Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2023: Leute

Neu berufen an die Universität Tübingen


Professorin Jennifer Ewald

Professur für Molekulare Zellbiologie (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät)

Jennifer Ewald leitete bereits seit 2016 als Juniorprofessorin eine Arbeitsgruppe am Interfakultären Institut für Zellbiologie der Universität Tübingen, seit April 2023 hat sie nun ihre W3-Professur an gleicher Stelle angetreten. 

Sie erforscht mit ihrer Gruppe welche Prozesse in Zellen Wachstum und Teilung steuern. Wie wird bei der Synthese von DNA oder dem Trennen von Chromosomen innerhalb der Zelle der Bedarf an einer präzisen Menge von Nährstoffen und Energie signalisiert? Ein besseres Verständnis dieser Zusammenhänge ist auch zentral für die Erforschung von Krankheiten wie Krebs.

Jennifer Ewald studierte von 2000 bis 2006 an der Universität Stuttgart Technische Biologie. Ihre Doktorarbeit schrieb sie von 2006 bis 2010 am Institute for Molecular Systems Biology der ETH Zürich und ging dann sechs Jahre als Postdoc an die Stanford University in Kalifornien. 2016 kehrte sie nach Deutschland zurück und baute die Arbeitsgruppe für Molekulare Zellbiologie an der Universität Tübingen auf. 

Bäckerhefe dient ihr als Modellorganismus. Sie zieht mit ihrer Gruppe Hefezellen unter dem Mikroskop heran, verändert die Nährstoffzufuhr und beobachtet, wie die lebenden Hefezellen auf die Veränderung reagieren. Derzeit konzentriert sich ihre Forschung unter anderem auf die Frage, wie Mitochondrien – also die Kraftwerke der Zelle – während des Zell-Zyklus reguliert werden.

Tilman Wörtz


Juniorprofessor Michael Filarsky

Juniorprofessur für die Biochemie zellulärer Systeme (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät)

Jährlich sterben fast eine halbe Million Menschen an Malaria, so viele wie durch kaum eine andere Infektionskrankheit. Es gibt immer noch keinen effizienten, auf breiter Basis anwendbaren Impfstoff gegen Malaria und gegen gängige Medikamente sind Malariaerreger immer häufiger resistent. Um neue Medikamente zu entwickeln oder gar einen effektiven Impfstoff, müssen Forscherende die grundlegende Biologie der Malariaerreger, sowie die zugrundeliegenden molekularen Mechanismen einer Infektion erst besser verstehen. Dieser Aufgabe widmet sich Michael Filarsky am Interfakultären Institut für Biochemie, an dem er seit dem Wintersemester 2022/23 forscht.

Michael Filarsky hat an der Universität Regensburg Biologie studiert und am dortigen Institut für Biochemie von 2009 bis 2013 promoviert. Er arbeitete anschließend als Postdoc am Swiss Tropical & Public Health Institute in Basel und erhielt 2019 eine Juniorprofessur für Parasitologie an der Universität Hamburg. 2020 erhielt er einen ERC Starting Grant zur Erforschung der Erreger der Malaria.

Ihn interessiert besonders Plasmodium falciparum und die Entwicklungsphase, wenn der Erreger von asexueller auf sexuelle Fortpflanzung umschaltet – denn nur in diesem Stadium kann eine Übertragung von der Stechmücke Anopheles auf den Menschen stattfinden. Michael Filarsky will die Proteine und RNA-Moleküle, die für dieses Umschalten verantwortlich sind, besser verstehen. So könnten sich in Zukunft Medikamente entwickeln lassen, die diesen Prozess gezielt blockieren und somit eine Infektion und weitere Verbreitung der Krankheit verhindern können. Dafür wendet Michael Filarsky ein breites Methodenspektrum an, von genetischen und biochemischen Analysen bis zu bildgebenden Verfahren.

Tilman Wörtz


Juniorprofessor Fynn Holm

Juniorprofessur für Japanologie (Philosophische Fakultät)

Fynn Holm hat im April seine Juniorprofessor für Japanologie an der Universität Tübingen angetreten. Sein Schwerpunkt ist die Geschichte Japans vom 17. bis ins 20. Jahrhundert.

Fynn Holm studierte, Geschichte, Jura, und Japanologie an den Universitäten Basel, Meiji (Tokyo) und Zürich. 2019 verteidigte er seine Dissertation über historische japanische Anti-Walfangbewegungen an der Universität Zürich. Sein erstes Buch “The Gods of the Sea: Whales and Coastal Communities in Northeast Japan, c. 1600-2019” erscheint im August 2023 bei Cambridge University Press. Holm arbeitete von 2015 bis 2020 als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für sozialwissenschaftliche Japanologie an der Universität Zürich. 2017 bis 2018 war er Gastwissenschaftler an der Tōhoku Universität in Sendai und 2021 und 2022 assoziierter Wissenschaftler an der Harvard Universität, finanziert mit einem "Early Postdoc Mobility"-Stipendium des Schweizerischen Nationalfonds. Bevor er den Ruf an die Universität Tübingen erhielt, arbeitete Fynn Holm ab September 2022 als Postdoktorand in der Abteilung für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte an der Universität Bern.

