Poetik-Dozenturen 1996 - 2004
Die 1. bis 17. Tübinger Poetik-Dozentur (1996-2004) fand unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Wertheimer statt.
Zu Gast waren:
André Heller
Susan Sontag
Adam Zagajewski
Peter Turrini
Juan Goytisolo
Amos Oz
Izzat Ghazzawi
Peter Rühmkorf
Herta Müller
Günter Grass
Aras Ören
Gerhard Köpf
Andrzej Szczypiorski
Yoko Tawada
Jacques Roubaud
Tankred Dorst
Aleksandar Tišma
João Ubaldo Ribeiro
Marlene Streeruwitz
André Heller
Vom Hundertsten ins Tausendste – Das Leben als poetischer Akt
Vom 28. bis zum 30. Januar 2004 war André Heller Gast der Tübinger-Poetik-Dozentur.
André Heller wurde 1947 in Wien geboren und zählt zu den weltweit erfolgreichsten Multimediakünstlern. Er gestaltete die finale Präsentation Deutschlands um die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 und das dazugehörige, bereits in diesem Jahr gestartete kulturelle Rahmenprogramm. Außerdem machte sich André Heller bereits seit mehr als 30 Jahren als Schriftsteller und Dichter, Sänger und Gartenkünstler, Filmemacher und Zirkusmanager einen Namen. Er fand mit seinen Shows, Theaterstücken und Performances im Wiener Burgtheater wie auch in Indien, von China über Südamerika bis Afrika ein begeistertes Publikum. Seine Veröffentlichungen umfassen Bild-, Gedicht- und Prosabände.
Susan Sontag
Susan Sontag, Schriftstellerin, Kritikerin, Filmemacherin und Regisseurin, wurde 1933 in New York City geboren. Sie wuchs in Tucson, Arizona und Los Angeles auf und studierte an der University of Chicago, am Saint Anne‘s College in Oxford und an der Harvard University Philosophie, Literaturwissenschaft und Theologie und promovierte an der Harvard University. Susan Sontag unterrichtete Philosophie, Religionsgeschichte und Literaturwissenschaft an der Harvard University, dem City College of New York und der Columbia University. Ab 1993 hielt sie sich über längere Zeit im belagerten Sarajewo auf und inszenierte am dortigen Theater Samuel Becketts Warten auf Godot. Ihre Werke wurden in 23 Sprachen übersetzt. Susan Sontag starb 2004 in New York.
Publikationen (Auswahl):
The Benefactor (1963); Against Interpretation (1966); Death Kit (1967); Trip to Hanoi (1968); Duett för kannibaler / Duet for Cannibals (Film, 1969); Styles of Radical Will (1969); Brother Carl (Film, 1971); Promised Lands (Film, 1974); On Photography (1977); Illness as Metaphor (1978); I, etcetera (1978); Under the Sign of Saturn (1980); Unguided Tour (Film, 1983); The Way We Live Now (1986); AIDS and Its Metaphors (1989); Alice im Bett (1991); The Volcano Lover (1992); In America (2000); Where the Stress Falls (2001); Regarding the Pain of Others (2003); Die Frau vom Meer (2003)
Auszeichnungen (Auswahl)
seit 1979 Mitglied der American Academy of Arts and Letters
1987-1989 Vorsitzende des PEN American Center
1990 Elmer Holmes Bobst Award
1990-1995 MacArthur Fellow
1992 Premio Malaparte
1999 Commandeur de l’Ordre des Arts et des Lettres
2000 National Book Award für In America
2001 Jerusalem Prize
2003 Premio Príncipe de Asturias de las Letras
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Adam Zagajewski
Adam Zagajewski wurde 1945 in Lwów geboren, wuchs im polnischen Gliwice auf und studierte an der Uniwersytet Jagielloński in Kraków Philosophie und Psychologie. 1982 emigrierte er nach Frankreich, lebt heute jedoch wieder in Kraków. Zagajewski war 1968 einer der Mitbegründer der Dichtergruppe „Teraz“ (Jetzt) und ist als Dichter, Romancier und Essayist Mitglied des polnischen Schriftstellerverbandes, des P.E.N. und der Akademie der Künste (Berlin) sowie Mitherausgeber der in Paris erscheinenden Literaturzeitschrift Zeszyty Literackie. Er gilt als einer der bedeutendsten polnischen Dichter der Gegenwart.
