Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2013: Forschung

Kultusminister Stoch besucht LEAD: „Wir benötigen die Bildungsforschung, um unsere Schulen besser zu machen“

Neues Netzwerk Bildungsforschung mit maßgeblicher Tübinger Beteiligung gegründet

Die empirische Bildungsforschung kann zwar keine bildungspolitischen Debatten entscheiden, jedoch kann sie mit aussagekräftigen Studien wichtige Informationen zum Kompetenzerwerb der Schülerinnen und Schüler liefern und die Voraussetzungen gelingender Lehr-Lernprozesse identifizieren. Dieses Potenzial der empirischen Bildungsforschung betonte der baden-württembergische Minister für Kultus, Jugend und Sport Andreas Stoch Mitte November bei seinem Besuch an der Exzellenz-Graduiertenschule Learning, Educational Achievement, and Life Course Development (LEAD) der Universität Tübingen. Antworten auf die drängendsten Fragen aus dem Bildungsbereich zu finden und Ergebnisse zu liefern, die auch für Politik und Öffentlichkeit relevant sind, ist eines der zentralen Ziele von LEAD.

Unter anderem wurde Minister Stoch eine im LEAD-Projekt „Motivationsförderung im Mathematikunterricht“ (MoMa) durchgeführte Interventionsstudie vorgestellt. Tübinger Bildungsforscher konnten bei dieser Studie zeigen, dass mithilfe einer nur rund 90-minütigen Unterrichtseinheit die Wertschätzung von Schülerinnen und Schülern der 9. Klasse für die Mathematik deutlich gesteigert werden kann. Der entsprechende Effekt war noch sechs Monate später messbar. „Die Graduiertenschule zeigt mit ihren aussagekräftigen Studien Leistungsergebnisse in den Schulen auf und trägt dazu bei, bildungspolitische Entscheidungen vorzubereiten", erklärte der Kultusminister nach seinem Besuch bei LEAD.

Die Bedeutung der empirischen Bildungsforschung für die Bildungspolitik betonte Kultusminister Stoch auch Anfang Dezember bei der Auftaktveranstaltung des neuen Netzwerkes Bildungsforschung. Schwerpunkt dieses Netzwerkes, zu dem Tübinger Bildungsforscher maßgeblich beitragen, sind Übergänge von der Schule in die berufliche Bildung und den Beruf. „Gerade für den Übergang von der Schule in den Beruf müssen wir erforschen, wie wir die schulischen Grundlagen für den erfolgreichen Abschluss einer betrieblichen Ausbildung verbessern können. Kurz gesagt: Wir benötigen die Bildungsforschung, um unsere Schulen besser zu machen“, so Andreas Stoch.


Netzwerksprecher Professor Dr. Ulrich Trautwein vom Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Tübingen, zugleich LEAD-Sprecher, stellte das Netzwerk bei der Auftaktveranstaltung in Stuttgart vor: „Die Frage ist zum Beispiel, welche schulischen und betrieblichen Möglichkeiten es gibt, Jugendliche mit geringen Vorqualifikationen effektiver zu einem Ausbildungsabschluss zu führen als in der Vergangenheit.“ Das Netzwerk wird von der Baden-Württemberg Stiftung finanziert, es soll interdisziplinär und institutionenübergreifend forschen und so die empirische Bildungsforschung in Baden-Württemberg stärken. Zentrales Projekt des Netzwerkes ist das Baden-Württemberg Panel, das Schülerinnen und Schüler vom Ende der Pflichtschulzeit bis in den Einstieg in die Erwerbstätigkeit begleiten soll. Die Möglichkeiten zur Umsetzung einer solchen umfassenden Studie werden zurzeit in einer Machbarkeitsstudie von einem Team verschiedener Universitäten untersucht. „Wir benötigen Zahlen, Daten und Fakten als verlässliche Entscheidungsgrundlage, um die verschiedenen Bereiche unseres Bildungssystems zu bewerten und nachhaltige Reformen einzuleiten“, erklärt Minister Stoch. Es gilt also, die Daten der gerade veröffentlichten neuen PISA-Studie mit Informationen über Bildungsverläufe und Entwicklungen zu ergänzen. Bisher mangelt es nämlich an solchen Verlaufsdaten.

Christina Lustig

Weiterführende Links:
http://www.lead.uni-tuebingen.de
http://www.bifo.uni-tuebingen.de/
http://www.bwstiftung.de

Kontakt:
Prof. Dr. Ulrich Trautwein
ulrich.trautwein[at]uni-tuebingen.de