Dietmar Till ist neuer Professor für Allgemeine Rhetorik an der Philosophischen Fakultät und tritt die Nachfolge von Gert Ueding an. Der 42-Jährige hat Rhetorik, Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Philosophie an der Universität Tübingen studiert und wurde hier 2002 promoviert. In seiner Dissertation „Transformationen der Rhetorik“ untersuchte er, warum die Rhetorik seit dem 18. Jahrhundert als eigenständige Disziplin an Universitäten weitgehend von anderen Fächern verdrängt wurde.
Till war als wissenschaftlicher Assistent an den Universitäten Regensburg und Tübingen tätig. Er war Gastprofessor an der University of Washington in Seattle und forschte am Cluster „Languages of Emotion“ der Freien Universität Berlin. 2010/11 habilitierte er sich an der Universität Göttingen für die Fächer Germanistik und Komparatistik. Nach einem weiteren Aufenthalt als Gastwissenschaftler in den USA (University of Illinois, Urbana-Champaign) wurde er nun nach Tübingen berufen.
Zu seinen derzeitigen Forschungsinteressen gehören die Propagandaforschung im 20. Jahrhundert sowie die „Rhetorik der Empathie“ (bzw. das mitfühlende Lesen), die er gemeinsam mit Neurowissenschaftlern und Naturwissenschaftlern untersucht: Wie wirken Texte emotional und wie lassen sie Menschen beispielsweise in Welten wie die von Harry Potter eintauchen? Auch schreibt Dietmar Till gerade eine Rhetorikgeschichte des 18. Jahrhunderts sowie eine Einführung in die Rhetorik, mit der er dem Fach ein modernes, kulturwissenschaftliches Profil geben will.
Antje Karbe