Eine Rechenmaschine für das Mathematische Institut schlägt mit 520 Mark zu Buche, eine Schreibmaschine für die Pathologen mit 450 Mark, und das Orientalische Institut erwirbt ein Sanskrit-Wörterbuch für die gleiche Summe. Für die Universitätsbibliothek gibt es mehrere Jahrgänge „aushäusiger Zeitschriften“ in italienischer Sprache und die Archäologen freuen sich über einige „Lichtbilder antiker Kunstwerke“. Nichts Besonderes also? Im Gegenteil. Wir schreiben das Jahr 1924 und in den Lehrsälen, den Büro- und Studierstuben der Universität Tübingen ist die Freude groß. Auf insgesamt 18.988,58 Mark beläuft sich die Summe, die die „Freunde der Universität Tübingen“ gleich im ersten Jahr der Gründung ihres Vereins über Spenden und Beiträge aufbringen.
Am 20. Januar 1924 findet die Gründung des neuen „Universitätsbundes“ statt. Eine Gruppe von Vertretern der Universität und aus Wirtschaft und Industrie hat sich nach dem Inflations- und Krisenjahr 1923 die finanzielle Unterstützung der Universität vorgenommen. Die Versammlung im Sitzungssaal der Neuen Aula wählt Kommerzienrat Christian Scheerer, Tuttlingen, einstimmig zum Vorsitzenden. Stellvertreter wird Dr. August Hegler, Jura-Professor und Rektor der Universität. Die Aktiven des neugegründeten Vereins sind ausschließlich Männer, es sind andere Zeiten: Studentinnen sind an der Universität erst seit 1904 zugelassen, Wissenschaftlerinnen kaum vorhanden und eine Unirektorin, wie Professorin Dr. Dr. h.c. (Dōshisha) Karla Pollmann es knapp ein Jahrhundert später sein wird, ist Zukunftsvision.
Aber der Reihe nach: Am 11. Februar 1924 wird der Universitätsbund ins Vereinsregister eingetragen und Vorstand, Ausschuss und Mitglieder gehen tatkräftig daran, dessen wichtigste Aufgabe umzusetzen: Spenden sammeln, selbst beitragen und andere zum Mitmachen bewegen. Der Zweck des Engagements ist in Paragraph 1 der Vereinssatzung klar beschrieben: „…die wissenschaftliche Forschung an den Instituten (…) und die Ausbildung der Studierenden an der Universität Tübingen zu fördern. (…) indem sie [die Vereinigung] Geld, Lehr- und Einrichtungsgegenstände zur Ergänzung der staatlichen Aufwendungen beschafft (…).“
Der jährliche Mitgliedsbeitrag für „Dozenten, Beamte und frühere Akademiker der Universität“ wird auf „mindestens 5 Goldmark“ festgelegt. Die „übrigen Freunde“ zahlen 50 Goldmark oder mehr und „Vereine, Körperschaften, Anstalten und Gesellschaften aller Art mindestens 100 Goldmark“. Die Stadt Tübingen ist mit von der Partie, mit 140 Mark. Manche der Gründungsmitglieder zahlen freiwillig höhere drei- und sogar vierstellige Beträge. Unter ihnen sind bis heute bekannte Namen, darunter die E. Breuninger GmbH & Co Esslingen, Groz-Beckert KG Albstadt oder die Robert Bosch GmbH Stuttgart. Auch unter Privatpersonen hat der neue Verein viele Fördermitglieder mit Rang und Namen, wie etwa Erich August Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg.
Auf Antrag des Botanischen Instituts, von den Zoologen unterstützt, begibt sich der Universitätsbund schon bald auf ungewohntes Terrain: Von 1930 an kauft er Grundstücke am Hirschauer Berg, am Südhang des Spitzbergs. Die Gründe für den Parzellenerwerb haben höchsten Seltenheitswert: An den Hängen im Norden des Tübinger Stadtteils Hirschau wachsen der „Zottige Spitzkiel“ und die „Ungarische Platterbse“. Die beiden Schmetterlingsblütler sind deutschlandweit nur noch an sehr wenigen Standorten vorhanden. 1963 überträgt der Universitätsbund die Grundstücke kostenlos an den Schwäbischen Heimatbund. Bedingung ist, dass Naturwissenschaftler und -wissenschaftlerinnen und Studierende auf dem Gelände weiterhin botanische Exkursionen unternehmen und forschen dürfen. Am 30. Juli 1980 stellt das Regierungspräsidium Tübingen das Gebiet per Verordnung unter Naturschutz.
Unter der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten und während des Zweiten Weltkriegs sinkt die Zahl der Mitglieder und mit ihnen das Vereinsvermögen. Dem NS-Regime ist das Festhalten des Vereins an seiner demokratischen Satzung ebenso ein Dorn im Auge wie die Weigerung des Vorstands, das 1926 in der Waldhäuserstraße erbaute so genannte Professorenhaus an den Staat abzutreten. Die letzte Mitgliederversammlung in der NS-Zeit findet 1942 statt, die nächste erst im Oktober 1949. Nach Kriegsende 1945 löst die französische Besatzungsmacht den Unibund wie alle anderen Vereine auf. Seine Tätigkeit darf er dennoch fortsetzen, soweit er dabei nicht nach außen hervortritt.
