Uni-Tübingen

Tübinger Poetik-Dozentur 2025

Safe the date!

Die 38. Tübinger Poetik-Dozentur 2025 findet von 16. bis 21. November 2025 statt. Wir freuen uns, dieses Jahr Jenny Erpenbeck und Peter Wawerzinek zu begrüßen, die vom 17. bis zum 21. November in Tübingen über ihre literarischen und essayistischen Texte sprechen werden. Zu Gast sind zudem Ute und Werner Mahler, die über ihr fotografisches Werk sprechen.

Die Termine im Überblick

Lesung von Jenny Erpenbeck, am Sonntag, 16. November, um 11 Uhr in der Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall.

Veranstaltungen an der Universität Tübingen | jeweils 19 Uhr, Alte Aula (Münzgasse 30). Der Eintritt ist frei; eine Anmeldung ist nicht notwendig. Einlass ab 18:30 Uhr.

  • Montag, 17. November: Vorlesung von Jenny Erpenbeck
  • Dienstag, 18. November: Vortrag von Ute und Werner Mahler
  • Mittwoch, 19. November: Jenny Erpenbeck im Gespräch
  • Donnerstag, 20. November: Vorlesung von Peter Wawerzinek

Die Veranstaltungen können auch über einen Live-Stream verfolgt werden.

Kurzporträts

Jenny Erpenbeck

Jenny Erpenbeck wurde 1967 in Ost-Berlin geboren. Nach einer Ausbildung zur Buchbinderin studierte sie Theaterwissenschaft und begann anschließend ihre Laufbahn als Regieassistentin und Abendspielleiterin, die sie unter anderem an das Opernhaus Graz und die Staatsoper Berlin führte. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit inszeniert sie seit 1997 eigene Theaterarbeiten, darunter im Jahr 2000 die Uraufführung ihres Stücks Katzen haben sieben Leben sowie 2001 den Doppelabend Erwartung (Schönberg) / Herzog Blaubarts Burg (Bartók). Erpenbeck lebt und arbeitet in Berlin.

Ihr literarisches Debüt gab sie 1999 mit dem Roman Geschichte vom alten Kind, in dem eine Kindheit in der DDR geschildert wird. Auch in Heimsuchung (2008), das vom Guardian in die Liste der „100 besten Bücher des 21. Jahrhunderts“ aufgenommen wurde, widmet sich Erpenbeck zentralen Themen der deutschen Geschichte – etwa Exil, Entfremdung und kollektiven Traumata. Der Roman Aller Tage Abend (2012) geht der Frage nach, wie Leben durch Zufall und Schicksal geprägt wird. In Gehen, ging, gegangen (2015) erzählt sie vom sogenannten „Sommer der Migration“: Im Zentrum steht die langsame Annäherung zwischen einem emeritierten Professor und einer Gruppe junger Geflüchteter aus Afrika. Mit Kairos (2021) kehrt Erpenbeck thematisch in die DDR zurück. Der Roman erzählt von einer Liebesbeziehung zwischen einer 19-Jährigen und einem verheirateten Mann in seinen Fünfzigern – eine Beziehung, die im Schatten des allmählichen Verfalls des ostdeutschen Staates steht. Andreas Platthaus bezeichnete Erpenbeck in der FAZ als „eine der größten lebenden Erzählerinnen, die (nicht nur) wir haben“.

Für Kairos wurde Jenny Erpenbeck 2024 mit dem International Booker Prize ausgezeichnet. Darüber hinaus erhielt sie zahlreiche weitere Preise, darunter den Preis der Jury beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb (2002), den Heimito-von-Doderer-Literaturpreis (2008), den Uwe-Johnson-Preis, den Hans-Fallada-Preis, den Thomas-Mann-Preis (2016), den Europäischen Literaturpreis (2015), den britischen Independent Foreign Fiction Prize (heute: International Booker Prize) sowie den Internationalen Stefan-Heym-Preis (2023). Ihre Werke sind in über 30 Sprachen übersetzt worden.

Publikationen (u. a.):

Geschichte vom alten Kind. Eichborn, Frankfurt a. M. 1999.
Heimsuchung. Eichborn, Frankfurt a. M. 2008.
Dinge, die verschwinden. Galiani, Berlin 2009.
Gehen, ging, gegangen. Knaus, München 2015.
Kein Roman. Texte und Reden 1992 bis 2018. Penguin, München 2018.
Kairos. Penguin, München 2021.


