Uni-Tübingen

15.04.2025

Vortragsreihe "Jüdische Sachkultur im deutschen Südwesten. Nutzung, Deutung, Zuschreibung"

Prof. Dr. Benigna Schönhagen | Arbeitskreis Jüdisches Schwaben (AKJS) | Online und in Präsenz

Live-Übertragung der Vorlesung über Zoom.
Datum: ab dem 29.04.2025, jeweils Dienstag
Uhrzeit: 18:00 Uhr c.t.
Veranstaltungsort: Wilhelmstr. 36 72074 Tübingen (Hegelbau) Raum 405, sowie im Livestream
Anmeldung: Nicht erforderlich
Zoom-Link: zoom.us/j/95239647931, Meeting-ID: 958 2555 9639

Beschreibung
Dinge umgeben jeden und jede, gehören selbstverständlich zum Alltag der Menschen. Sie sind „unauffällige Begleiter“, aber sie sind auch mit Deutungen und Zuschreibungen aufgeladen, vor allem wenn sie aus dem Gebrauch gekommen sind und auf vergangene Welten verweisen. Das trifft auch auf die materielle Kultur des Judentums zu. Lange Zeit galt das Interesse hauptsächlich jüdischen Ritualgegenständen – Tora-Silber, Synagogentextilien, Objekten für die häusliche Schabbat-Feier etc. Sie wurden als „Judaica“ kategorisiert, damit als einer fremden Kultur zugehörig eingeordnet und so auch in Museen präsentiert. Im Zuge des ‚material turns‘ in den Kulturwissenschaften wird die Sachkultur des Judentums aber auch von der Judaistik und der Geschichtswissenschaft entdeckt und gewinnbringend zur Erweiterung des traditionellen, schriftlichen Quellenbestands herangezogen. Denn ,Dinge‘ haben nicht nur eine Herstellungsgeschichte, die etwa Aufschlüsse über das Verhältnis von Auftraggeber und Produzenten erlaubt. Mit ihnen sind auch kulturelle Bedeutungen verknüpft. Sie haben eine ‚Objektbiographie‘ und ihrer Nutzungsgeschichte sind Deutungen und Zuschreibungen eingeschrieben, die sich je nach Kontext ändern können. Die interdisziplinär angelegte Vortragsreihe zeigt, dass die genaue Betrachtung von Zeugnissen der jüdischen Alltagskultur nicht nur das Bild vom Leben von Jüdinnen und Juden erweitert. Sie beleuchtet auch, wie ‚Dinge‘ kulturelle Aushandlungsprozesse und historische Entwicklungen deutlich machen und nicht zuletzt die Vorstellungen vom Landjudentum präzisieren, das jahrhundertelang die Lebensform von Jüdinnen und Juden im Gebiet des heutigen Südwestdeutschland ausmachte und das Zusammenleben von Christen und Juden bestimmte.

Programm


Di, 29. April, 18 Uhr: Dinge bewegen. Äußere und innere Mobilität am Beispiel jüdischer Objekte aus Österreich (PD Dr. Martha Keil, St. Pölten)

Di, 13. Mai, 18 Uhr: "Mahthild abbatissa me fieri iussit". Der siebenarmige Leuchter der Äbtissin Mathilde von Essen und die Menora in der mittelalterlichen Kirche (Maria Streicher, M.A., Tübingen)

Di, 3. Juni, 18 Uhr: Was Heiratsinventuren zählen (Dr. Karoline Adler, Horb)

Di, 1. Juli, 18 Uhr: Die Domus Judaeorum in Schwäbisch Gmünd - Ein Blick auf 800 Jahre Nutzungs- und Umnutzungsgeschichte (PD Dr. Simon Paulus, Stuttgart)

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