Karla Polen-Beer war schon häufig „die Feuerwehr“ der Universität. Kriselt es zwischenmenschlich auf dem Tübinger Campus, werde sie auch mal geholt, um vor Ort zu intervenieren, erzählt die Diplomsozialarbeiterin und Sozialtherapeutin. Meist ist sie aber in ihrem Büro anzutreffen, das in 20 Jahren zur festen Anlaufstelle für Universitätsmitarbeiter und -mitarbeiterinnen geworden ist: Im Oktober 1994 eröffnete Polen-Beer die Psycho-soziale Beratungsstelle der Universität Tübingen und leistete mit einer anfangs halben Stelle ganze Aufbauarbeit.
Damals konnte sie auf ihre Erfahrungen in der betrieblichen Sozialarbeit bei der Siemens AG zurückgreifen. Heute dürften nur wenige die Universität so gut von innen kennen wie sie. „Wie in jedem Betrieb findet sich hier das ganze Spektrum einer Gesellschaft“, sagt die Beraterin. „Wo Menschen zusammenarbeiten entstehen Konflikte. Und jeden begleitet am Arbeitsplatz auch das private Umfeld: Kranke Partner, zu betreuende ältere Angehörige, Probleme der Kinder, Überschuldung oder Beziehungskrisen.“
Auf tausende Stunden von Beratungsgesprächen blickt sie mittlerweile zurück: Vom Sachbearbeiter bis zum Lehrstuhlinhaber klopfen Mitarbeiter bei Karla Polen-Beer an, um über Konflikte am Arbeitsplatz, Mitarbeiterführung oder auch persönliche Krisen zu sprechen. In der Wilhelmstr. 22 bietet die Sozialtherapeutin Einzelgespräche an und steht Besuchern oft noch lange danach mit Rat zur Seite. Auch ihre Konfliktmoderation für Teams wird gerne in Anspruch genommen: Dabei führt Polen-Beer Gespräche mit jedem einzelnen Mitarbeiter, bevor sich die gesamte Abteilung zusammensetzt, um neue Lösungswege für Konflikte zu finden. Als Beraterin begleitet sie auch bei psychischen Erkrankungen und Suchterkrankungen, bietet Coaching für Personalverantwortliche an und vermittelt an spezialisierte Einrichtungen. „Ich zeige mögliche Lösungsansätze auf“, sagt sie. „Welchen Weg die Betroffenen gehen, obliegt ihrer Entscheidung.“
Vertraulichkeit ist selbstverständlich: Das Beratungsbüro ist mit einer „Schleuse“ so angelegt, dass sich Klienten dort nicht begegnen. Dass sie nun auch mit einer vollen Stelle manchmal an ihre Kapazitätsgrenzen kommt, wertet Polen-Beer als Wertschätzung für ihr Angebot. Und als Indiz dafür, dass „die soziale Seite“ heute einen festen Stellenwert im Gesamtgefüge der Universität hat ‒ über die Jahre konnte sie auch viele Dienstvereinbarungen und Leitfäden für unterschiedliche Problemlagen auf den Weg bringen. „Heute gehört das zum Selbstverständnis der Universität“, findet sie, „das vor 20 Jahren Gesäte ist voll aufgegangen.“
Psycho-soziale Beratungsstelle für Beschäftigte Universität Tübingen
Karla Polen-Beer, Dipl. Sozialarbeiterin/Sozialtherapeutin (VT), Leiterin
Wilhelmstraße 22 ∙ 72074 Tübingen
Tel. +49 7071 29-77563
karla.polen-beer[at]uni-tuebingen.de
http://www.uni-tuebingen.de/de/2176
Antje Karbe