Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2025: Forum


Harald Lesch bei der 20. Tübinger Mediendozentur am 25. Juni

Am Mittwoch, den 25. Juni 2025, um 18:30 Uhr spricht der Astrophysiker und Bestsellerautor Harald Lesch, einer der bekanntesten Wissenschaftler des Landes, im Festsaal der Universität in der Neuen Aula. Im Vortrag des prominenten Wissenschaftserklärers wird es um die Frage gehen, wie das Zusammenspiel von Populismus, sozialen Medien und Künstlicher Intelligenz die Idee von Wahrheit, den Charakter von Debatten und die politischen Verhältnisse verändert – auf dem Weg zu einer polarisierten, von Hypes und Hysterien regierten Gesellschaft, der die nötige Kompromiss- und Konsensfindung im Angesicht ineinander verschlungener Großkrisen immer schwerer fällt. Seine Tübinger Rede, zu der das Institut für Medienwissenschaft und der SWR herzlich einladen, steht unter dem Titel: „Die informierte Gesellschaft und ihre Feinde“.

Alle Interessierten sind herzlich willkommen, der Eintritt ist frei. Eine Platzreservierung ist nicht möglich. Die Ausgabe der Eintrittskarten erfolgt vor dem Festsaal ab 17:00 Uhr, der Einlass startet um 17:30 Uhr. Bitte beachten Sie: Pro Person kann nur eine Eintrittskarte vergeben werden. 

Die Rede wird auch in Hörsäle im Kupferbau übertragen und kann im Livestream verfolgt werden.

Livestream (25. Juni 2025, 18:30 Uhr)

Externer Inhalt

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Tübinger Mediendozentur

Die Tübinger Mediendozentur ist eine Kooperation der Universität Tübingen, des Instituts für Medienwissenschaft und des SWR Studios Tübingen. 

Seit 2003 kamen für die Mediendozentur unter anderem Claus Kleber, Maybrit Illner, Giovanni di Lorenzo, Alice Schwarzer, Georg Mascolo, Doris Dörrie, Sascha Lobo, Luisa Neubauer und Juli Zeh nach Tübingen.


Porträt des Altrektors Bernd Engler feierlich enthüllt

Die Professorengalerie der Universität Tübingen erhält Zuwachs: Am 21. Mai 2025 wurde das Porträt von Altrektor Professor Dr. Bernd Engler enthüllt. Das beim italienischen Maler Massimiliano Pironti in Auftrag gegebene Gemälde wird zukünftig in der Neuen Aula im Großen Senat als Teil der Galerie zu sehen sein. An der feierlichen Enthüllung nahmen die Rektorin der Universität Tübingen, Professorin Dr. Dr. h.c. (Dōshisha) Karla Pollmann, der Künstler Massimiliano Pironti, Altrektor Professor Dr. Bernd Engler sowie Professor Dr. h.c. mult. Reinhold Würth teil.

„Mit dem Porträt Bernd Englers von Massimiliano Pironti wird das Werk eines weltweit bekannten Künstlers Teil der Professorengalerie“, sagt Rektorin Karla Pollmann anlässlich der Porträtenthüllung. „Ich freue mich über diesen jüngsten Zuwachs, der einen verdienten Altrektor beeindruckend würdigt. Dies zeigt: Die Professorengalerie ist eine lebendige Tradition, die wir mit Stolz fortführen.“ Im Namen der Universität Tübingen dankte sie dem Universitätsbund sowie besonders dem Unternehmen Würth, das sich ideell und finanziell an der Realisierung des Porträts beteiligte.

Der Kunsthistoriker Dr. Oliver Class ordnete Form und Inhalt des Werks während der Veranstaltung ein: „Massimiliano Pironti malt hier in altmeisterlicher Tradition und stellt damit einmal mehr unter Beweis, dass er zu den bedeutendsten Porträtmalern unserer Zeit gehört“, sagt Oliver Class. „Dem Künstler ist es gelungen, Bernd Engler sowohl in seiner Individualität als auch in seinem Amt darzustellen. Das Porträt ist damit ein außergewöhnlicher Zuwachs für die kunst- und wissenschaftshistorisch herausragend wertvolle Galerie.“ 

Mit über 300 Werken ist die Professorengalerie der Universität Tübingen die umfangreichste an einer deutschen Hochschule und steht unter Landesdenkmalschutz. Die ältesten Gemälde der Sammlung entstanden im 16. Jahrhundert. Noch heute pflegt die Universität die Tradition, Bildnisse der Rektoren anfertigen zu lassen.

Bernd Engler war von 2006 bis 2022 Rektor der Universität Tübingen. Er wurde 1954 in Speyer geboren, studierte Anglistik/Amerikanistik, Germanistik und Philosophie an der Universität Freiburg und der University of Kent in Großbritannien. Nach seiner Promotion, Habilitation sowie Lehr- und Forschungsaufenthalten im Ausland wurde er 1992 nach Tübingen an den Lehrstuhl für Amerikanistik berufen.

