Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2011: Forum

Wie eine moderne Psychiatrie gebaut sein muss

Neubau der Psychiatrischen Klinik der Universität Tübingen offiziell eingeweiht

Ende Juli konnte das Universitätsklinikum (UKT) den lang ersehnten Betten- und Verbindungsbau der Psychiatrischen Klinik nach knapp dreijähriger Bauzeit offiziell einweihen. „Psychische Störungen gehören heute weltweit zu den häufigsten Erkrankungen und Todesursachen“, betonte Ministerialdirektorin Simone Schwanitz vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg die Bedeutung des Neubaus.


Die Baukosten betrugen insgesamt 25 Millionen Euro, ein Großteil wurde vom Land Baden-Württemberg aufgebracht, 5,6 Millionen Euro stammen vom UKT. Ministerialdirektor Wolfgang Leidig vom Finanz- und Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg durfte den Bau übergeben. „Die Universität Tübingen gehört zu den ältesten Universitäten Deutschlands und trägt entscheidend zum Wissenschaftsstandort Baden-Württemberg bei“, stellte er die Rolle Tübingens heraus. Annette Ipach-Öhmann, Leiterin des Landesbetriebs Vermögen und Bau, zitierte den römischen Kaiser Mark Aurel: „Auf die Dauer der Zeit nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an.“ Damit unterstrich sie den engen Zusammenhang zwischen Architektur und Psyche.

Die Architektur des neuen Bettenbaus jedenfalls ist zur Genesung sehr gut geeignet: Hell und freundlich sind die neun Stationen mit insgesamt 144 Betten eingerichtet. Weite Flure, Holzboden und ein natürliches Lichtkonzept sind fernab von typischem Klinikcharakter – der Bau soll Offenheit signalisieren und damit Hemmschwellen verringern. „Das verminderte Aggressionspotential ist spürbar“, sagt Klinikdirektor Professor Dr. Andreas Fallgatter. Früher mussten sich mehrere Patienten ein Zimmer, das Bad sogar bis zu 20 Personen teilen. Im Neubau dagegen gibt es nur Ein- oder Zwei-Bett-Zimmer, ein eigenes Bad inklusive. Auf den Fluren besteht die Möglichkeit zum Tischfußball- oder Billardspielen. „Eine moderne Psychiatrie muss genau so gebaut sein“, sagt Fallgatter. „Wenn das Bild in der Öffentlichkeit verbessert wird, hilft dies auch, die Stigmatisierung der Patienten abzubauen.“


Seit Mitte 2008 wird die Psychiatrische Klinik umfassend modernisiert. Ziel der Neuordnung ist die Zusammenführung aller Einrichtungen der Klinik: Pflege, Tagesklinik, Therapiebereich, Forschergruppen und Verwaltung, an einem Standort. In einem zweiten Bauabschnitt wird jetzt der denkmalgeschützte Altbau restauriert.


Simona Steeger-Przytulla