Er war im Sommer 2003 zusammen mit Susan Sontag Gast der Tübinger Poetik-Dozentur.
Publikationen (Auswahl)
Komunikat (1972); Świat nie przedstawiony (1974); Sklepy mięsne (1975); Ciepło, zimno (1975); Cienka kreska (1978); Jechać do Lwowa (1985); Płótno (1990); Ziemia ognista (1994); Mystik für Anfänger (1997); W cudzym pięknie (1998); Pragnienie (1999); Powrót (2003); Anteny (2005)
Auszeichnungen (Auswahl)
Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung (2002)
Horst-Bienek-Preis für Lyrik (2002)
Spycher: Literaturpreis Leuk (2005)
Samuel-Bogumil-Linde-Preis (2009)
Peter Turrini
"Sprechen ist bei Peter Turrini: etwas ins Außen sagen. Er ist ein exoterischer Schriftsteller, und er sagt das, was er sagen MUSS. Schon das ist mehr als man von vielen anderen sagen kann: Da fliegen die Dinge heran, kommen in den Speicher, und es ist ein Speicher des Energiebestands, der unerschöpflich scheint.
Die Energie kommt dann aus dem Autor heraus, und sie erschöpft sich nicht, surrend, heulend, manchmal stotternd, in einer Autoren-Versammlung, sie fordert sich vielmehr immer wieder selbst heraus zu kommen, ihren Vorrat aus diesem Energiespeicher zu reißen und ihn uns anschließend vor die Füße zu kippen."
(Elfriede Jelinek über Peter Turrini)
Peter Turrini, geboren 1944 in St. Margarethen in Kärnten, wuchs in Maria Saal auf. Von 1963 bis 1971 in verschiedenen Berufen tätig. Er lebt seit 1971 als freier Schriftsteller in Wien und Retz. Seine Werke wurden in viele Sprachen übersetzt und werden weltweit gespielt. Peter Turrini erhielt 2008 den Würth-Preis für Europäische Literatur.
Schriften (in Auswahl):
Der tollste Tag. Nach Beaumarchais (1973); Rozznjogd (1973); Sauschlachten (1974); Die Wirtin. Frei nach Goldoni (1978); Die Alpensaga. Drei Bände (1980, als TV-Serie in sechs Teilen 1974-1979); Josef und Maria (1980); Die Minderleister (1988); Tod und Teufel (1990); Alpenglühen (1992); Die Schlacht um Wien (1995); Ich liebe dieses Land (2001); Da Ponte in Santa Fe (2002); Mein Nestroy (2006).
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Juan Goytisolo
Der spanische Autor Juan Goytisolo, der sowohl in Paris wie in Marrakesch lebt, darf als einer der großen Mittler zwischen Orient und Okzident betrachtet werden. Seine authentischen Recherchen an Orten kultureller Konflikte (Jerusalem, Algerien, Tschetschenien, Sarajewo) verweisen auf konkrete Wirklichkeiten jenseits aller Klischees und Stereotypen.
Das Werk von Goytisolo lässt sich in seiner Vielgestaltigkeit nicht auf einen Nenner bringen: Surrealistisches, Dokumentarisches und akribische Recherche finden sich darin ebenso wie komplexeste intertextuelle Brechungen der Wirklichkeit. Engagement und Ästhetizismus - bei diesem Autor, den es neu zu entdecken gilt, erweisen sich Gegensätze und Unvereinbarkeiten als bedeutungslos: Che Guevara und Juan de la Cruz, Cervantes und Genet, Politik und Poesie - all das ist Bestandteil seiner breiten künstlerischen Palette.
Daneben gilt sein Interesse besonders dem immateriellen und zusehends bedrohten Weltkulturerbe der oralen Literatur. Seine Vorlesungen widmen sich unter anderem auch diesem Thema im Kontext der maghrebinischen Tradition.
Juan Goytisolo, am 5. Januar 1931 in Barcelona geboren. 1938 Tod der Mutter bei einem Bombenangriff zwei Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs.
1939 Eintritt in ein Jesuitenkolleg. 1948 Beginn des Jurastudiums. In dieser Zeit Abkehr vom katholischen Glauben. Erster (unveröffentlichter) Roman. Bis 1956 mehrere Reisen nach Paris. 1956 Militärdienst. 1957 Umsiedlung nach Paris. Lektoratstätigkeit bei Gallimard. Zwischen 1961 und 1964 mehrere Reisen nach Kuba, Nordafrika und in den Nahen Osten.
