Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2013: Schwerpunkt

Starke Nachfrage nach religiöser Bildung

Lehramt „Islamische Religionslehre“ an der Universität Tübingen

Ab voraussichtlich kommendem Wintersemester wird das Studienangebot des Zentrums für Islamische Theologie (ZITh) der Universität Tübingen um das Lehramtsstudienfach „Islamische Religionslehre“ erweitert. Die Lehrpläne hierzu sind bereits entwickelt und Ende Juni vom Senat der Universität beschlossen worden. Hintergrund der Aufnahme des Fachs in den gymnasialen Lehrbetrieb und damit auch Grund für die Einrichtung des Lehramtsstudiengangs ist die starke Nachfrage nach religiöser Bildung seitens der muslimischen Elternschaft. In Baden-Württemberg leben rund 600.000 Muslime, viele von ihnen bereits in der dritten oder vierten Generation. Die religiöse Schulbildung und die Integration sollen durch dieses Angebot verstärkt gefördert werden.

An der Universität Tübingen kann das Fach dann sowohl als Haupt- wie auch als Erweiterungsfach studiert werden. Analog zur Evangelischen und Katholischen Theologie liegt ein Schwerpunkt auch auf dem Erwerb von Fremdsprachenkenntnissen. Für Studierende, die Islamische Religionslehre als Hauptfach belegen wollen, sind Arabisch- sowie Türkisch- oder Persischkenntnisse eine der Studienvoraussetzungen. Die Sprachkenntnisse können auch innerhalb der ersten Semester erworben werden. Hierzu werden wie beispielsweise beim nachzuholenden Latinum in anderen Studienfächern zusätzliche Lernsemester zur Studienzeit hinzugerechnet. Sprachkenntnisse für das Beifach müssen ebenfalls vorhanden sein, jedoch reicht hier das Niveau A2 (des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen GERS des Europarats) aus.

Während des Lehramtsstudiengangs erlangen die Studierenden fundiertes Wissen in den beiden Hauptgebieten des Studiums „Religionspädagogik und Didaktik“ und „Islamische Theologie“. Hierzu gehören Koran- und Koranexegese, Hadithwissenschaft und Systematische Theologie. Islamische Geschichte, Islamisches Recht und Islamische Mystik sind ebenfalls Teil des Studiengangs. Für Studierende, die bereits Islamische Theologie als Mono-Bachelor studieren, soll der Wechsel in den Lehramtsstudiengang möglichst stufenlos möglich sein.

Um in Baden-Württemberg das gymnasiale Lehramt abschließen zu können, müssen die Studierenden in der Regel ein 10-semestriges Studium absolvieren. In etwa fünf Jahren soll es also die ersten Lehrerinnen und Lehrer für das Fach Islamische Religionslehre an Gymnasien geben. Um dies in die Wege zu leiten, findet derzeit eine intensive Zusammenarbeit der beteiligten Kooperationspartner statt. Zu diesen gehören neben dem ZITh der Universität Tübingen der Beirat des Zentrums und das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg sowie das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.

Auch in anderen Bereichen wächst das ZITh weiter. So konnten zu Beginn des Semesters fünf Post-Doc-Stellen für die Nachwuchsforschergruppe „Rationalität und Vernunft im Leben und Denken der Muslime im globalen und pluralen Kontext“ besetzt werden. Zudem wurde am Lehrstuhl des Zentrumsdirektors Juniorprofessor Dr. Erdal Toprakyaran eine Assistentenstelle geschaffen und besetzt. Eine von der Stiftung Mercator finanzierte Doktorandin verstärkt die wissenschaftliche Arbeit des Zentrums.

Julia Dainczyk