Zurzeit forscht Holm an einer transnationalen Umweltgeschichte der japanischen Alpen. Die Umbenennung der zentralen japanischen Gebirgskette in Nihon Arupusu (japanische Alpen) im Jahr 1905 veränderte nicht nur die Wahrnehmung der Berge und ihrer Nutzung in Japan, sondern hatte auch materielle Auswirkungen auf die Gebirgsökologie, wie den Bau von Viehzuchtbetrieben, Staudämmen und Skigebieten, da die japanischen Akteure bestrebt waren, die westliche industrielle und touristische Nutzung der Berge nachzuahmen.

Tilman Wörtz


Juniorprofessorin Nadja Klopprogge

Juniorprofessur am Seminar für Zeitgeschichte für Nordamerikanische Geschichte (Philosophische Fakultät)

Im April hat Nadja Klopprogge ihre Juniorprofessur für Nordamerikanische Geschichte am Seminar für Zeitgeschichte der Universität Tübingen angetreten.

Sie studierte Geschichte und Englische Philologie von 2005 bis 2013 an der Freien Universität in Berlin und schloss dort eine Promotion an der Graduate School of North American Studies an. In ihrer Doktorarbeit beschäftigte sie sich mit der „intimen Geschichte“ afro-amerikanisch–deutscher Beziehungen seit 1933. Beziehungen wie beispielsweise Ehen oder Freundschaften waren der Ausgangspunkt der Untersuchung. Diese Perspektive ermöglichte es ihr, die Geschichten von Race und Rassismus, des Antifaschismus und der Integration als transatlantische Beziehungsgeschichten zu verstehen. Damit hinterfragte sie sowohl gängige Narrative der Geschichte der afro-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung als auch der deutschen Nachkriegsgeschichte (BRD und DDR). In Tübingen setzt Nadja Klopprogge ihre Forschung zur politischen und ökonomischen Dimension von intimen Beziehungen fort und erweiterter ihr Interesse mit Überlegungen zum Thema Ökonomien der Mutterschaft.

Während ihrer Promotion ging Nadja Klopprogge mit einem Fellowship an das German Historical Institute nach Washington, D.C.. Im Jahr 2019 wurde sie an der Freien Universität in Berlin promoviert und ging anschließend als Postdoc an die Universität Basel, von 2019 bis 2023 dann als wissenschaftliche Mitarbeiterin an die Justus-Liebig-Universität Gießen.

In ihrem aktuellen Projekt widmet Nadja Klopprogge sich der Geschichte der Verwissenschaftlichung Afrikas und der afrikanischen Diaspora seit dem Ende der Sklaverei in den Vereinigten Staaten. Die lange und konfliktreiche Geschichte der Encyclopeadia Africana dient ihr dabei als eine Sonde, die es ihr erlaubt verschiedene Themen auszuleuchten und zu verbinden, wie beispielsweise die Geschichte der Digitalisierung und Dekolonialisierung von Wissen.

In diesem Semester bietet sie eine Lehrveranstaltung zur Geschichte der Frauengesundheit in den USA an. In einer weiteren Lehrveranstaltung fragt sie sich gemeinsam mit Studierenden, inwiefern die Geschichte von Rave und Techno in Detroit und Berlin als eine andere Geschichte des Strukturwandels verstanden werden kann. 

Tilman Wörtz


Professorin Sonja Levsen

Professur für Neuere Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte (Philosophische Fakultät)

Zum Sommersemester 2023 hat Sonja Levsen die Professur für Neuere Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte an der Universität Tübingen angetreten.

Sie hat Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaften an den Universitäten Tübingen, Cambridge und München studiert. Ihre Doktorarbeit untersuchte den Zusammenhang zwischen „Elite, Männlichkeit und Krieg“ unter Tübinger und Cambridger Studenten von 1900 bis 1929. Sie ging dabei der Frage nach, wie die Radikalisierung der deutschen Studierenden nach dem Ersten Weltkrieg zu erklären ist. Die Studienstiftung des Deutschen Volkes unterstützte die Forschungsarbeit, im Jahr 2004 wurde Sonja Levsen von der Universität Tübingen promoviert. Bereits während der Promotion arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin für den Sonderforschungsbereich „Kriegserfahrungen“ der Universität Tübingen. 2007 wechselte sie an das Historische Seminar der Universität Freiburg und forschte über den Zusammenhang von Demokratievorstellungen und Erziehungswandel in Westdeutschland und Frankreich zwischen 1945 und 1975. Ihre Arbeit wurde von 2010 bis 2021 durch die VolkswagenStiftung mit einem Dilthey Fellowship gefördert. Zwischen 2016 und 2021 übernahm sie Lehrstuhlvertretungen in Freiburg und an der LMU München. 2022 erhielt sie einen Ruf als Professorin für Neueste Geschichte an die Universität Trier, anschießend einen Ruf nach Tübingen.

Sonja Levsen interessiert sich in ihrer Forschung besonders für die Frage nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten in den Entwicklungen westeuropäischer Gesellschaften seit 1945 und für methodische Fragen der Europäischen Geschichte als Forschungsfeld. Dabei wählt sie kultur-, sozial- und wissensgeschichtliche Perspektiven auf Themen wie Demokratie, Erziehung, Geschlecht, Sexualität und Gewalt.

Tilman Wörtz