Deutschland belegt die Tübinger Medizin damit Platz 5, hinter der Universität Heidelberg, der LMU München, der TU München und der Humboldt-Universität zu Berlin.

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37 Lichtjahre langer Teilchenstrahl in unserer Milchstraße entdeckt

Wissenschaftler des Instituts für Astronomie und Astrophysik der Universität Tübingen sind an einer außergewöhnlichen Entdeckung in unserer Milchstraße beteiligt: In einem internationalen Forschungsprojekt beobachteten Astrophysiker einen „Pulsar“, also einen schnell rotierenden Neutronenstern, der vor 10.000 bis 20.000 Jahren in einer Supernova-Explosion „geboren“ wurde und sich nun mit mehr als 1000 Kilometern pro Sekunde von den Trümmern der Explosion entfernt. Dabei stößt er nicht nur einen sogenannten Pulsarwindnebel aus, sondern auch einen weiteren Strahl hochenergetischer Teilchen, der sich fast rechtwinklig zur Bewegungsrichtung des Pulsars ausbreitet. Dieser sogenannte Jet wird durch das Röntgenleuchten hochenergetischer Teilchen sichtbar und gilt als der längste „Röntgenjet“, der bisher in unserer Milchstraße entdeckt wurde.

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Physiker sind dem Phänomen der „Runzelfinger“ auf der Spur

Jeder kennt das Phänomen „runzliger Finger“: Verbringen wir längere Zeit im Wasser, nimmt die Haut Feuchtigkeit auf, die Zellen der äußeren Hautschicht schwellen an. In trockener Umgebung gibt die Haut das Wasser aber ohne bleibende Schäden wieder ab und ist kurze Zeit später wieder glatt. Wie dies möglich ist, haben Physiker der Universitäten Tübingen und Erlangen-Nürnberg anhand eines theoretischen physikalischen Modells nachvollzogen. Im Computer modellierten sie die Struktur der äußeren Hautschicht und zeigten ein komplexes Wechselspiel. Eine wichtige Rolle spielt hier das Protein Keratin, das in der äußeren Hautschicht komplexe Fasern bildet. Kommt die Haut mit Wasser in Kontakt, nimmt es Feuchtigkeit auf und dehnt sich aus ‒ die Haut wird runzlig.

Gleichzeitig wirken in den Fasern Kräfte der Ausdehnung entgegen, wie bei einer Spiralfeder. So wird dafür gesorgt, dass sich die Fasern nicht dauerhaft vernetzen und in der Lage bleiben, sich wieder zusammenzuziehen. Die Studie könnte helfen, Hautkrankheiten besser zu verstehen und künstliche Materialien nach dem Vorbild der Haut zu schaffen.

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Nationalsozialisten planten den Einsatz von Mücken als „biologische Waffen“

Deutsche Wissenschaftler haben während des Zweiten Weltkriegs offenbar die Möglichkeit erforscht, mit Malaria infizierte Mücken als Angriffswaffe über feindlichem Gebiet einzusetzen. Wie der Wissenschaftler Dr. Klaus Reinhardt vom Institut für Evolution und Ökologie der Universität Tübingen berichtet, wurden 1944 im Auftrag der SS im Entomologischen Institut Dachau die Einsatzmöglichkeiten verschiedener Mückenarten untersucht. Reinhardt hatte in den Forschungsprotokollen des Institutsleiters Eduard May Hinweise darauf gefunden, dass die Beschäftigung mit biologischen Waffen tatsächlich der Angriffsforschung diente und dass die Nationalsozialisten planten, ihre Feinde aus der Luft mit Malaria zu infizieren.

Die Erkenntnisse sind ein wichtiger Beitrag zur Diskussion, ob im Dritten Reich an offensiver biologischer Kriegsführung geforscht wurde ‒ obwohl Hitler den Einsatz biologischer Waffen untersagt hatte.

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Volle Speicher: Warum das Gedächtnis im Alter langsamer wird

Im Alter nehmen unsere Gehirnfunktionen stetig ab: Wissenschaftler vom Seminar für Sprachwissenschaft der Universität Tübingen haben dieser Annahme in einer Studie widersprochen. Das menschliche Gehirn arbeite im Alter langsamer, weil es im Laufe der Zeit mehr Wissen gespeichert habe, so ihre Schlussfolgerung. In Computermodellen hatten die Sprachwissenschaftler das menschliche Verhalten in Tests zur kognitiven Fähigkeit simuliert und ausgewertet. Speisten sie nur wenige Datensätze in den Computer ein, ähnelte seine Leistung der von Jugendlichen. Benutzten sie jedoch sehr große Datensätze, um die Erfahrung eines ganzen Lebens zu simulieren, war die Leistung des Computers der eines Erwachsenen vergleichbar. Der Computer war dabei nicht weniger leistungsfähig, sondern hatte nur mehr Informationen zu verarbeiten ‒ ähnlich könne es sich mit dem menschlichen Gehirn verhalten, so die Wissenschaftler.