Konrad Lange lehrte Ästhetik und wetterte gegen den modernen Film. Georg Weise trug mit seinen Forschungsreisen wesentlich dazu bei, die spanische Plastik der Wissenschaft zu erschließen und besuchte nebenbei Stierkämpfe. Die Berufung Hubert Schrades wiederum spiegelt den Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit in der noch jungen Bonner Republik wider. Dies sind nur drei Details aus der Geschichte des Kunsthistorischen Instituts, mit der sich Bachelor-Studierende im Rahmen eines Praxisseminars auseinandergesetzt haben. Anlass hierfür war das in diesem Jahr anstehende 125-jährige Jubiläum des Instituts, das 1894 mit der Berufung Konrad Langes gegründet wurde.
Mit dem Ziel, mehr als das bereits Bekannte über die frühen Jahre der Kunstgeschichte in Tübingen herauszufinden, begaben sich die Studierenden an die Recherche. Bereits im Vorfeld waren in gemeinsamen Diskussionen Themenfelder festgelegt worden, die genauer in den Blick genommen werden sollten. Dazu zählen etwa Lehre und Forschung der ersten Lehrstuhlinhaber Lange und Weise, die Vernetzung des Instituts mit anderen Tübinger Einrichtungen oder auch das in Tübingen bereits früh erkennbare Interesse an zeitgenössischer Kunst. Die wichtigsten Anlaufstellen waren das Universitätsarchiv, das Stadtarchiv Tübingen und das Historische Fotoarchiv Georg Weise. Im Uni-Archiv fanden sich Personal- und Verwaltungsakten sowie Korrespondenzen und Nachlässe, die Licht auf die Konsolidierung des noch jungen Faches Kunstgeschichte werfen. Mithilfe des im Stadtarchiv vorhandenen Materials ließ sich die Bedeutung des Instituts in der Tübinger Kulturlandschaft nachzeichnen. Dabei erwiesen sich insbesondere die Mappen mit Zeitungsausschnitten und das Bildarchiv als aufschlussreiche Quellen. Die Studierenden haben sich eigenverantwortlich in den Archiven bewegt, Dokumente in Findbüchern gesucht, bestellt und gesichtet, sie konnten Erfahrungen im Umgang mit und in der Auswertung von historischen Originalen sammeln. Geübt wurden aber auch Geduld und Zeitplanung, denn die Entzifferung der zahlreichen handschriftlichen Aufzeichnungen war eine Herausforderung und oftmals zeitaufwändiger als gedacht.