Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 3/2020 – 16.07.2020

Editorial

Liebe Leserinnen,
liebe Leser,

ein Sommersemester, wie es noch keines gab, geht allmählich zu Ende. Nie zuvor war unsere Universität gezwungen, innerhalb von wenigen Wochen den Großteil ihres Lehrangebots von der analogen in die digitale Welt zu überführen. Auch wenn die systematische Bewertung des Semesters noch läuft und empirisch belegte Ergebnisse noch nicht vorliegen, kann man doch eine erste Bilanz ziehen. 

Zum einen: unsere technische Infrastruktur hat der Belastung standgehalten. Es hat sich ausgezahlt, dass Systeme wie Ilias oder Moodle an der Universität seit Jahren etabliert sind und wir über leistungsstarke IT-Netzwerke verfügen. Dass in den Wochen vor dem Vorlesungsbeginn nochmals beherzt investiert wurde, um Lücken in der Hardware- und Softwareausstattung zu schließen, hat zum Gelingen des digitalen Sommersemesters ebenfalls entscheidend beigetragen.

Zum anderen hätte die Universität das Semester niemals meistern können, hätten die Lehrenden und zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im wissenschaftsunterstützenden Dienst nicht in beispielloser Weise die anstehenden Herausforderungen angenommen. In großer Breite sind kreative und innovative Lösungen gefunden worden, um den Studienbetrieb weiter in Gang zu halten und den Studierenden ein bestmögliches Lehrprogramm anzubieten. Dabei sind zum Teil Formate entwickelt worden, die weit über Tübingen hinaus Beachtung gefunden haben. Besonders hervorheben möchte ich die digitalen Vorlesungsreihen zur Corona-Pandemie, zu der Lehrende aus fast allen Fakultäten beigetragen haben.   

In den vergangenen Wochen sind verschiedentlich Befürchtungen geäußert worden, die deutschen Universitäten könnten sich im Zuge der Corona-Pandemie in erheblichem Maße zu Online-Einrichtungen wandeln. Sei das Lehrangebot – so der Verdacht – erst einmal digitalisiert, könne es beliebig oft personal- und kostensparend abgespielt werden. Lassen Sie mich zu dieser Diskussion hier eines feststellen: eine derartige Entwicklung ist an einer forschungsorientierten Universität wie Tübingen undenkbar!

Die vergangenen Wochen haben uns trotz gelungener Online-Lehre deutlich vor Augen geführt, dass Hochschulbildung den direkten und persönlichen Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden braucht, aber auch den der Studierenden untereinander. Digitale Werkzeuge mögen noch so sinnvoll sein – als Ergänzung zu den üblichen Lehrformaten –, aber sie werden die unmittelbare Kommunikation und die universitäre Debattenkultur nicht ersetzen können.  

Im kommenden Wintersemester werden wir folglich – soweit die Corona-Pandemie es zulässt – wieder deutlich mehr Präsenzlehre wagen. Dies betrifft vor allem Veranstaltungen für Studienanfängerinnen und -anfänger sowie für internationale Studierende. Darüber hinaus strebt das Rektorat an, dass wir möglichst viele Lehrveranstaltungen wieder in Präsenz durchführen, die besonders stark von der Interaktion und Diskussion zwischen Lehrenden und Studierenden leben. Dennoch wird es auch im Herbst und Winter nochmals Einschränkungen im Studienbetrieb geben. Das Virus verzeiht keine Nachlässigkeit. Deshalb werden zentrale Maßnahmen zum Infektionsschutz an der Universität Tübingen auch weiterhin in Kraft bleiben. 