Seit 1964 freier Schriftsteller. Ab 1969 Gastprofessuren an den Universitäten San Diego, Boston, New York. 1974 nach zwölf Jahren erstmals Freigabe eines Buches von Goytisolo durch die spanische Zensur. 1993 Kriegsbeobachter in Sarajewo.
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Amos Oz
Amos Oz, geboren 1939 in Jerusalem, gilt als der international bekannteste Schriftsteller Israels.
In Deutschland wurde er 1992 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Zu seinen größten literarischen Erfolgen zählen Romane wie Mein Michael (1968), Touch the Water, touch the Wind (1973), Der perfekte Frieden (1982), Black Box (1987), jahrelang Nummer 1 Bestseller, Eine Geschichte von Liebe und Finsternis (2004) und nicht zuletzt sein Kinderbuch Sumchi (1978/ deutsch 1993). Daneben publizierte Amos Oz eine Vielzahl wichtiger Essays und Artikel über literarische und politische Themen. Immer wieder beschäftigte sich der äußerst engagierte Autor mit der Problematik und den Möglichkeiten des Zusammenlebens unterschiedlicher Kulturen in Israel und Palästina.
Nicht zuletzt aufgrund der gegenwärtigen internationalen Spannungen ist die Stimme eines Autors, dessen gesamtes Werk als eine Art Gegenentwurf zum Fundamentalismus zu begreifen ist, von besonderer Wichtigkeit: Oz weist pragmatisch Wege jenseits von Stereotypenbildung und vager multikultureller Schwärmerei.
Izzat Ghazzawi
Izzat Ghazzawi, geboren 1951 in Dayr al-Ghusoun, Präsident des Palästinensischen Schriftstellerverbandes, gilt als einer der bedeutendsten palästinensischen Autoren.
Seit seiner Rückkehr aus dem Exil im Jahr 1982 lehrt er Vergleichende Literaturwissenschaft an der palästinensischen Birzeit Universität in Ramallah.
Izzat Ghazzawi war Mitherausgeber verschiedener englischsprachiger Anthologien palästinensischer Autoren: Modern Palestinian Poetry in Translation (1997), Modern Palestinian Short Stories in Translation (1998), Innovation in Palestinian Literature: Testimonies of Palestinian Poets and Writers (2000).
1994 wurde Izzat Ghazzawi mit dem in Norwegen verliehenen International Prize for Freedom of Expression und 2001 mit dem vom Europäischen Parlament verliehenen Sacharow-Preis ausgezeichnet. Er starb am 4. April 2003 in Ramallah.
Er war im Winter 2002 zusammen mit Amos Oz Gast der Tübinger Poetik-Dozentur.
Publikationen (Auswahl)
Letters underway (1989)
The Edges (1993)
Nebo Mountain (1995)
Abdullah At-Tilali (1997)
Peter Rühmkorf
Er schreibt Gedichte, Essays und Märchen, Theaterstücke und autobiographische Fragmente - der Poet Peter Rühmkorf, „halb Dandy, halb Clochard“, ist eine Erscheinung, die sich herkömmlichen poetologischen Kategorisierungen entzieht. Er zitiert, parodiert, persifliert alle literarischen Tonlagen von Heine bis Benn, von Klopstock bis Ringelnatz, ohne je die eigene Stimme zu verlieren: witzig, gallig, tintenfleckig, provokant, schräg und bisweilen obszön – nie pathetisch, nie sentimental, nie langweilig. Peter Rühmkorf, ein poetisches Gesamtkunstwerk ohne "Haltbarkeitsdatum 1999", wie er selbst unkte, vielmehr zeitgeistsensibler Dialektiker der Wahrnehmung, war Dozent der Tübinger Poetik-Dozentur im Sommer 2001.
Rühmkorf, geboren am 25.10.1929 in Dortmund als Sohn einer Lehrerin und eines fahrenden Puppenspielers, studierte ab 1951 Kunstgeschichte, Pädagogik und Germanistik in Hamburg. Reisen führten ihn nach Polen, Russland, China und in die Tschechoslowakei. Ab 1957 arbeitet er als freier Schriftsteller, von 1958 bis 1964 ist er als Lektor beim Rowohlt-Verlag tätig. Peter Rühmkorf las 1960 erstmals bei der Gruppe 47. Er starb am 8.6.2008 in Roseburg bei Lauenburg.
