Die Universität Tübingen ist Teil der europäischen Universitätsallianz CIVIS, die seit Oktober 2019 in der EU-Initiative „Europäische Hochschulen“ gefördert wird. Hier arbeitet Tübingen mit acht Universitäten aus ganz Europa zusammen. Um die Allianz an der Universität weiter voranzubringen, wurde Anfang 2021 eine Stabsstelle „Europäische Universitätsallianz (CIVIS)“ eingerichtet. Dr. Volker Balli leitet die neue Einrichtung, unterstützt wird er von Stella Colomba.
Herr Balli, was sind die Ziele und die Besonderheiten von CIVIS?
CIVIS will durch intensive Kooperation, besonders in Studium und Lehre, aber auch in Forschung und Innovation, Dinge ermöglichen, die allein nur schwer oder gar nicht umsetzbar wären – etwa neuartige Mobilitätsprogramme oder gemeinsame innovative Lehrangebote entwickeln. Eine Besonderheit von CIVIS ist die „civic dimension“: Wir wollen in Lehre und Forschung gesellschaftliche Herausforderungen adressieren und Studierende anregen, sich als engagierte und kritische europäische Bürgerinnen und Bürger zu verstehen. Auch Formate der Interaktion mit der Gesellschaft gehören dazu. Ein zweites Merkmal ist, dass CIVIS auch über die Grenzen Europas hinaus kooperiert, und zwar mit Partneruniversitäten im Mittelmeerraum und Afrika. In all dem soll CIVIS ein Instrument sein, die jeweiligen Universitäten als gewachsene Institutionen mit Blick auf die großen Veränderungen unserer Zeit weiterzuentwickeln.
Frau Colomba, sie haben die Assistenz in der Stabsstelle übernommen. Was sind Ihre wichtigsten Aufgaben?
Das sind zum einen das Controlling von Finanzen und das Reporting. Außerdem alles rund um Kommunikation: Die Stabsstelle ist die zentrale Kontaktstelle für die Universität und externe Partner Und natürlich die eigentliche Assistenz: Ich arbeite Herrn Balli zu.
Was genau umfasst Ihre Tätigkeit, Herr Balli?
Zunächst die Koordination der verschiedenen CIVIS-Aktivitäten in Tübingen, dass sie gut ineinandergreifen. Zentral ist dabei die Interaktion mit verschiedenen Partnern; natürlich den anderen Universitäten in CIVIS, aber auch wichtigen Stakeholdern auf Länderebene, im Bund und, ganz wesentlich, in der EU. Wesentlich ist auch die Unterstützung bei der Strategieentwicklung.
Wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus?
Colomba: Im Moment kommt jeden Tag was Neues und ich lerne die einzelnen Arbeitspakete und Kommunikationsaktivitäten besser kennen. Als neuer Bereich muss die Stabstelle auch auf Verwaltungsebene erst mal gut aufgestellt werden. Das ist total spannend, aber bisher ohne einen „typischen“ Arbeitstag.
Balli: Ja, die Stabsstelle ist tatsächlich noch aufzubauen, das ist in Covid-19-Zeiten besonders herausfordernd. Aber die Vielfalt des Arbeitstags wird bleiben. Bei mir bestehen die Tage bisher vor allem aus diversen Treffen und deren Vorbereitungen: in der Allianz auf Leitungs- und Managementebene, mit Mitgliedern der Universität, die an CIVIS mitwirken, oder mit Wissenschaftlern, die wissen wollen, wie sie sich einbringen können. Die Auseinandersetzung mit Policy-Entwicklungen zur Europäischen Hochschulinitiative und deren Relevanz für CIVIS ist auch Teil meiner Arbeit.
Frau Colomba, Sie waren vorher im Sekretariat des International Office tätig. Wie profitieren Sie davon bei CIVIS, und was war der Reiz der neuen Aufgabe?
Das Schöne im internationalen Bereich sind die verschiedenen Arbeitsweisen, die verschiedenen Menschen, mit denen man zusammenarbeitet – da bringe ich viele Erfahrungen mit. Durch das International Office habe ich in der Universität ein großes Netzwerk aufgebaut, das für die Stabsstelle sehr nützlich sein wird.
Ich finde die Idee toll, dass europäische Universitäten sich für eine so intensive Kooperation zusammentun – und dass neben Studierenden und Forschenden auch Beschäftigte in der Verwaltung die Möglichkeit haben, sich im Rahmen einer „Staff Mobility“ auszutauschen. Dadurch kann jede Universität nur gewinnen.
Sie, Herr Balli, sind neu in Tübingen. Was ist für Sie das Spannende an dieser Position?
Die Europäische Hochschulinitiative ist mir aus vorherigen beruflichen Stationen gut vertraut. Attraktiv an der jetzigen Position ist für mich, das enorme Potential dieser Allianz eng mit dem Profil und der Strategie einer Universität zusammenzubringen. Dies an der und für die Universität Tübingen zu tun ist eine spannende Herausforderung.
Die erste Förderrunde von CIVIS läuft bis 2022. Was wollen Sie bis dahin erreicht haben?
Balli: Bis dahin geht es darum, gute Strukturen aufzubauen, die mittel- und langfristig tragfähig sind. Denn CIVIS ist sicherlich kein Projekt von nur drei Jahren. Zugleich sollten wir einige konkrete Erfolge vorweisen können, z.B. Arrangements zur leichteren und reichhaltigeren Mobilität von Studierenden oder solide Pläne für die gemeinsamen Studienprogrammen. Ein wichtiger Meilenstein war bereits die Etablierung von vier Themenschwerpunkten, den sogenannten Hubs – darunter der von Tübingen verantwortete Bereich „Society, Culture, Heritage“. So eine Allianz ist ein neues und ambitioniertes Unterfangen – wenn wir uns in den kommenden Monaten auch über die mittelfristigen Ziele und die Strategie von CIVIS noch klarer werden, hat die Allianz gute Chancen, auch weiterhin gefördert zu werden.
Das Interview führte Tina Schäfer.