Peter Wawerzinek

Peter Wawerzinek wurde 1954 in Rostock unter dem Namen Peter Runkel geboren. 1978 übersiedelte er nach Ostberlin und übte verschiedene Berufe aus, u.a. war er Tischler, in den 80ern Performance-Künstler und Stehgreifpoet. Seit 1988 ist er als freier Schriftsteller, Regisseur und Hörspielautor tätig. Heute lebt er in Magdeburg.

Wawerzineks Texte erzählen von Zeiten und Erfahrungen in verschiedenen Kinderheimen und Pflegefamilien in der ehemaligen DDR. Sein erster Roman Nix erschien 1990, gefolgt von zahlreichen weiteren Prosa-Werken und Essay-Sammlungen. Er sei „ein großer Künstler, wenn es darum geht, die Vergangenheit einzufangen“, so Julia Encke (FAS). Mit der autofiktionalen Verarbeitung dieser Erfahrungen in seinem Roman Rabenliebe gelang ihm 2010 der literarische Durchbruch. In diesem vermischt er auf virtuose Weise autobiographische Versatzstücke mit fantastisch anmutenden Elementen, echte und fingierte Zeitungsmeldungen mit Kinderliedern und Zitaten aus Märchen. Die Jury der Deutschen Schillerstiftung betonte in ihrer Laudatio „eine virtuose Formsprache, die das Werk in einer eigenwilligen Schwingung voranträgt“. Seine Romane gehen „unter die Haut, sind wild und unerschrocken“, so Anke Jahns (NDR Nordmagazin). Von der eigenen Lebensgeschichte und seinem einzigartigen Schreibstil sind auch die nachfolgenden Romane geprägt. In Schluckspecht (2014) verarbeitet er seine jahrelange Alkoholkrankheit und die sich daraus ergebende Therapie; Liebestölpel (2019) beschäftigt sich mit der Frage nach der großen Liebe und wie man diese leben kann – oder auch nicht. „Mit kunstvoll durchrhythmisiertem Ton überführt Wawerzinek Erinnerungen in eigenwillige Literatur. (...) Ein hochliterarisches Pfeifen im unheimlichen Wald der Erinnerungen ist das, wo die Dämonen der Kindheit auch noch in der Gegenwart des Erwachsenen herumspuken“" , so Andrej Klahn im Deutschlandfunk.

Für sein Werk wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. dem Ingeborg-Bachmann-Preis, dem Deutschen Kritikerpreis für Literatur und zuletzt 2024 der Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung. Aktuell arbeitet er an seinem neuen Roman Rom sehen, und nicht sterben

Publikationen (u. a.):

Nix. Warnke & Maas, Berlin 1990.
Das Kind, das ich war. Transit Buchverlag, Berlin 1990.
Sperrzone reines Deutschland. Transit Buchverlag 2001.
Rabenliebe. Galiani, Berlin 2010.
Parodien. Wawerzineks Raubzüge durch die deutsche Literatur. Galiani, Berlin 2011.
Lievalleen. Ein Dokumentarfilm von Peter Wawerzinek & Steffen Sebastian, D 2019 /  91 Min. 

 



Ute und Werner Mahler

Ute Mahler studierte Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und arbeitet als freie Fotografin. Mit ihrem Mann Werner Mahler und fünf weiteren Fotograf*innen gründete sie 1990 OSTKREUZ – Agentur der Fotografen. Ihre Werke wurden weltweit in zahlreichen Ausstellungen präsentiert, darunter eine große Werkschau im Haus der Photographie in den Hamburger Deichtorhallen. 

Werner Mahler studierte ebenfalls an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. In den 1970er und 1980er Jahren setzten sich seine Bilder vor allem mit dem Alltagsleben in der DDR auseinander. Nach der Wende zeichnete sich sein Werk vor allem durch die Nutzung historischer Kameras aus, mit denen er surreal wirkenden Bildsequenzen schafft. 

Zu ihren gemeinsamen Projekten zählen u. a. Monalisen der Vorstädte (2008-2011), An den Strömen (2019-heute) sowie Ein Dorf (1950-2022), das 2024 mit der Goldmedaille des Deutschen Fotobuchpreises 2024 geehrt wurde. Beide wurden für ihr eigenes und das gemeinsame Werk mit zahlreichen weiteren renommierten Preisen ausgezeichnet – darunter der Lotto Brandenburg Kunstpreis für Fotografie, der silberne Nagel des ADC und der Kulturpreis 2023 der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh).


Büchertisch

Die Buchhandlung "Quichotte" (Bei der Fruchtschranne 10, Tübingen) ist auch dieses Jahr an allen Abenden mit einem Büchertisch dabei.