Auszeichnungen (Auswahl)
1964/65 Villa Massimo, Rom
1980 Bremer Literaturpreis
1986 Arno Schmidt Preis
1988 Heinrich-Heine-Preis (DDR)
1993 Georg-Büchner-Preis
2000 Hoffmann-von-Fallersleben-Preis für zeitkritische Literatur
2002 Joachim-Ringelnatz-Preis
2003 Nicolas-Born-Preis
2009 Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor (posthum)
Publikationen (Auswahl)
Irdisches Vergnügen in g (1959); Die Jahre die Ihr kennt (1972); Walther von der Vogelweide, Klopstock und ich (1975); Strömungslehre I. Poesie (1978); Einmalig wie wir alle (1989); Wenn – aber dann. Vorletzte Gedichte (1999); Paradiesvogelschiß (2008)
Weitere Informationen zu Peter Rühmkorf auf seiner Homepage.
Herta Müller
Herta Müller wurde 1953 in Nitzkydorf/Rumänien geboren, studierte von 1972-1976 Germanistik und Romanistik an der Universität von Temeschwar. Sie arbeitete zunächst als Übersetzerin und Deutschlehrerin, wurde jedoch aufgrund ihrer Zusammenarbeitsverweigerung mit der Geheimpolizei (Securitate) aus dem Schuldienst entlassen.
Seit 1984 arbeitet Herta Müller als freie Schriftstellerin und hatte bis zu ihrer Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland im März 1987 Arbeits- und Publikationsverbot. Ihre einzigartige präzise und faszinierende Sprache ist Ausdruck eines reflektierten Denkens, das ihren Rang im internationalen Literaturbetrieb seit Beginn der 90er Jahre und die Übersetzung ihrer Werke in mehr als 20 Sprachen erklärt.
Auszeichnungen (Auswahl)
1987 Ricarda-Huch-Preis der Stadt Darmstadt
1989 Marieluise-Fleißner-Preis der Stadt Ingolstadt
1991 Kranichsteiner Literaturpreis
1992 Kritikerpreis (Sparte Literatur) des SWF, Baden-Baden
1994 Kleist-Preis
1995 Europäischer Literaturpreis Aristeion
1998 Impac Dublin Literary Award für den Roman "Herztier"
1999 Ida-Dehmel-Literaturpreis
2009 Nobelpreis für Literatur
Publikationen (Auswahl)
Niederungen (1984); Reisende auf einem Bein (1989); Der Fuchs war damals schon ein Jäger (1992); Der Wächter nimmt seinen Kamm (1993); Herztier (1994); Hunger und Seide (1995); Heute wär ich mir lieber nicht begegnet (1997); Der Fremde Blick oder das Leben ist ein Furz in der Laterne (1999); Heimat ist das, was gesprochen wird (2001); Atemschaukel (2009)
Günter Grass
Günter Grass wurde am 16. Oktober 1927 in Danzig geboren. Nach dem zweiten Weltkrieg studierte er Bildhauerei, zunächst an der Düsseldorfer Kunstakademie, dann an der Hochschule für Bildende Künste Berlin. Seit seiner ersten Lesung 1955 nahm er regelmäßig an den Tagungen der Gruppe 47 teil. 1956 erschien sein erstes Buch, der Gedichtband Die Vorzüge der Windhühner. Mit dem Roman Die Blechtrommel wurde er 1959 berühmt. Neben Romanen veröffentlicht Grass Gedichtbände, Kurzprosa, Theaterspiele, Essays, Novellen, Erzählungen sowie autobiografische Werke. Außerdem ist er als Zeichner, Grafiker und Bildhauer tätig und nimmt aktiv am politischen Geschehen der Bundesrepublik teil.