Viel Vergnügen bei der Lektüre des Newsletters wünscht Ihnen

Ihr
Professor Dr. Bernd Engler, Rektor


Forschung

„Für gute Entscheidungen benötigt man gute Vorhersagen“ – Peter Dayan forscht an der Schnittstelle von KI und Hirnforschung

Peter Dayan, weltweit führender Experte auf dem Gebiet der theoretischen und experimentellen Neurowissenschaft, forscht für die nächsten fünf Jahre mit einer Humboldt-Professur an der Universität Tübingen. Der Pionier der KI-Forschung ist gleichzeitig geschäftsführender Direktor am Tübinger Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik und arbeitet auch beim Cyber-Valley-Projekt mit. Lennart Schmid hat ihn interviewt. [mehr]

Digitale Streikevents als Alternative für Schulstreiks

Dr. Giuliana Sorce vom Institut für Medienwissenschaft hat sich vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie mit den Onlineaktionen der Fridays for Future-Bewegung in der EU befasst. Zusammen mit ihrer Kollegin Dr. Delia Dumitrica von der Erasmus Universität Rotterdam hat sie die digitalen Aktionen auf Facebook systematisiert und hierbei einen deutlichen Wandel hin zu einem neuen, digitalen Protestprogramm feststellen können. [mehr]

Exzellenzstrategie: Ein Bewusstsein für globale Zusammenhänge schaffen

Vor einem Jahr gab der Wissenschaftsrat bekannt: Die Universität Tübingen ist auch weiterhin eine der deutschen Exzellenzuniversitäten. Mit der damit verbundenen Förderung von jährlich rund 14,25 Millionen Euro sollen vor allem der Wissenstransfer in Gesellschaft und Wirtschaft, die Schaffung eines Bewusstseins für globale Zusammenhänge und der Ausbau des gesellschaftlichen Engagements der Wissenschaft in den Fokus gerückt werden. [mehr]

Frauen-MINT-Award: Tübinger Studentin will Vorbild sein

Mila Gorecki, Studentin des Internationalen Masterstudiengangs Machine Learning der Universität Tübingen, hat den Frauen-MINT-Award 2020 gewonnen. Sie erhält den Hauptpreis des Wettbewerbs für ihre herausragende Bachelorarbeit. Die Preisträgerin hofft, eine Vorbildrolle einzunehmen. „Ich möchte junge Frauen motivieren, MINT-Fächer zu studieren, weil ich denke, dass Technologie die Gesellschaft langfristig mitgestalten wird. Traut Euch, gestaltet mit!“ [mehr]

Forschungsmeldungen

Neue Humboldt-Professur in der Bildungsforschung – 300.000 Jahre alter Elefant aus Schöningen fast vollständig erhalten – Neue DFG-Forschungsgruppe in der Katholischen Theologie – eROSITA-Teleskop: Tiefer Blick in den Röntgenhimmel [mehr]


Studium und Lehre

Mit Fleiß und Begeisterung: Tübinger Juristinnen punkten beim zweiten Staatsexamen

Sarah Göltenbott und Franziska Hipp haben im Mai erfolgreich ihr juristisches Referendariat abgeschlossen. Beim zweiten Staatsexamen gehörten sie in Baden-Württemberg mit einem Durchschnitt von mehr als 12 Punkten zu den drei besten ihres Jahrgangs. Maximilian von Platen hat die beiden Absolventinnen der Universität Tübingen interviewt. [mehr]

Spielplatz Informatik: Wie man Kinder frühzeitig fürs Programmieren begeistert 

Die Informatikerin Luzia Leifheit entwickelt didaktische Konzepte, um Kindern frühzeitig einen Zugang zur Welt der Computer zu schaffen. Weil Präsenzlehre im Sommersemester nicht möglich war, hat sie mit ihren Studierenden den Online-Kurs „Spielplatz Informatik“ entwickelt. Schülerinnen und Schüler der Grundschule und Unterstufe können hier spielerisch ausprobieren, wie man programmiert. Zwölf selbst produzierte Videos erklären ihnen dazu in verständlicher Sprache Grundprinzipien des Programmierens wie Sequenzen, Schleifen oder Debugging. [mehr]

