Hartmut Leuthold wurde auf die Professur für Biologische Psychologie an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät berufen. Er tritt im Fachbereich Psychologie die Nachfolge von Bruno Preilowski an. Leuthold ist 1961 in Tuttlingen geboren. An der Universität Konstanz studierte er Psychologie, promovierte dort 1994 und war anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Ab 1995 war er Hochschulassistent an der Humboldt Universität zu Berlin und wechselte 2000 an die University of Glasgow in Schottland. Hier hatte er zuletzt den Lehrstuhl für Experimentelle Psychologie inne.
Das menschliche Gehirn als „informationsverarbeitendes System“ mit bis zu 100 Milliarden Nervenzellen fasziniert den Wissenschaftler seit seiner Promotion: Anhand von Hirnstrom-Messungen erforscht Hartmut Leuthold die biologischen Grundlagen von Verhalten und Erleben. Wie ruft unser Gehirn in bestimmten Situationen Informationen ab, damit wir angemessen reagieren können? Welche mentalen Prozesse laufen in dem Bruchteil einer Sekunde zwischen Reizaufnahme und Handlung ab?
In Tübingen wird er gemeinsam mit Kollegen aus der Psychologie, den Kognitionswissenschaften und den Neurowissenschaften Mechanismen erforschen, mit denen wir Handlungen kontrollieren und Informationen verarbeiten. Durch die Messung von Reaktionszeit, Blickbewegung und hirnelektrischer Aktivitäten untersucht er unter anderem, wie wir den emotionalen Ausdruck eines Gesichts verarbeiten oder es schaffen, aus den Fehlern anderer zu lernen. Auch Phänomene wie das sogenannte „Multi-Tasking“ stehen im Fokus: Wann kommen wir an unsere Grenzen, wenn wir mehrere Aufgaben gleichzeitig bewältigen sollen, und wie macht sich das im Gehirn bemerkbar? Im Verbund mit der Tübinger Linguistik erforscht Leuthold zudem, mit welchen Mechanismen wir Sprache verarbeiten und den Wahrheitsgehalt von Aussagen bestimmen – zum Beispiel in dem Satz „Wie viele Tiere jeder Art nahm Moses mit auf die Arche?“
Antje Karbe