Auszeichnungen (Auswahl):
1965 Georg-Büchner-Preis
1999 Nobelpreis für Literatur
Bibliographie
Die Vorzüge der Wildhühner (1956); Die Blechtrommel (1959); Gleisdreieck (1960); Katz und Maus (1961); Hundejahre (1963); Die Plebejer proben den Aufstand. Ein deutsches Trauerspiel (1966); Ausgefragt (1967); Aus dem Tagebuch einer Schnecke (1972); Der Butt (1977); Das Treffen in Telgte (1979); Kopfgeburten oder die Deutschen sterben aus (1980); Die Rättin (1986); Schreiben nach Auschwitz. Frankfurter Poetik-Vorlesung (1990); Unkenrufe (1992); Ein weites Feld (1995); Mein Jahrhundert (1999); Im Krebsgang (2002); Beim Häuten der Zwiebel (2006); Grimms Wörter (2010)
Aras Ören
Aras Ören, geboren am 1.11.1939 in Bebek-Istanbul/Türkei, schreibt seit 1957 Gedichte. 1959-1969 arbeitete er als Schauspieler und Dramaturg vornehmlich in Istanbul, ab 1962 dann als Schauspieler an der "Neuen Bühne" in Frankfurt a. M. Nach dem Militärdienst, den er 1962/63 in Ankara leistete, versuchte er in den Jahren 1965-1967, eine Theatergruppe für die türkischen Arbeiter in der Bundesrepublik und West-Berlin zu gründen. 1967 heiratete er die Berliner Modegrafikerin Gaby Gallo. Von 1966-1969 arbeitete er nochmals als Schauspieler in Istanbul, zog jedoch 1969 nach West-Berlin, wo er Mitglied der Berliner Künstlervereinigung "Rote Nelke"wurde. Ören arbeitet seit 1974 als Redakteur, seit 1996 auch als Leiter in der türkischen Redaktion des Senders Freies Berlin (SFB).
Auszeichnungen
1969 Theaterpreis, Istanbul
1980 Förderpreis des Kulturpreises im Bundesverband der Deutschen Industrie
1983 Literarische Ehrengabe der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
1985 Adelbert-von-Chamisso-Preis
Publikationen (Auswahl)
Was will Niyazi in der Naunynstraße (1973); Der kurze Traum aus Kagithane (1974); Die Fremde ist auch ein Haus (1975); Bitte nix Polizei (1981); Eine verspätete Abrechnung (1988); Berlin Savignyplatz (1996); Unerwarteter Besuch (1997); Granatapfelblüte (1998)
Gerhard Köpf
Gerhard Köpf, geboren 1948 in Pfronten/Allgäu. 1968 Abitur. Studuim der Germanistik, Anglistik und Volkskunde in München. 1974 Promotion; danach Lehrtätigkeit an verschiedenen Universitäten des In- und Auslandes. Seit 1982 Professur für Gegenwartsliteratur und angewandte Literaturwissenschaft an der Gerhard-Mercator-Universität in Duisburg.
Auszeichnungen (Auswahl)
1983 Preis der Klagenfurter Jury (beim Ingeborg Bachmann Preis)
1983 Jean Paul Förderpreis des Freistaates Bayern
1985/6 Villa Massimo Rom
1986/7 Stadtschreiber von Bergen-Enkheim
1989 Förderpreis der Berliner Akademie der Künste
1990 Wilhelm Raabe-Preis
1993 Bamberger Poetikprofessor; Mitglied des P.E.N. der BRD
Publikationen (Auswahl):
Innerfern (1983); Die Strecke (1985); Bundesfilmpreis 1989: "Wallers letzter Gang"; Die Erbengemeinschaft (1987); Eulensehen (1989); Borges gibt es nicht. Eine Novelle. (1991); Bluff oder das Kreuz des Südens. Roman (1991); Piranesis Traum. Roman. (1991); Papas Koffer. Roman (1993); Nachtpost. Theaterstück (1993); Der Weg nach Eden. Roman (1994); Ezra & Luis oder Die Erstbesteigung des Ulmer Münsters. Ein Spiel. (1994); Lesegift (1993)
Andrzej Szczypiorski
Andrzej Szczypiorski, geboren am 3. Februar 1924 in Warschau, beteiligte sich 1944 am Warschauer Aufstand und wurde im KZ Sachsenhausen interniert. Nach Kriegsende arbeitete er als Rundfunkjournalist und stand von 1956 bis 1958 im diplomatischen Dienst in Kopenhagen. Seither Literat und Publizist.
