Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2014: Termine und Veranstaltungen

Präsidentin der Parlamentarischen Versammlung des Europarats zu Gast

Alumna Anne Brasseur sprach an der Universität Tübingen über die Rolle des Europarats als Verteidiger der Menschenrechte, der Demokratie und des Rechtsstaates

Anne Brasseur, luxemburgische Politikerin und Alumna der Universität Tübingen, ist seit Januar 2014 Präsidentin der Parlamentarischen Versammlung des Europarats. Anfang Oktober sprach sie in Tübingen über die Rolle des Europarats als Verteidiger der Menschenrechte, der Demokratie und des Rechtsstaates. Zu ihrem Vortrag kamen über 70 interessierte Besucher in den Großen Senat der Universität Tübingen.

Zum Einstieg berichtete Anne Brasseur, die in den 1970er-Jahren bis zum Vordiplom Psychologie an der Universität Tübingen studierte, über ihre Erfahrungen bei der Wohnungssuche zu Beginn ihres Studiums – „sechs Bedingungen stellten die Vermieter damals: Schwabe, Wochenendheimfahrer, männlich, evangelisch, Theologiestudent und Nichtraucher. Sie können sich selbst ausrechnen, wie hoch meine Chancen als angehende Psychologiestudentin aus Luxemburg standen“. In der Tübinger Gartenstadt sei sie schließlich fündig geworden und zog später ins Studentenwohnheim Geigerle bevor sie nach ihrem Vordiplom 1972 „aus rein fachlichen Gründen“, der angestrebten Vertiefungsrichtung geschuldet, nach Mannheim wechselte.

Ihren Vortrag mit dem sprechende Titel „Der Europarat als Verteidiger der Menschenrechte, der Demokratie und des Rechtsstaates – wichtiger denn je“ begann die Präsidentin mit einer kurzen Einführung in die Organisation und Entstehung des Europarats. Sie betonte dabei die Abgrenzung des Europarats von der Europäischen Union und deren Europäischem Rat. Die Verwechslungsgefahr sei groß: Beide Institutionen haben die gleiche Flagge. Doch während die EU aktuell 28 Mitgliedstaaten zählt und insbesondere für wirtschaftliche und sicherheitspolitische Themen zuständig ist, hat der Europarat 47 Mitgliedstaaten – dazu gehören alle Staaten des geographischen Europa außer Weißrussland und dem Kosovo – und sieht seine Kernaufgabe im Schutz der Menschenrechte, der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Alle Mitgliedstaaten des Europarats haben die Europäische Menschenrechtskonvention unterzeichnet und verpflichten sich für die Menschenwürde einzutreten – unabhängig von wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Aspekten.

Dass Rechtsstaatlichkeit in Europa keine Selbstverständlichkeit und die Bekämpfung von Menschenrechtsverletzungen nach wie vor ein aktuelles und zunehmend wichtigeres Thema ist, führte die Präsidentin mit Blick auf den Ukraine-Konflikt, die Menschenrechtslage in Aserbaidschan und die im Zusammenhang mit den aktuellen Flüchtlingsströmen aufkeimende Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit in ganz Europa an. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund sei der Europarat als Verteidiger der Menschenrechte, der Demokratie und des Rechtsstaates wichtiger denn je, betonte Anne Brasseur.

Interview mit Anne Brasseur (NL Uni Tübingen aktuell 3/2014)

Sandra Rössler