Uni-Tübingen

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04.11.2019

Tübinger Universitätsrat fordert Nachbesserungen bei Hochschulfinanzierung

„Befürchten Abbau von Professuren und Mitarbeiterstellen“ – Universität zu vermehrten Anstrengungen für Klimaschutz bereit

Das Aufsichts- und Kontrollgremium der Universität Tübingen hat vom Land Baden-Württemberg spürbare Nachbesserungen im Hinblick auf die Hochschulfinanzierung gefordert. Das Land verhandelt derzeit mit den Hochschulen über einen neuen Finanzierungsvertrag für die Jahre 2021 bis 2025. „Die Grundfinanzierung der Universitäten muss deutlicher als bisher geplant aufgestockt werden“, sagte der Vorsitzende des Universitätsrats, Bernhard Sibold in Tübingen. Der Universitätsrat sei in großer Sorge angesichts der strukturellen Unterfinanzierung der Hochschulen: „Wir befürchten, dass es in den Jahren 2021 bis 2025 zu einem spürbaren Abbau von Professuren und Mitarbeiterstellen kommen wird, wenn die Landesregierung nicht umsteuert.“ Dies werde unmittelbar auch zu einem Rückgang der Zahl der Studienplätze führen.

„Die bisher auf dem Tisch liegenden Vorschläge der Landesregierung sind in jeder Hinsicht unzureichend und geben den Hochschulen nicht die erforderliche Planungssicherheit“, sagte Sibold. Es sei dringend geboten, den Landeszuschuss an die baden-württembergischen Hochschulen 2021 in einem ersten Schritt um mindestens 1.000 Euro pro Studentin und Student zu erhöhen. Anschließend müsse der Landeszuschuss pro Jahr um drei Prozent gesteigert werden. Darüber hinaus müsse Baden-Württemberg die von der Bundesregierung mit dem „Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken“ zugesagten Mittel an die Hochschulen weiterreichen und – wie im Zukunftsvertrag vereinbart – um Landesmittel in gleicher Höhe ergänzen. 

Der Vorsitzende des Universitätsrats sagte, das Aufsichtsgremium könne nicht nachvollziehen, dass die Politik von den Hochschulen immer neue Leistungen erwarte, im Gegenzug aber nur zeitlich befristete Mittel bereitstelle. „Der rasante Anstieg der Studierendenzahlen in den vergangenen zehn Jahren ist maßgeblich von der Politik zu verantworten“, erklärte Sibold. Bis heute habe die Landesregierung die notwendigen finanziellen Konsequenzen aus dieser Entwicklung nicht gezogen. Zudem würden die Hochschulen regelmäßig auf neue anspruchsvolle Ziele verpflichtet. Dazu zählten die Digitalisierung der Lehre, die Förderung von Start-Ups und Innovationen, Diversität und Barrierefreiheit sowie verstärkte Anstrengungen für den Klimaschutz. 

„Die Universität Tübingen ist bereit, sich den genannten Herausforderungen zu stellen“, betonte Sibold. „Die Politik muss dazu aber die finanziellen Grundlagen legen.“ Das Auflegen immer neuer, kurzfristiger Projektfinanzierungen verschärfe die strukturellen Probleme der Universität und führe nicht zu nachhaltigen Lösungen. „Die Hochschulen brauchen endlich eine auskömmliche Grundfinanzierung, die ihnen ein gesundes Wachstum ermöglicht“, sagte der Vorsitzende des Universitätsrats. Gerade in Anbetracht des wirtschaftlichen Abschwungs und einer drohenden massiven Strukturkrise im Automobilsektor müsse Baden-Württemberg jetzt in die Zukunft investieren. „Ein Großteil der von der Daimler AG geleisteten Strafzahlung in Höhe von 870 Millionen Euro sollte unbedingt in die Hochschulen und damit in die Sicherung unserer Zukunft fließen“, sagte der Vorsitzende des Universitätsrats.  

Sibold verwies auch auf die Ankündigung der bayerischen Landesregierung, in den kommenden fünf Jahren rund zwei Milliarden Euro in Forschung und Technologie zu investieren. Ein Großteil der Summe soll offenbar in die Hochschulen fließen, unter anderem um 1.000 neue Professuren und 10.000 zusätzliche Studienplätze zu schaffen. „Bayern hat klar erkannt, dass nur spürbar stärkere Investitionen in die Hochschulen die Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg einer Region und damit die Arbeitsplätze von morgen schaffen.“ Baden-Württemberg habe die finanziellen Möglichkeiten, mit dem Nachbarland mitzuhalten, müsse aber dazu auch entsprechende Prioritäten setzen.      

Pressekontakt:

Dr. Karl G. Rijkhoek
Universität Tübingen
Hochschulkommunikation
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