Von 1974 bis 1984 Generalsekretär des polnischen Autorenverbandes, heute Vorstandsmitglied des renommierten PEN-Clubs. Ab 1977 Mitarbeiter der oppositonellen Zeitschriften im In- und Ausland. Andrzej Szczypiorski war einer der Organisatoren des Unabhängigen Kongresses der Polnischen Kultur, der am 12.12.1981 eröffnet wurde. Einen Tag später wurde in Polen der Kriegszustand verkündet, und Andrzej Szczypiorski wurde bis zum Frühjahr interniert.
Von 1989 bis 1991 war er als Kandidat der Gewerkschaft Solidarność Mitglied des Senats, der Zweiten Kammer des polnischen Parlaments. 1997 wählte ihn die Unicef zum "Botschafter des guten Willens". Er starb am 16. Mai 2000 in Warschau.
Auszeichnungen
1988 wichtigster polnischer Literaturpreis, Wiadnomosci Literackie
1988 Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur
1989 Nelly-Sachs-Preis, Kulturpreis der Stadt Dortmund
1990 Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken, Berlin
1995 Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland in Anerkennung für seine Verdienste um die deutsch-polnischen Beziehungen
1995 Andreas-Gryphius-Preis der Künstlergilde e.V.
1995 Zum Mitglied im deutschen Orden Pour le mérite ernannt
1997 Verleihung des Ordens "Polonia Restituta" durch den Präsidenten der Republik für seine Verdienste um Polen
Publikationen (Auswahl)
Eine Messe für die Stadt Arras. Roman (1971); Die schöne Frau Seidenman. Roman (1988); Amerikanischer Whisky. Erzählungen (1989); Nacht, Tag und Nacht. Roman (1991); Der Teufel im Graben. Roman (1993); Den Schatten fangen. Roman (1993); Selbstportrait mit Frau. Roman (1994); Europa ist unterwegs. Essays und Reden (1996) sowie zahlreiche Hörspiele und Verfilmungen
Yoko Tawada
Yoko Tawada wurde 1960 in Tokyo geboren. Mit 12 Jahren versuchte sie sich in einem ersten Roman, den sie fotokopiert verteilte. In Japan studierte sie Literaturwissenschaft (Schwerpunkt russische Literatur). Mit 1979 kam Yoko Tawada zum ersten Mal mit der transsibirischen Eisenbahn nach Deutschland. Seit 1982 wohnte sie in Hamburg, wo sie ihr Studium der Literaturwissenschaft fortsetzte und 1998 promovierte. Erste literarische Veröffentlichungen 1986 in "Japan-Lesebuch". Erste Buchveröffentlichung in Deutschland 1987, in Japan 1992. Yoko Tawada schreibt in deutscher und japanischer Sprache.
Yoko Tawada hielt die Tübinger-Poetik-Dozentur im Frühjahr 1998.
Auszeichnungen (Auswahl)
1990 Förderpreis für Literatur der Stadt Hamburg
1991 Gunzo-Shinjin-Bungaku-Sho für die japanische Originalfassung der Erzählung "Fersenlos"
1994 Lessingförderpreis der Stadt Hamburg
1996 Chamissopreis
Publikationen (Auswahl)
Nur da wo du bist da ist nichts. Gedichte und Prosa (1987); Das Bad. Kurzer Roman (1987); Wo Europa anfängt. Prosa und Gedichte (1991); Ein Gast. Kurzer Roman (1993); Die Kranichmaske, die bei Nacht strahlt. Theaterstück (1993); Tintenfisch auf Reisen. 3 Geschichten (1994); Talisman. Literarische Essays (1996); Aber die Mandarinen müssen heute abend noch geraubt werden. Poetische Prosa, Traumtexte, Gedichte (1997); Wie der Wind im Ei. Theaterstück (1997); Verwandlungen (1998); Opium für Ovid. Ein Kopfkissenbuch von 22 Frauen (2000); Spielzeug und Sprachmagie in der europäischen Literatur (2000)
Weitere Informationen auf ihrer Homepage.
Jacques Roubaud
Jacques Roubaud, geboren 1932, ist Mathematiker und Schriftsteller und lebt in Paris. Er ist Mitglied der von Francois Le Lionnais und Raymond Queneau gegründeten Gruppe Oulipo, der auch Italo Calvino und George Perec angehörten.
Jacques Roubaud wurde 1932 in Caluire in der Nähe von Lyon geboren.
