Vor rund drei Jahren wurde das Zentrum für Gender- und Diversitätsforschung (ZGD) als zentrale Einrichtung der Universität Tübingen gegründet. Es steht unter der Leitung von Professorin Dr. Regina Ammicht Quinn vom Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) und Professorin Dr. Ingrid Hotz-Davies vom Englischen Seminar. Aufgabe des ZGD ist es, fakultätsübergreifend den Austausch zwischen Geistes-, Sozial-, Kultur- und Naturwissenschaften zu fördern, dazu werden vom Zentrum öffentliche Veranstaltungen organisiert, Referierende vermittelt, Anfragen von Hochschulen beantwortet und Kontakte zur Stadt Tübingen und zu politisch und gesellschaftlich engagierten Gruppen gepflegt. Und das Interesse am ZGD und an Fragen der Gender- und Diversitätsforschung ist groß, bestätigen Dr. Gero Bauer und Laura Mega, die dem Zentrum als wissenschaftliche Mitarbeitende angehören.
Groß war auch das Interesse an der Reihe „Gender: Aufregung um eine Analysekategorie“ im Studium Generale, die das ZGD in Zusammenarbeit mit der Queeren Hochschulgruppe Im Wintersemester 2015/2016 organisierte. In der Ringvorlesung wurde die polemische Ablehnung einer als Feindbild konstruierten vermeintlichen Gender-‚Ideologie‘ aus verschiedenen disziplinären Perspektiven beleuchtet. „Auch Interessierte aus ganz Deutschland suchen nach Expertise aus der Gender- und Diversitätsforschung und wenden sich an uns“, berichtet Laura Mega. Sicherlich trage die besondere Sichtbarkeit eines interdisziplinären Zentrums entscheidend dazu bei, das Kontakt zu Forschenden aus einem Fächerspektrum von den Theologien bis zur Neurowissenschaft vermitteln kann, so Mega.
Aktuell bereitet das ZGD gemeinsam mit dem Sonderforschungsbereich 923 „Bedrohte Ordnungen“ eine internationale Summer School zu Humanitärer Hilfe im Kontext von Flucht und Vertreibung vor. Dabei soll sowohl die Diversität der Flüchtenden wie auch der Helfenden betrachtet werden – ohne schon vorzugeben, woran diese sich festmachen lässt. „Uns interessiert vor allem, welche Wahrnehmung von Diversität die Betroffenen selbst mitbringen und welche neuen Formen von Diversität möglicherweise entstehen“, so Gero Bauer. Interessierte können sich noch bis Ende April für die Teilnahme an der Summer School bewerben.
Fragestellungen, mit denen sich die Forschenden im ZGD und im Online-Netzwerk des ZGD von Gender- und Diversitätsforschenden an der Universität Tübingen beschäftigen, betreffen zum Beispiel Gender als Glaubenssystem oder den Umgang mit Geschlecht in den Naturwissenschaften. Tübinger Wissenschaftler*innen, die in das Netzwerk aufgenommen werden möchten, können sich an das ZGD wenden und werden mit ihren Forschungsinteressen auf der Website des Zentrums aufgeführt.
Zusammenarbeit wird im ZGD in jeder Hinsicht groß geschrieben. Laura Mega und Gero Bauer betonen: „Wir freuen uns immer über Vorschläge für gemeinsame Veranstaltungen oder Forschungskooperationen.“
Sonja Völker
Dr. Gero Bauer und Laura Mega
Mitarbeitende Zentrum für Gender- und Diversitätsforschung
info[at]zgd.uni-tuebingen.de