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18.05.2015

Das Leben im Alter erleichtern

Sozialministerin Katrin Altpeter weiht „LebensPhasenHaus“ ein: Wissenschaftler und Unternehmen entwickeln gemeinsam Assistenzsysteme für eigenständiges Wohnen im Alter

Foto: LebensPhasenHaus

Die baden-württembergische Ministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren, Katrin Altpeter, hat am Montag in Tübingen das „LebensPhasenHaus“ eröffnet. Im Rahmen des gleichnamigen Verbundprojekts wollen Wissenschaftler der Universität und des Universitätsklinikums Tübingen (UKT) untersuchen, wie technische Assistenzsysteme ein selbstbestimmtes Wohnen im Alter unterstützen können. Sie arbeiten dabei eng mit der Industrie- und Handelskammer Reutlingen, zahlreichen Unternehmen der Region und vielen weiteren Akteuren zusammen. Das Projekt wird mit 550.000 Euro vom Land Baden-Württemberg gefördert. Federführend ist das Sozialministerium. Ebenfalls beteiligt am Projekt sind das Wissenschaftsministerium sowie das Wirtschafts- und Finanzministerium.

Sozialministerin Katrin Altpeter erwartet von dem Projekt positive Impulse für Pflege, Wissenschaft und Wirtschaft im Land. „Die meisten älteren Menschen wollen so lange wie möglich in ihrem eigenen Zuhause leben, auch wenn sie auf Unterstützung im Alltag oder Pflege angewiesen sind. Technische Assistenzsysteme bieten hierfür Möglichkeiten, auch indem sie die Arbeit von Angehörigen und Pflegediensten erleichtern.“ Zwar gebe es bereits zahlreiche interessante Ansätze im Bereich der alltagsunterstützenden Technologien, diese seien aber oftmals noch im Entwicklungsstadium oder ihr Verbreitungsgrad sei noch nicht hoch. „Das wollen wir mit dem LebensPhasenHaus in Tübingen ändern“, so die Ministerin. „Die hier gesammelten Erfahrungen werden dabei helfen, die technischen Hilfen weiterzuentwickeln und marktfähig zu machen.“

Das „LebensPhasenHaus“ auf der Tübinger Rosenau ist ein Gebäude zu Forschungs- und Demonstrationszwecken: Hier können sowohl der Einsatz technischer Assistenzsysteme als auch damit einhergehende Dienstleistungen getestet, validiert, demonstriert und erlebbar gemacht werden. Zudem bietet das „LebensPhasenHaus“ Raum für Lehrveranstaltungen für Studierende sowie Schulungen für Pflegekräfte, Ärzte oder Handwerker. Auch sollen sich Bürgerinnen und Bürger vor Ort über den Einsatz von Technik und Dienstleistungen informieren. Ein erster „Tag der offenen Tür“ ist für den 5. Juli 2015 geplant.

Ziel des Projekts ist es, zu untersuchen, wie technische und soziale Innovationen älteren und pflegebedürftigen Menschen ermöglichen, länger in der eigenen Wohnung zu leben. Dabei fließt Expertise aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Pflege in soziale und technische Innovationen ein. Akteure sollen so früh wie möglich in die Lösungsentwicklung einbezogen werden, beispielsweise die Anwender (inkl. Angehörige), Sozial- und Gesundheitsdienste, Medizintechniker, Bauträger, Versicherungen oder Gemeinden.

Bereits seit 2007 arbeiten Tübinger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Naturwissenschaften, Geistes- und Sozialwissenschaften und der Medizin in der interdisziplinären Plattform HELP (Helping the Elderly to enjoy Long comPlete lives) zusammen. So erforscht Professor Udo Weimar mit seiner Arbeitsgruppe Sensoren, die Aktivitäten in einer Wohnung erfassen und eine optimale technische Unterstützung anbieten ‒ beispielsweise um zu warnen, wenn der Herd angelassen wurde. Professor Daniel Buhr vom Institut für Politikwissenschaft entwickelt Geschäftsmodelle und liefert Handlungsempfehlungen für Akteure in den Bereichen Pflege und Gesundheit sowie Forschungs- und Innovationspolitik. Professor Gerhard Eschweiler (Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie) ist als Leiter des Geriatrischen Zentrums am UKT Fachmann für die Medizin des alternden Menschen, aber auch für die Prävention von körperlichem und geistigem Abbau.