1950 erste Veröffentlichungen von Essays und Gedichten in Zeitschriften.
1966 Mitglied der Gruppe „OuLiPo“ neben Italo Calvino und Raymond Queneau.
1967 erschien sein erster Gedichtband mit dem mathematischen Symbol Epsilon als Titel.
1985 erschien sein Roman „Die schöne Hortense“ in Paris.
Auszeichnungen (Auswahl)
1986 Prix France Culture
1990 Grand prix national de la poésie
2008 Grand prix de littérature Paul-Morand de l´Académie francaise
In deutscher und französischer Sprache sind erschienen (Auswahl):
epsilon, Poésie (1967); Les troubadours, Anthologie (1981); Die schöne Hortense, Roman (1985); Le grand incendie de Loundres (1989); Traktat vom Licht (1989); Das Exil der schönen Hortense, Roman (1994); Die Finger Hölderlins, Poésie aus Frankreich (1996); Mathématique (1997)
Tankred Dorst
Tankred Dorst wurde am 19. Dezember 1925 in Oberlind bei Sonneberg (Thüringen) geboren und ist dort aufgewachsen. Sein Vater, Ingenieur und Fabrikant, stirbt 1931.
1944 bis 1947 ist er erst Soldat, dann Kriegsgefangener in englischen und amerikanischen Lagern. Nach dem Abitur 1950 studiert er in den folgenden Jahren in München Germanistik, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft. Zur selben Zeit beginnt er Marionettenstücke zu schreiben.
1960 wird sein erstes Theaterstück uraufgeführt. Seitdem werden die Stücke von Tankred Dorst an verschiedenen deutschen und europäischen Theatern gespielt.
Seit 1972 sind die meisten Stücke in Zusammenarbeit mit Ursula Ehler entstanden. Tankred Dorst hat neben Stücken für das Theater auch Libretti, Drehbücher und Übersetzungen (Molière, O'Casey) geschrieben sowie Filme inszeniert. Er war 1973 Gastdozent in Australien und Neuseeland und hielt 2003 die Frankfurter Poetikvorlesung.
Tankred Dorst war im Frühjahr 1997 Tübinger Poetik-Dozent. Er gilt heute als einer der am häufigsten gespielten Gegenwartsautoren auf deutschen Bühnen.
Auszeichnungen (Auswahl)
1964 Gerhard-Hauptmann-Preis
1962 Stipendium der Villa Massimo, Rom
Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt und anderer Akademien
1983 Großer Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
1990 Georg-Büchner-Preis
1994 „Dramatiker des Jahres“ in der Kritikerumfrage der Zeitschrift Theater Heute
Publikationen (Auswahl)
Gesellschaft im Herbst (1960); Die Kurve (1960); Große Schmährede an der Stadtmauer (1961); Der Kater oder Wie man das Spiel spielt (1964); Toller (1968); Eiszeit (1973); Auf dem Chimborazo (1975); Merlin (1981); Ich Feuerbach (1986); Korbes (1990); Die Schattenlinie (1995).
Aleksandar Tišma
Aleksandar Tišma wurde 1924 als Sohn eine aus den Bergen um Lika stammenden Serben und einer ungarischen Jüdin in Horgoš geboren, einem Dorf in Nordjugoslawien an der Grenze zu Ungarn. Diese Grenze wurde zu Beginn des zweiten Weltkrieges abgeschafft und 1945 wiederhergestellt. Zwischen diesen beiden Daten spielten sich die für Tišmas Leben bedeutsamsten Ereignisse ab. Er siedelte 1942 nach Budapest über, um den Massenverhaftungen zu entgehen, die sich im besetzten Teil Jugoslawiens mehrten. 1944 wurde er zu Zwangsarbeit nach Transsylvanien eingezogen, wo er mithalf, Schützengräben gegen russische Panzer auszuheben. Nach der Auflösung des Lagers trat er in die jugoslawische Befreiungsarmee ein, deren Verbündete und zugleich Herren binnen kurzem die Russen mit ihren Panzern wurden. Nach dem Krieg arbeitete Tišma von 1949 bis 1969 als Verlagslektor und später bis 1974 als Journalist. 1956 erschien sein erstes Buch. Er publizierte Gedichte, Erzählungen, Roman und Theaterstücke, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Der Roman „Der Gebrauch des Menschen“ von 1976 wurde zum internationalen Bestseller und gilt als bedeutendstes Werk Tišmas. Seit 2002 ist der Autor Mitglied der Berliner Akademie der Künste. Abgesehen von einem zweieinhalbjährigen Aufenthalt in Frankreich während des jugoslawischen Bürgerkrieges hat er fast sein ganzes Leben in Novi Sad verbracht, wo er am 16.2.2003 starb. Aleksandar Tišma hielt die Tübinger Poetik-Dozentur im Sommer 1997.
