Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2023: Leute

Experte für die Analyse von Arzneistoffen und Designerdrogen

Zum Tode von Professor Dr. Karl-Artur Kovar ein Nachruf von seinen Kolleginnen und Kollegen

Karl-Artur Kovar wurde am 24. Juni 1938 in Essen geboren. Nach dem Studium der Pharmazie an der Eberhard Karls Universität Tübingen promovierte er 1966 bei Professor Harry Auterhoff über „Die Konstitution des Dehydrohalorubremetins“. Er war von 1978 bis 2004 Professor für Pharmazeutische Chemie und Pharmazeutische Analytik an der Fakultät für Chemie, Pharmazie und Biochemie der Universität Tübingen.

Sein langjähriges Wirken umfasste mindestens drei Dimensionen: Karl-Artur Kovar engagierte sich vorbildlich in der akademischen Selbstverwaltung. Er war von 1984 bis 1986 und nochmals von 1996 bis 1998 Dekan der damaligen Fakultät für Chemie, Pharmazie und Biochemie, und 2001 bis 2004 geschäftsführender Direktor des Pharmazeutischen Instituts. Darüber hinaus war er in einer Vielzahl von Gremien der Universität Tübingen engagiert. Bei seiner Verabschiedung 2004 würdigte der damalige Rektor Professor Eberhard Schaich das Wirken Karl-Artur Kovars mit den Worten: „Er hat nahezu die Hälfte seiner Zeit an seiner Universitas Eberhardina-Carolina in irgendeinem Amt gedient."

Als zweite Dimension muss sein nahezu sendungsbewusstes Wirken in der Lehre gewürdigt werden. Seine Bücher Auterhoff-Kovar, „Identifizierung von Arzneistoffen“; Kovar, „Pharmazeutische Praxis“; Kovar, „Rausch und Suchtmittel“; Kovar „Der Pharmaziepraktikant“ waren Standardwerke. Seine Bücher zeichneten sich durch vorbildliche Praxisrelevanz aus. Neben der Breite der Zielgruppen (Studierende, Pharmazeuten im Praktikum, Offizin-Apotheker) zeichneten sie sich durch hohe Orientierung an der jeweiligen Nutzergruppe aus.

Die dritte Dimension stellt die Forschung dar. Hier hat er sich von seinem Mentor Harry Auterhoff, der Farbreaktionen des Arzneibuchs untersuchte, gelöst und sich der modernen instrumentellen Analytik für Arzneistoffe und Designerdrogen zugewandt, was ihn im pharmazeutisch-chemischen Umfeld einzigartig machte. Neben den damals gebräuchlichen UV-Spektroskopie-Verfahren hat er sich in neue moderne analytische Verfahren wie die Nah-Infrarot-Spektroskopie und die Kopplung von analytischen Methoden wie Dünnschicht-Chomatogaphie mit der Fourier-Transform-Infrarotspektroskopie intensiv befasst. Zunehmend rückten Designerdrogen gegenüber Arzneistoffen in den Vordergrund. Neben analytischen Arbeiten wurden auch nicht zugängliche Referenz-Substanzen synthetisiert. Das Resultat seiner wissenschaftlichen Tätigkeit sind 99 Doktorarbeiten – eine beeindruckende Zahl – und zahlreiche Publikationen, die gerade auf dem Gebiet der Designerdrogen gut zitiert wurden. Die Tübinger Studenten waren bestimmt die einzigen in Deutschland, die die Strukturformel von Crystal, Crack, Speed, Angel‘s Dust und Ecstacy fehlerfrei wiedergeben konnten.

Sein großes Wissen und seine Erfahrung auf diesem Gebiet hat er auch zur Aufklärung von Schülern an Tübinger Gymnasien eingesetzt. Bei der Frage „Wo sind unsere Toten, in uns oder nirgends?“ mag uns zum Trost sein, dass Karl-Artur Kovar sein Wissen stets bereitwillig geteilt hat und daher in vielen anderen weiterleben wird.