Uni intern

Die Frau, die für internationale Gäste Berge versetzt

Kirsten Sonnenschein hat das 2010 gegründete Welcome Center der Universität Tübingen aufgebaut und leitet es seitdem. Sie und ihr Team beraten bei allen Alltagsfragen von internationalen Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern – von Doktoranden über PostDocs bis hin zu Professoren. [mehr]


Alumni Tübingen

Kindheitstraum Missionsärztin

Lisa Federle brach die Schule noch vor dem Hauptschulabschluss ab, gründete eine Familie und holte das Abitur schließlich auf dem zweiten Bildungsweg nach. Anschließend studierte sie an der Universität Tübingen Medizin. Langweilig wird es ihr nicht: Dr. Lisa Federle hat eine privatärztliche Praxis in Tübingen, sie ist leitende Notärztin in Tübingen, CDU-Kreisrätin, stellvertretende Vorsitzende der Kreisärzteschaft und Präsidentin des DRK-Kreisverbands Tübingen. [mehr]


Leute

Neu berufen an die Universität Tübingen

Professor Dr. Aristides Arrenberg (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät) – Professorin Dr. Regula Forster (Philosophische Fakultät) – Professor Dr. Jakob Macke (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät) – Professor Dr. Marcus Scheele (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät) – Professorin Dr. Martina Thiele (Philosophische Fakultät) – Professorin Dr. Ilka Weikusat (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät) – Professorin Dr. Christiane Zarfl (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät) [mehr]

Universität Tübingen bestätigt Rektoratsmitglieder

Karin Amos, Peter Grathwohl und Monique Scheer gehören für eine weitere Wahlperiode der Universitätsleitung an. [mehr]

Professor Bernd Pichler neuer Dekan der Medizinischen Fakultät

Professor Bernd Pichler ist neuer Dekan der Medizinischen Fakultät an der Universität Tübingen. Der Fakultätsrat wählte den Direktor der Abteilung für Präklinische Bildgebung und Radiopharmazie am Universitätsklinikum zum Nachfolger von Professor Ingo Autenrieth, der am 1. April Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg geworden war. [mehr]

Ein großer Philologe und Euripides-Kenner

Zum Tode von Prof. Dr. Richard Kannicht ein Nachruf von Irmgard Männlein-Robert [mehr]

Nestor der Mittelalterlichen Geschichte mit Faible für die historischen Hilfswissenschaften

Zum Tode von Professor Dr. Dr. h. c. mult. Harald Zimmermann ein Nachruf von Peter Hilsch und Gerhard Schmitz [mehr]

Eine Institution am Deutschen Seminar

Zum Tode von Erika Bauer ein Nachruf von Annette Gerok-Reiter, Sandra Linden, Anna Mühlherr, Derk Ohlenroth, Klaus Ridder, Burghart Wachinger und Jochen Ziegeler [mehr]

Personalnachrichten (Rufe, Ehrungen, Jubiläen)

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Forum

Black Lives Matter: „Bewusst anti-rassistisch handeln“ 

Die Black-Lives-Matter-Bewegung ist lauter und größer als je zuvor. Im Interview erzählt die Tübinger Amerikanistin Nicole Hirschfelder über die Anfänge der Bewegung, warum gerade der Tod von George Floyd zu weltweiten Protesten führte und was jeder Einzelne tun kann, um rassistischen Strukturen entgegenzuwirken. [mehr]

Corona-Warn-App: „Digitale Tools sind keine Allheilmittel“

Die Tübinger Studentin Ann Cathrin Riedel von LOAD e. V., einem Berliner Verein für liberale Netzpolitik, ist von der Corona-Warn-App der Bundesregierung überzeugt und empfiehlt deren Installation. Sie warnt aber davor, sich nur auf Technologien zu verlassen: „Die Pandemie ist nicht vorbei. Wir haben noch keinen Impfstoff. Abstand halten, Mund-Nase-Schutz tragen, Kontakte minimieren, Hygiene-Regeln einhalten – das alles bleibt essentiell. Das wird uns eine App niemals abnehmen können.“  [mehr]