Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 3/2025: Uni intern
Qualitätsmanagement als zentraler Baustein der Universitätsentwicklung
Sabine Stadler, langjährige Leiterin des „Zentrums für Evaluation und Qualitätsmanagement“ (ZEQ), geht in den Ruhestand
Sie sind 2001 an die Universität gekommen…
Mein Mann und ich sind von Augsburg nach Tübingen gezogen, da mein Mann 1995 einen Ruf auf eine Professur für Volkswirtschaftslehre an der Universität Tübingen erhalten hat. Im Rahmen einer Elternzeitvertretung im Bereich Struktur und Entwicklungsplanung, der zum damaligen Dezernat „Universitätsentwicklung, Rektoratsangelegenheiten und Datenmanagement“ gehörte, bin ich Anfang Mai 2001 ebenfalls an die Universität gekommen.
Was haben Sie davor gemacht?
Ich habe mein Studium an der Universität Augsburg der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften mit dem Diplom abgeschlossen und war anschließend in München am Statistischen Landesamt im Bereich Hochschulstatistik beschäftigt. Danach habe ich bei den Stadtwerken Augsburg in den Bereichen Wirtschaftsstatistik sowie DV-Organisation gearbeitet. Die Themenfelder Statistik und Organisation ziehen sich wie ein roter Faden durch meinen gesamten Berufsweg, das war damals auch für meine Bewerbung an der Universität Tübingen von Vorteil.
Das Zentrum für Evaluation und Qualitätsmanagement (ZEQ) gab es damals noch nicht…
An der Universität habe ich zunächst bei der Struktur und Entwicklungsplanung mitgewirkt, später kam der Bereich Kapazitätsrechnung hinzu. Im Jahr 2005 wurde im neuen Landeshochschulgesetz (LHG) festgeschrieben, dass die Hochschulen zur Sicherung einer hohen Qualität und Leistungsfähigkeit ein Qualitätsmanagementsystem einrichten müssen, unter der Gesamtverantwortung des Rektorats. Das Rektorat hat daraufhin ein „Zentrum für Qualitätssicherung“ per Senatsbeschluss formal einrichten lassen, dessen Leitung mir Anfang 2008 übertragen wurde. Die Hauptaufgabe bestand zunächst darin, das „Zentrum für Evaluation und Qualitätsmanagement“ (ZEQ) – so der letztendliche Name – aufzubauen und nach außen sichtbar zu machen.
Sprechen wir über die Systemakkreditierung…
Das ursprüngliche Konzept für das Qualitätsmanagement sah die Einbeziehung aller Leistungsbereiche der Universität vor. Sehr schnell hat sich aber als Schwerpunkt der Bereich Studium und Lehre herauskristallisiert. Das hing sehr eng zusammen mit dem Bologna-Prozess, denn mit der Umstellung der Magister- und Diplomstudiengänge auf die Bachelor-/Masterstruktur musste nun gemäß LHG jeder der über 200 Bachelor-/Masterstudiengänge an der Universität regelmäßig ein Akkreditierungsverfahren durchlaufen. Dabei stellt eine beauftragte externe Akkreditierungsagentur fest, ob ein Studiengang den vom Gesetzgeber vorgegebenen Qualitätskriterien genügt. Ohne Akkreditierung wird kein Bachelor-/Masterstudiengang vom Wissenschaftsministerium genehmigt.
Ab 2008 hat der Gesetzgeber den Hochschulen die Möglichkeit der Akkreditierung des universitätsweiten Qualitätsmanagementsystems in Studium und Lehre als Ganzes, der „Systemakkreditierung“, eröffnet. Dadurch wird die Verantwortung für die Akkreditierung der einzelnen Studiengänge an die Universität übergeben und somit die Hochschulautonomie gestärkt. In der Folge kann die Universität jedem Studiengang, der das interne Akkreditierungsverfahren durchlaufen hat, selbstständig das Akkreditierungssiegel vergeben.
Die Systemakkreditierung war ein besonderes Anliegen der damaligen Prorektorin für Studium und Lehre, Professorin Dr. Stefanie Gropper. Unter ihrer Nachfolgerin, Professorin Dr. Karin Amos, wurde die Universität im September 2014 schließlich erfolgreich systemakkreditiert. Wie jeder einzelne Studiengang so muss auch das Qualitätsmanagementsystem der Universität regelmäßig reakkreditiert werden. Die derzeitige Frist läuft noch bis September 2028.