Auszeichnungen (Auswahl)
1996 Österreichischer Staatspreis für Europäische Kultur
1996 Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung
1996 Preis für Toleranz (erstmals verliehen von der einzigen unabhängigen serbischen Tageszeitung Nasa Borba)
Publikationen (Auswahl)
Die bewohnte Welt. Gedichte (1956); Das Buch Blam. Roman (1972); Die Schule der Gottlosigkeit. Erzählungen (1978); Der Gebrauch des Menschen. Roman (1980); Der Kapo. Roman (1987); Die wir lieben. Roman (1990); Reise in mein vergessenes Ich, Tagebuch 1942-1951. Meridiane Mitteleuropas (2003)
João Ubaldo Ribeiro
João Ubaldo Ribeiro wurde 1941 auf der Insel Itaparica im Bundesstaat Bahia geboren. Nach dem Studium von Jura und Politologie war er als Universitätsdozent und Journalist in Rio de Janeiro und in den USA tätig. Als Stipendiat lebte Ribeiro in Lissabon und Berlin. Seit 1992 lebt und arbeitet er in Rio de Janeiro.
João Ubaldo Ribeiro ist einer der angesehensten Autoren Brasiliens. International bekannt wurde er mit dem Roman "Sargento Getulio". Ein begeistertes Echo in vielen Ländern fand seine große epische Chronik "Brasilien, Brasilien" (im Original: Viva o Povo Brasiliero). 2008 erhielt er den Prémio Camões, den wichtigsten portugiesischsprachigen Literaturpreis.
Publikationen (Auswahl)
Sargento Getulio. Roman (1984); Brasilien, Brasilien. Roman (1988); Der Heilige, der nicht an Gott glaubte. Erzählungen (1992); Das Lächeln der Eidechse. Roman (1994); Ein Brasilianer in Berlin. Roman (1994; zweisprachige Ausgabe portugiesisch-deutsch 2010); Das Wunder Pfaueninsel (2000).
Marlene Streeruwitz
Marlene Streeruwitz, geboren am 28.6.1950 in Baden bei Wien, studierte Slavistik und Kunstgeschichte.
Sie ist alleinerziehende Mutter zweier Töchter und arbeitet als Schriftstellerin, Redakteurin und Regisseurin bei Theater und Hörfunk. Marlene Streeruwitz lebt in Wien und Berlin.
Sie hielt die Tübinger-Poetik-Dozentur im Wintersemester 1995/96.
Preise und Auszeichnungen
1997 Mara-Cassens-Preis
1999 Österreichischer Würdigungspreis für Literatur
2001 Hermann-Hesse-Preis
2001 Literaturpreis der Stadt Wien
2002 Walter-Hasenclever-Literaturpreis
2004 Badener Kulturpreis (abgelehnt)
2008 Peter-Rosegger-Preis
2009 Droste-Preis
Publikationen (Auswahl)
Das wird mir alles nicht passieren. Wie bleibe ich FeministIn (2010); Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin (2008); Kreuzungen. Roman (2008); Entfernung. Roman (2006); Gegen die tägliche Beleidigung. Vorlesungen (2004); Jessica, 30. Roman (2004); Morire in Levitate. Novelle (2004); Partygirl. Roman (2002); Tagebuch der Gegenwart (2002); Majakowskiring. Erzählung (2000); Nachwelt. Ein Reisebericht. Roman (1999); Waikiki Beach. Und andere Orte. Die Theaterstücke (1999); Können. Mögen. Dürfen. Sollen. Wollen. Müssen. Lassen. Frankfurter Poetikvorlesungen (1998); Sein. Und Schein. Und Erscheinen. Tübinger Poetikvorlesungen (1997); Verführungen. 3. Folge. Frauenjahre (1996)
Weitere Informationen zu Marlene Streeruwitz auf ihrer Homepage.