Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2015: Forschung

Wie anpassungsfähig sind Pflanzen bei extremen Klimaschwankungen?

Der Niedeländer Johannes „Niek“ Scheepens ist als Humboldt-Stipendiat zu Gast am Institut für Evolution und Ökologie

Humboldt-Stipendiat Dr. Johannes „Niek“ Scheepens erforscht zwei Jahre lang am Institut für Evolution und Ökologie der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegen ein variables Klima.

Der 32-jährige Niederländer Scheepens hat einen BA in Philosophy of Science und einen MSc in Plant Biology in Groningen erworben; für die Promotion ging es nach Basel in die Schweiz; es folgten Postdoc-Projekte in Basel und Turku in Finnland. Seit einem halben Jahr forscht Niek Scheepens in Tübingen zur Variation und Evolution der Modellpflanze Arabidopsis thaliana unter extremen Bedingungen – die mit dem Klimawandel verstärkt vorkommen werden. „Die Auswirkungen von höheren Temperaturen und sich ändernden Niederschläge werden bereits erforscht“, sagt Scheepens, „aber die Klimaschwankungen werden auch größer.“ Es werde längere Trockenperioden abgewechselt mit höheren Niederschlägen geben. Seine Experimente simulieren solche Zunahmen in klimatischen Variabilität, um herauszufinden, welche Pflanzen gedeihen und „den Wettbewerb gewinnen“, so Scheepens.

„Ich arbeite mit etwa 200 verschiedenen Varietäten von Arabidopsis thaliana aus ganz Eurasien. Werden die Varietäten es eher schaffen, die aus Gegenden mit sehr variablem Klima stammen? Werden andere Varietäten sich anpassen oder werden sie ersetzt?“ Scheepens beobachtet den Phänotyp der Pflanze – das, was man sieht, mit allen Einflüssen aus der Umwelt sowie das genetisch Mitgegebene – um festzustellen, welche Eigenschaften für das Überleben der Pflanze wichtig sind.

Schon als Kind war Scheepens davon fasziniert, im Urlaub Samen zu sammeln und daraus zu Hause Pflanzen zu ziehen. Tübingen war für Scheepens attraktiv, weil er bei Professor Oliver Bossdorf „die absolute Forschungsfreiheit“ und Unterstützung genieße. Alles werde besprochen und es laufe ein gemeinsamer Faden durch die Forschung in der Arbeitsgruppe. „Oliver versucht, die Hindernisse aus dem Weg zu räumen, damit wir weitermachen können“ sagt Scheepens, der die bürokratischen Prozesse in Tübingen etwas umständlich findet. Begeistert ist er aber vom hervorragenden technischen Personal und von der neuen Technik im Institut.

Neben seiner Forschung hält Scheepens in Tübingen auch englischsprachige Lehrveranstaltungen für die Studierenden in Pflanzenbiologie. Er macht dies freiwillig und mit großer Begeisterung, denn eine gute Lehre liegt ihm besonders am Herzen – obwohl sein Humboldtstipendium keine Lehrverpflichtungen beinhaltet.

Auf die Frage, was er in der Zukunft machen will, hat Niek Scheepens eine einfache Antwort: „Alles, was mir ermöglicht, meine Wissenschaft zu betreiben.“

Amanda Crain