Gefördert wird weiter: Zwischen 1942 und der Währungsreform 1948 stellt der Universitätsbund insgesamt 56.250 Mark zur Verfügung. In einem Brief vom 14. Dezember 1949 an die Mitglieder fasst der Vorsitzende und Jura-Professor Dr. Eduard Kern zusammen, wofür: „… zur Anschaffung von Büchern und Instrumenten, für die Betreuung von kriegsgefangenen Studenten mit Lehrmitteln, für Gastvorträge auswärtiger Gelehrten, für bestimmte Versuche, für Hilfskräfte, für Photokopien, als Druckkostenzuschüsse usw.“
1933 zählte der Verein noch 436 Mitglieder, die nicht dem universitären Bereich angehören; 1949 sind es gerade noch 60. Eine große Werbekampagne, die bis nach Amerika reicht, und ein eigenes Vereinsorgan, die unter dem Vorsitzenden Ernst Hohner aus Trossingen 1953 erstmals erscheinende Mitgliederzeitschrift „Attempto“, sorgen für wachsende Mitgliederzahlen und steigendes Spendenaufkommen. Bis 1980 gehören dem Unibund wieder rund 800 Mitglieder an, gut zehn Jahre später sind es mehr als 2.000.
Mitte der 1970er-Jahre arbeitet der Künstler und Ehrensenator der Universität HAP Grieshaber am Entwurf einer Palme, die als Umschlagsemblem für die Zeitschrift des Unibundes, „Attempto“, gedacht ist. Die Grieshaber‘sche Palme, ein Holzschnitt, findet großen Beifall auch bei der Universitätsleitung, die auf der Suche nach einem Logo für die 500-Jahr-Feier der Universität 1977 ist. 1996 übernimmt der Universitätsbund die Markenrechte. Die Palme, jahrhundertealtes Symbol für den Quell des Lebens, Weisheit und Bildung, wird zur Marke der Universität: „Attempto – ich wag’s“.
Zwischen 1973 und 1995 wirbt der Universitätsbund insgesamt 55 Millionen Mark an Spenden ein. Man investiert auch in Immobilien: 1975 erwirbt der Verein ein später zum Seminargebäude ausgebautes Haus in Oberjoch. In Blaubeuren wird 1985 das Heinrich-Fabri-Institut als "Begegnungsstätte interdisziplinären Denkens" eröffnet. Beide werden 2014 und 2016 aus Gründen der Wirtschaftlichkeit verkauft. Das Gästehaus der Universität im Tübinger Lessingweg erfährt ebenso finanzielle Unterstützung wie ein Wohnheim mit 51 Zimmern in der Hartmeyerstraße, das das Studentenwerk 1993/94 errichtet. Prägend für den Unibund ist in diesen Jahren nicht zuletzt dessen Vorsitzender: 1979 wird Carl Herzog von Württemberg an die Spitze des Vereins gewählt, der dieses Amt fast drei Jahrzehnte lang, bis 2008, ausübt.
Die Vielfalt der geförderten Projekte und der wissenschaftlichen Themenbereiche ist enorm, die Dankbarkeit der Geförderten groß. Die Freunde der Universität finanzieren über ihre Mitgliedsbeiträge und Spenden bis zum heutigen Tag Lehr- und Lernmittel, Vorträge, Seminare, Exkursionen. Allein im Jahr 2022 fördert der Verein Projekte mit einer Gesamtsumme von 411.652,18 Euro. Darüber hinaus verwaltet der Universitätsbund 26 unselbstständige Stiftungen.
Die Kultur kommt bei alldem nicht zu kurz: Als das 1958 gegründete Zimmertheater in den 1970er-Jahren in eine GmbH umgewandelt wird, ist der Unibund vom Start weg Mitgesellschafter. 1995 wird die Poetikdozentur ins Leben gerufen, in deren Rahmen seither bekannte Schriftsteller und Schriftstellerin nach Tübingen kommen. Ein Projekt, das ohne die großzügige, regelmäßige Unterstützung des Unibund-Mitglieds Reinhold Würth, seiner Familie und der Würth Gruppe undenkbar wäre.
Auch im Schloss Hohentübingen sind Prof. Dr. Ernst Seidl, Direktor beim Museum der Universität Tübingen (MUT), und sein Team dankbar für die Hilfe: Publikumsmagneten wie die Ausstellung „Ex Machina“ zu Leonardo Da Vincis Maschinen 2019, die Troja-Ausstellung 2022 wie auch viele andere MUT-Projekte werden finanziell unterstützt. Ob die Finanzierung des Wiederaufbaus der beiden Springbrunnen auf dem Geschwister-Scholl-Platz vor der Neuen Aula in der Wilhelmstraße im Jahr 2001, die seit 2002 bei den ganz kleinen Freunden der Universität heiß begehrte Kinder-Universität oder das Studium Generale – ein Jahrhundert lang ist der Universitätsbund Brückenbauer geblieben, innerhalb und außerhalb des Lehr-, Lern- und Wissenschaftsbetriebs. Entstanden ist, so freut sich Christian O. Erbe, eine aktive, lebendige „Plattform des Dialogs“. Der Tübinger Unternehmer und derzeitige Vorsitzende des Universitätsbundes will weiter Brücken bauen, gemeinsam mit Mitgliedern, Vertreterinnen und Vertretern der Universität, der Wirtschaft, den Menschen in der Stadt und weit über deren Grenzen hinaus: Freunde der Universität sind willkommen.
Liane von Droste
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