Sonderpreis für Jeanette Kollien
Für viele Menschen sind digitale Kommunikationsplattformen, also sogenannte Soziale Medien, selbstverständlicher Bestandteil ihrer täglichen Mediennutzung. Diese Plattformen können Menschen zusammenbringen – oder die Gesellschaft spalten. Wie tragen Plattformen Sorge dafür, dass Gerüchte und Falschmeldungen eingedämmt werden. Wie dafür, dass diese Plattformen ganzheitlich nachhaltig arbeiten? Die Jury des Hans Bausch Mediapreises des SWR zeichnet Ende Mai erstmals zwei Arbeiten aus: Regina Cazzamatta erhält für ihre Studie „Die inhaltliche Homogenisierung des Fact-Checkings durch Plattformpartnerschaften: Ein Vergleich zwischen acht Ländern“ den Hauptpreis. Daneben wird in diesem Jahr zum ersten Mal auch der Hans Bausch Media-Sonderpreis des SWR verliehen. Dieser geht an Jeanette Kollien für ihre Studie „Digitale Nachhaltigkeit als Leitmotiv für Kommunikationsplattformen“.
Wegweisende Studie zum Fact-Checking von Regina Cazzamatta
Regina Cazzamatta untersucht empirisch die zunehmende Beobachtung von Online-Gerüchten in sozialen Medien durch Faktencheck-Organisationen in insgesamt acht Ländern Europas und Lateinamerikas. Dabei wird analysiert, inwieweit sich Faktenchecks stärker auf Gerüchte in sozialen Netzwerken oder auf Aussagen öffentlicher Personen konzentrieren. Ihre Forschung zeigt, dass bis zu 95 Prozent der Faktenchecks soziale Medien betreffen. Cazzamatta beleuchtet Unterschiede zwischen den Ländern, Mediensystemen und Fact-Checking-Organisationen sowie die Herausforderungen durch die Zusammenarbeit mit großen Plattformen.
Die Jury zeichnet die innovative Studie von Dr. Regina Cazzamatta aus, denn sie zeigt, wie wirtschaftliche und politische Einflüsse die Faktenprüfung prägen. Damit liefert sie eine wertvolle Grundlage für die Bewertung der Bedeutung von Fact-Checking in demokratischen Gesellschaften und die Herausforderungen, die sich aufgrund aktueller Entscheidungen von Plattformbetreibern und Regulierungsbehörden zeigen.
Dr. Regina Cazzamatta ist seit 2022 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Erfurt im Seminar für Medien und Kommunikationswissenschaft und leitet dort das DFG-Projekt „Desinformationskontext und das Entstehen von Fact-Checking-Organisationen in Europa und Lateinamerika“. Sie studierte Internationalen Journalismus an Pontifícia Universidade Católica de São Paulo (Brasilien) und machte ihren Masterabschluss in Kommunikationsforschung an der Universität Erfurt. Im März 2020 promovierte sie dort zum Thema „Die Struktur und Entstehungsbedingungen der Lateinamerika-Berichterstattung in der deutschen Presse“.
Auswirkung der Digitalisierung auf ökologische, wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit von Jeanette Kollien
Jeanette Kollien setzt sich in ihrer Studie „Green smart global village? Digitale Nachhaltigkeit als Leitmotiv für Kommunikationsplattformen“ produktiv mit den sogenannten Sozialen Medien und mit Nachhaltigkeitskriterien wie Energie- und Ressourcenverbrauch, Datenschutz, freier Software, Gemeinwohlorientierung und Unabhängigkeit von Werbung auseinander. Sie entwickelt ein Modell der informationellen Nachhaltigkeit digitaler Kommunikationsplattformen und überprüft es durch Interviews mit acht ausgewiesenen Expert:innen. Das Ergebnis ist ein umfassender Kriterienkatalog, um die Nachhaltigkeit von Kommunikationsplattformen bewerten zu können.
Die Jury lobt Jeanette Kolliens hochaktuelle Studie, die verdeutlicht, dass der nachhaltige oder eben nicht-nachhaltige Umgang mit Informationen direkte ökonomische, ökologische und soziale Folgen hat. Kollien zeigt dabei sehr konkret und nachvollziehbar, welche Schritte auf dem Weg zu mehr digitaler Nachhaltigkeit und zu einem besseren Internet möglich sind.
Jeanette Kollien befindet sich seit Oktober 2024 im Promotionsstudium der Soziologie an der Europa-Universität Flensburg. Sie hat einen Master of Arts in Angewandte Kommunikationswissenschaften und einen Bachelor in Multimedia Production.