Tatkräftige Partner

Zur Realisierung des Projektes sind viele Partner tatkräftig am Werk. Die IHK ist Projektpartner der ersten Stunde und hat die Idee gemeinsam mit regionalen Firmen sowie Universität und Universitätsklinikum Tübingen vorangetrieben. Für die IHK Reutlingen ist das LebensPhasenHaus „ein landesweit einzigartiger Ort für Innovationen im Bereich der technischen Assistenzsysteme, die das Wohnen im Alter zu Hause erleichtern“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp bei der Eröffnung.

Wohnen

Das Thema bezahlbares selbstbestimmtes Wohnen ist für die Firma SchwörerHaus sehr wichtig. In einer alternden Gesellschaft wird dies immer wichtiger. Der schwäbische Haushersteller reagiert schon seit Jahren mit hohem Wohnkomfort und optional barrierefreier Ausstattung seiner Häuser auf den demografischen Wandel. Bereits 2006 wurde das erste barrierefreie Schwörer-Musterhaus am Firmenhauptsitz in Hohenstein Oberstetten eröffnet. „Wir als Hausbauunternehmen sind gefragt, praktikable, bezahlbare Komplettlösungen zu erarbeiten und anzubieten", sagt Geschäftsführer Johannes Schwörer. Deshalb beteiligt sich das Unternehmen wie beim LebensPhasenHaus regelmäßig an Kooperationen und Forschungsprojekten zum Thema zukunftsweisendes Wohnen mit der Überzeugung, dass die Ergebnisse einzelner Pilotprojekte letztendlich der Gesellschaft als Ganzes zugutekommen. Im barrierefrei, dabei aber durchaus wohnlich geplanten LebensPhasenHaus spielen wohngesunde, natürliche Materialien und der ökologische Baustoff Holz eine wichtige Rolle. Die kontrollierte Be- und Entlüftung sorgen für ein ausgeglichenes Wohnraumklima und gesunde, gefilterte Luft.

Datenanbindung

Von der Nutzung intelligenter (Assistenz-)Systeme und moderner Heimanwendungen bis hin zu höchstauflösenden Überwachungskameras und Multimediasystemen – der Bedarf an Bandbreite wird in Zukunft weiter steigen. Umso wichtiger ist es, bereits beim Bau oder der Sanierung einer Immobilie an eine Datenanbindung über Glasfaser zu denken. Mit einem hochbitratigen Glasfaseranschluss können nicht nur Multimediadienste wie z.B. Video-OnDemand mit maximaler Geschwindigkeit, sondern auch Heimanwendungen wie Home-Office, E-Learning oder Telemedizin störungsfrei genutzt werden. Die Stadtwerke Tübingen zeigen mit ihrer Telekommunikationssparte TüNet im Lebensphasenhaus, was mit der Schlüsseltechnologie Glasfaser (noch) alles möglich ist, um das Leben im Alter, mit Kindern oder als Berufstätiger zu erleichtern.

Smart Home-Steuerung

Die internetbasierte Smart Home-Steuerung TaHoma Connect vom Hausautomationsspezialisten Somfy bietet den Bewohnern echten Mehrwert. Neben zusätzlichem Wohnkomfort profitieren sie von Barrierefreiheit, mehr Sicherheit und Energieeinsparung. Dazu braucht es nichts weiter als eine kleine Steuerbox, die sämtliche Anwenderbefehle über ein verschlüsseltes Funkprotokoll an die angeschlossenen Produkte – im LebensPhasenHaus derzeit Rollläden, Beleuchtungen sowie Haus- und Nebentür – weitergibt. Auf der grafischen Benutzeroberfläche kann man die Komponenten ganz einfach miteinander verknüpfen und zeit- bzw. sensorgesteuerte Wohnszenarien programmieren: Durch den modularen Aufbau und die zahlreichen Erweiterungsmöglichkeiten wird das Zuhause zum digitalen Assistenten in allen Lebensphasen.

