Frau Dippold, warum ist die Pyrolyse für die anwendungsorientierte Forschung so interessant?
Dieses Verfahren erlaubt es uns, Biomasse in eine langzeitstabile Form zu überführen. Pyrolyse bedeutet also einen verstärkenden Effekt für die Kohlenstoffbindung im Boden und für die Bodenverbesserung: Der Boden kann Wasser besser halten, wird dadurch vor Erosion geschützt und kann gleichzeitig wertvolle Nährstoffe besser speichern.
Auch für die Klimaforschung ist die Pyrolyse relevant: Durch die negative CO2-Bilanz des Verfahrens wird die Treibhausgasfreisetzung reduziert, gleichzeitig wird umweltschonend Energie in Form von Wärme erzeugt.
Pflanzenkohle ist darüber hinaus sehr gut geeignet als Basis für die Entwicklung von verschiedenen Arten von Dünger.
Die Pyrolyse ist eines der wenigen Verfahren zur Bindung von Kohlenstoff, von denen wir vorhersagen können, dass sie gut funktionieren werden und zugleich gut skalierbar sind.
Ihre Arbeitsgruppe beschäftigt sich vor allem mit den Nutzungsmöglichkeiten der Pflanzenkohle aus der Pyrolyse für die Landwirtschaft…
Ja, genau. Wir möchten schauen, in welchen Kombinationen wir die Pflanzenkohle mit Nährstoffen und mit Mikroorganismen beladen können, damit sie nicht nur als Bodenverbesserer verwendet, sondern auch als Dünger ausgebracht werden kann. Dazu verwenden wir zum einen fermentierten Grünschnitt, zum anderen beladen wir die Pflanzenkohle auch mit verschiedenen Pilzen wie beispielsweise Mykorrhiza-Pilzen. Wir wollen herausfinden, welche Kombinationen sich für welche Obst-, Gemüse- oder Getreidearten besonders eignen.
In einem weiteren Projekt bestücken wir Pflanzenkohle mit gelöstem Phosphor, um das Endprodukt als Flüssigdünger in Suspension auszubringen. Dieser Ansatz ist für den konventionellen Anbau gedacht, während die zuvor genannten Studien speziell für den ökologischen Landbau konzipiert sind.
Das neue Reallabor hat die entsprechende Ausstattung, um auf mittelgroßer Skala Düngemengen herzustellen. Dadurch können wir jetzt auch großflächig Versuche mit neuen Düngerarten starten.
Wo werden diese Düngerarten getestet?
Im kleineren Stil geht das direkt auf dem Kastanienhof. Auch im Botanischen Garten der Universität, der ebenfalls an diesem Kooperationsprojekt beteiligt ist, gibt es Testmöglichkeiten, wie auch an der Universität Hohenheim, mit der wir zusammenarbeiten.
Darüber hinaus können wir zukünftig kleine Gartenbauversuche direkt vor der Tür des Geo-Umweltzentrums (GUZ) durchführen – dort werden wir im Rahmen des TERRA Future Labs kleine Anbauflächen schaffen.