Ich möchte allen Beteiligten im Rektorat, in den Gremien und in den Fächern sowie allen Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung an dieser Stelle meinen großen Dank aussprechen, denn ohne ihr Engagement und ihren Einsatz hätte das große Projekt Systemakkreditierung nicht gelingen können.
Wie läuft die interne Akkreditierung eines Studiengangs ab?
Es ist ein standardisierter Prozess, die Abteilung Studiengangsplanung und -entwicklung hat hierfür eigens einen Prozessleitfaden entwickelt. In der Regel werden die Bachelor-/Masterstudiengänge eines Fachs zwar gemeinsam alle acht Jahre in einem sogenannten Cluster akkreditiert, dennoch muss jeder einzelne Studiengang für sich betrachtet und begutachtet werden. Die Reihenfolge der zu akkreditierenden Studiengangscluster ist in einer Roadmap festgelegt.
Das ZEQ arbeitet beim Prozess der Akkreditierung sehr eng mit den Fächern bzw. Studiengängen sowie der Abteilung Studiengangsplanung und -entwicklung zusammen. Die Akkreditierungsentscheidung trifft die Senatskommission Studium und Lehre, die für ihre Entscheidungsfindung sämtliche relevanten Unterlagen zu den Studiengängen erhält.
Diese Unterlagen beinhalten z.B. die jeweiligen Modulhandbücher, Studien- und Prüfungsordnungen, Daten und Evaluationsergebnisse sowie Stellungnahmen von externen Gutachterinnen und Gutachtern zu den Studiengängen. Die Einbeziehung externer Expertise in interne Akkreditierungen einer systemakkreditierten Universität ist ein unverzichtbarer Bestandteil für deren Erfolg.
Der zweite wichtige Arbeitsbereich des ZEQ ist die Evaluation…
Das ZEQ ist verantwortlich für die Einführung einer systematischen und regelmäßigen Lehrveranstaltungsevaluation – in dezentraler Verantwortung der Fakultäten – und ebenso für die Durchführung regelmäßiger flächendeckender Befragungen von Studierenden zu verschiedenen Zeitpunkten während ihres Studiums (Student Life Cycle) und von Befragungen der Absolventinnen und Absolventen.
Das Feedback der Studierenden sowie der Absolventinnen und Absolventen ist neben Daten und Statistiken ein weiteres Element des Studiengangsmonitorings im Rahmen der Akkreditierungsverfahren. Dieses Feedback stellen wir den Fächern und Fakultäten zur kritischen Analyse zur Verfügung.
Was bedeutet Studiengangsmonitoring genau?
Beim Studiengangsmonitoring geht es nicht ausschließlich um die Betrachtung von Kennzahlen, sondern auch des Umfelds, in dem sich ein Fach bewegt, sowie um die Analyse des Hintergrunds eines Faches. Gibt es beispielsweise Verschränkungen mit anderen Studiengängen, die in der Statistik nicht sichtbar werden? Hat ein Fach traditionell relativ wenig Studierende, auch im bundesweiten Vergleich? Für die Qualitätsentwicklung von Studiengängen ist ein solches Studiengangsmonitoring unerlässlich.
Wo sehen Sie in den nächsten Jahren die größten Herausforderungen für das ZEQ?
Mit meinem Ausscheiden stehen personelle Veränderungen an. Zudem wird das ZEQ künftig ein Bereich der Stabsstelle „Controlling & Innenrevision“ sein. Auch Frau Professorin Dr. Karin Frau Amos, die Prorektorin für Studium, Lehre und Studierende und somit die direkte Ansprechperson des ZEQ im Rektorat, wird in absehbarer Zeit aus ihrem Amt ausscheiden. Es ist also noch offen, wie es personell weitergehen wird.
Eine inhaltliche Herausforderung wird sicherlich die nächste System-Reakkreditierung im Jahr 2028 sein. Denn auch unser QM-System in Studium und Lehre muss immer wieder Anpassungen vornehmen, zum einen aus Gründen der Optimierung, zum anderen aufgrund neuer gesetzlicher Vorgaben.
Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Ich möchte wieder mehr Urlaube und Unternehmungen mit Freunden machen. Und ich freue mich darauf, dass ich jetzt den Dingen, die ich zum Teil etwas vernachlässigt habe, wieder mehr Zeit einräumen kann, wie meiner Kreativität, Haus und Garten und handwerklichen Projekten. Ansonsten genieße ich meine freie Zeit, die Unabhängigkeit von universitären Terminen oder Anwesenheitspflichten.
Das Interview führte Maximilian von Platen