Licht ist Leben

Die Firma RIDI setzt alles daran, es individueller, sicherer und nachhaltiger zu gestalten. Das LebensPhasenHaus in Tübingen ist, in diesem Sinne, für das Unternehmen ein Projekt mit großer Strahlkraft. In Bezug auf „Licht und Gesundheit“, „Licht im Alter“ und „Wohnen in der Zukunft“ bietet dieses Projekt eine große Chance neue Erkenntnisse zu erlangen, die den Menschen aus der Region Neckar-Alb sowie darüber hinaus von Nutzen sein können. Zuständig für die energieeffiziente LED-Beleuchtung im Haus, verbaute RIDI in Wohnraum, Bad und Küche Leuchten mit Beleuchtungssteuerung (anpassbar von kalt- bis warmweiss), die zur optimierten Anpassung an den Lebensrhythmus der Personen mit Farbtemperaturen zwischen 3000-6500 Kelvin steuerbar sind. Ein Nachtlicht mit Farbsteuerung, für den gesunden Wach-Schlaf-Rhythmus, ein integrierter Fußbodenwegweiser vom Schlafzimmer in das Bad, sowie eine „künstlicher Horizont“, in Form von integrierten Lichtleisten in Türrahmen und Wänden, sollen das Aufstehen bei Nacht erleichtern und der Orientierung dienen.

Der Garten – ein Jungbrunnen

Generationenübergreifende Gärten sind Refugien, die zu Spiel, Spaß und Gemeinsamkeit einladen. Für eine altersgerechte Umstrukturierung sollte man frühzeitig überlegen, welche Arbeiten noch Spaß machen und welche langfristig zu schwer fallen. Braucht man noch einen Nutzgarten und wer mäht zukünftig den Rasen? Der Garten des Lebensphasenhauses ist deshalb speziell auf die Bedürfnisse der älteren Generation abgestimmt. Attraktive Gehölze, Gräser und Stauden begrüßen Bewohner und Gäste im Vorgarten und begleiten den Weg entlang der barrierefreien Rampe. Eine großzügige Terrasse ist der zentrale Punkt des gemütlichen Wohngartens, der durch Mauerelemente und heimische Heckengehölze raumbildend strukturiert ist. Die Staudenbeete sind mit pflegeleichten Arten bepflanzt und die Spalieräpfel können von Jung und Alt bequem geerntet werden. Der Schöpfbrunnen dient als kühlendes Wasserbecken an heißen Tagen und das rollstuhlgerechte Hochbeet ermöglicht den komfortablen und rückenschonenden Anbau von frischem Gemüse und Kräutern. Funktion und Ästhetik sind in diesem Garten perfekt zu einem harmonischen Gesamtkonzept zusammengeführt. Gebaut haben ihn 30 Auszubildende von acht Garten- und Landschaftsbaubetrieben aus der Region, allesamt organisiert im Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e.V. Den Entwurf der Außenanlage übernahm die Planungsabteilung der Firma Garten-Moser aus Reutlingen.

Mit der Inbetriebnahme des Gebäudes gilt es aus Sicht der IHK nun, die Ideen aus dem LebensPhasenHaus in die Praxis zu bringen. „Das Konzept und die Technologien, die hier zum Einsatz kommen, sind wegweisend. Der nächste Schritt muss die Vernetzung mit Dienstleistern und Pflegeeinrichtungen sein. Gelingt dies, wartet ein enormer Wachstumsmarkt“, sagte Epp. Die IHK versteht sich hier als Serviceleister und unterstützt Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind.

Weitere Partner sind: Gretsch Unitas GmbH (Türschließanlage), HERRMANN+Co GmbH (Deckenlifter), Interstuhl Büromöbel GmbH (Bestuhlung), Kemmlit-Bauelemente GmbH (Sanitär), Leoba GmbH (Treppen-Plattform-Lifter), tielsa GmbH (bewegte Küche), sowie weitere Förderer.

Weitere Informationen zu baulichen und technischen Details im LebensPhasenHaus sowie zu den Projektpartnern können Sie der Pressemappe entnehmen.

Fotos: LebensPhasenHaus

Kontakt:

Universität Tübingen
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Institut für Physikalische und Theoretische Chemie

Prof. Dr. Udo Weimar
Telefon +49 7071 29-77634

Dr. Sandra Evans
Telefon +49 7071 29-72058

<link>lph[at]ipc.uni-tuebingen.de
<link http: www.lebensphasenhaus.de>www.lebensphasenhaus.de

Eberhard Karls Universität Tübingen
Hochschulkommunikation
Dr. Karl Guido Rijkhoek
Leitung
Antje Karbe
Pressereferentin
Telefon +49 7071 29-76789
Telefax +49 7071 29-5566
antje.karbe[at]uni-tuebingen.de

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