Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2010: Forschung

Woher? Wohin? Warum? Und warum nicht?

Frühe Wanderbewegungen von Menschen und ihre Ursachen

Welche verschiedenen Rollen kann Kultur bei den frühen menschlichen Ausbreitungen spielen? Welche Formen und Elemente von Kultur sind beteiligt? Wie wandelt sich das Menschsein? Welche natürlichen und kulturellen Einflüsse weiten oder begrenzen den Handlungsspielraum von Menschen – sei es räumlich oder im Verhalten? Mit Fragen wie diesen beschäftigen sich Wissenschaftler im Großprojekt "The role of culture in early human expansions" (ROCEEH) der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Dieses auf 20 Jahre ausgelegte Projekt ist seit 2008 an der Universität Tübingen und am Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt angesiedelt. Archäologen, Anthropologen, Paläobiologen und Geographen arbeiten dabei gemeinsam und wollen anhand von Artefakt- und Fossilfunden Ursprung, Verlauf und Ursachen verschiedener Expansionen zwischen drei Millionen und 20.000 Jahren vor heute im Raum Afrika und Eurasien rekonstruieren.

Herzstück des Projektes ist die interdisziplinäre und webgestützte Datenbank ROAD (Roceeh Out of Africa Database) mit GIS-Funktionen. In ihr werden erstmals Daten zur Geographie, zeitlichen Stellung und stratigraphischen Gliederung – der Zusammensetzung aus Gesteinsschichten –­ von Fundstellen vereinigt mit Daten zu Funden von menschlichen Fossilien, kulturellen Hinterlassenschaften, Tier- und Pflanzenresten sowie daraus abgeleiteten Daten zu Klima, Umweltprofilen und Kognition. Es fließen Informationen ein aus eigenen Grabungen und Untersuchungen, aus der Bearbeitung von Sammlungen und aus der Literatur. Das Besondere an ROAD ist die Möglichkeit der gezielten gemeinsamen Abfrage verschiedener Datenfelder und die Ausgabe der Analyseergebnisse in Karten. Mit der Karte des Monats, einem neuen Service von ROCEEH für Lehr- und Forschungszwecke, werden Beispiele für die Arbeit der Forschungsstelle vorgestellt. Halbjährlich informiert der ROCEEH-Newsletter über Forschungsschwerpunkte, Geländearbeiten und Methoden des Projekts, gibt Hinweise zu Tagungen und stellt Mitarbeiter vor. Der Frühjahrs-Newsletter 2010 präsentierte die geographischen, paläontologischen und archäologischen Forschungen an der tansanischen Fundstelle Makuyuni. Schwerpunktthema im Herbst-Newsletter bildet der Testlauf Südafrika mit Beispielen aus der Feldforschung, zur Klimarekonstruktion, über die Veränderung der Tierwelt im Laufe der letzten Eiszeit und die Kognitionsforschung anhand archäologischer Hinterlassenschaften.

Dr. Miriam Haidle

Mehr Informationen:

ROCEEH-Projekt: www.roceeh.net

ROCEEH-Newsletter: www.roceeh.net/index.php

Map of the Month: http://www.roceeh.net/index.php?id=120&L=5