Dr. Christiane Wobus macht ein Forschungsjahr am Interfakultären Institut für Biochemie (IFIB) der Universität Tübingen „Viren sind faszinierend. Sie sind klitzeklein und haben wenig genomisches Material – zum Teil nur 4.000 DNA/RNA Basenpaaren, aber sie können so viel Chaos anrichten“ sagt die Virologin Dr. Christiane Wobus. Sie seien auch immer gut für eine Überraschung – gerade wenn man denkt, man habe eine allgemeingültige Regel aufgestellt: „Es gibt immer eine Ausnahme. Zum Beispiel hat man früher gedacht, Viren könne man filtern, da sie kleiner sind als 0,2 Mikrometer“, sagt Wobus. Es stellte sich aber heraus, einige größere Viren bleiben mit den Bakterien im Filter stecken.
Wobus ist seit Juli 2014 als Humboldt-Stipendiatin bei Professor Dr. Thilo Stehle am IFIB. Sie ist mit der Forschung aufgewachsen. Ihre Eltern waren beide an einem Pflanzenforschungsinstitut, dem heutigen Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben in Sachsen-Anhalt tätig. Wobus studierte bis zum Vordiplom in Göttingen. Die Viren entdeckte sie für sich während ihres Master-Studiums an der Michigan State University, East Lasning, USA. Dort untersuchte sie einen Pflanzenvirus, danach promovierte sie in Heidelberg mit Forschungen zur Gentherapie an Adeno-assozierten Viren. Seit 2001 ist sie an der University of Michigan, erst als Assistant Professor, jetzt als Associate Professor.
Christiane Wobus ist auf die Noroviren spezialisiert – die Verursacher der Magen-Darm-Grippe. Ziel ihrer Forschung ist es die Interaktionen zwischen Noroviren und der Zelle sowie dem Organismus besser zu verstehen. Da die humanen Noroviren in der Zellkultur im Labor schlecht gedeihen, untersuchen einige Wissenschaftler das eng verwandte murine norovirus, das natürlich in Mäusen vorkommt. Die Forscher um Professor Stehle wollen die Strukturen der Noroviren besser verstehen und anhand von Computermodellen darstellen. Sie wollen herausfinden, wo auf dem Kapsid, der Proteinhülle des Virus, die Rezeptoren der Zellen binden. Es ist möglich, dass ein Virus an mehrere Rezeptoren auf der Zelloberfläche bindet – zum Beispiel an Zucker und Proteine. Verschiedene Zucker/Proteine kommen in verschiedenen Zelltypen vor, was wiederum beeinflusst, welcher Teil des Körpers durch das Virus infiziert wird. Die Ergebnisse dieser Forschung sollen auch wichtige Aufschlüsse über die humanen Noroviren geben.
Wobus findet es sehr positiv, dass es in Deutschland Förderung für interdisziplinäre Großprojekte wie die SFBs gibt. „Wenn die Forscher gut zusammenarbeiten, kommt viel Produktives, Kreatives dabei raus“ sagt sie. Weniger gut findet sie in Deutschland die Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, in den USA sei man hier schon weiter. Glück hatte Christiane Wobus in Tübingen in anderer Hinsicht – ihr Mann bekam von der University of Michigan die Möglichkeit, zeitgleich sein Forschungsjahr am Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen (ZMBP) der Universität Tübingen zu machen.
Amanda Crain