Michael Pfeiffer


Französische Philosophin Corine Pelluchon erhält Dr. Leopold Lucas-Preis 2025

Rektorin Karla Pollmann: „Der Dr. Leopold Lucas-Preis ist ein Zeichen der Versöhnung und Vergebung“

Die französische Philosophin Corine Pelluchon wurde mit dem Dr. Leopold Lucas-Preis 2025 ausgezeichnet. Sie erhielt die Auszeichnung für ihre philosophischen Beiträge zu aktuell drängenden Fragen des Tierwohls, der Klimakrise und der Stärkung der pluralistischen Demokratie. Der Dr. Leopold Lucas-Preis wird von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen verliehen. Er zeichnet Menschen aus, deren wissenschaftliches Werk die Beziehungen zwischen Menschen und zwischen Völkern fördert und sich um die Verbreitung des Toleranzgedankens verdient macht.

„Meine Arbeit ist geprägt von dem Bewusstsein der Fragilität der Demokratie und der Angst vor Entmenschlichung. Ich nehme unsere Destruktivität ernst und suche gleichzeitig nach Ressourcen, die uns zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen zur Verfügung stehen“, sagt Corine Pelluchon. „Dieses Bemühen, trotz Gefahren Wege zu finden, die uns helfen, gegen eine Kultur des Todes zu kämpfen, der Leopold Lucas zum Opfer fiel, verbindet mich mit den Menschen, die diesen Preis zu seinen Ehren ins Leben gerufen haben.“

Eine Philosophie der Hoffnung

Corine Pelluchon ist Professorin für politische Philosophie und angewandte Ethik an der Université Gustave Eiffel in Paris. Sie wurde mit mehreren französischen und deutschen Wissenschaftspreisen ausgezeichnet und ist Ritterin der französischen Ehrenlegion. „Ich freue mich, dass der Dr. Leopold Lucas-Preis an eine so inspirierende Denkerin wie Corine Pelluchon geht. Mit ihrem Werk fordert sie uns heraus, den Menschen nicht isoliert, sondern als Teil eines lebendigen Ganzen zu begreifen. Sie verbindet dabei die Anerkennung gegenwärtiger Krisen mit einer hoffnungsvollen Perspektive“, sagt Professorin Dr. Dr. h.c. (Dōshisha) Karla Pollmann, Rektorin der Universität Tübingen. „Es ist die große Aufgabe unserer Zeit, die Menschen mit ihrer Umwelt zu versöhnen. Gesellschaft kann mehr umfassen als Menschen – das ist eine Idee, die sowohl Demut als auch Tatendrang in uns wecken sollte. Damit ist die Arbeit von Corine Pelluchon ganz im Sinne des Dr. Leopold Lucas-Preises.“

Corine Pelluchons Ansatz einer neuen Aufklärung begreift den Menschen nicht nur als vernunftgeleitet, sondern auch als verletzliches, leibliches und beziehungsfähiges Wesen. Daraus ergibt sich ein Verantwortungsbewusstsein gegenüber der menschlichen und nichtmenschlichen Mitwelt. Besonders betont Pelluchon die Rechte empfindsamer Tiere und den Schutz der Biosphäre, den sie eng mit sozialer Gerechtigkeit verknüpft. Sie plädiert für realistische, demokratisch tragfähige Lösungen und entwickelt so eine ethisch fundierte Vision gesellschaftlichen Wandels hin zu einem „Zeitalter des Lebendigen“. 

Auszeichnung für junge Forschende

Den Dr. Leopold Lucas-Preis für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler erhielt in diesem Jahr Dr. Bahadir Eker für seine Dissertation in der Philosophie „Matters of Perspective. A Theory of Deep Temporality“. Mit dieser Arbeit legt Bahadir Eker einen originellen und anspruchsvollen Beitrag zur komplexen philosophischen Debatte über die Metaphysik der Zeit vor. 

Preis als Zeichen der Versöhnung

Der Dr. Leopold Lucas-Preis wurde 1972 von Generalkonsul Franz D. Lucas gestiftet und hat sich zu einem der bedeutendsten Friedenspreise im Bereich der Wissenschaft entwickelt. Er ehrt das Andenken des um die Förderung der Wissenschaft verdienten Dr. Leopold Lucas, der an der Universität Tübingen promoviert wurde, und als Rabbiner in Glogau sowie an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin wirkte, bevor er 1943 im KZ Theresienstadt ums Leben gekommen ist. Finanziert wird der Preis von der Dr. Leopold Lucas-Stiftung. Er ist mit 50.000 Euro dotiert und damit der am höchsten dotierte Preis, den die Universität Tübingen zu vergeben hat. Bei der diesjährigen Zeremonie handelt es sich um die 50. feierliche Preisverleihung. Der Sohn des Stifters und Generalkonsuls, Dr. Frank Lucas, nahm an der Preisverleihung teil. Der promovierte Geowissenschaftler, lebt und arbeitet in London. Im Jahr 2010 wurde ihm der Titel eines Ehrensenators der Universität Tübingen verliehen.

„Der Dr. Leopold Lucas-Preis ist ein Zeichen der Versöhnung und Vergebung. Damit zeugt er von der Größe seines Stifters. Nach den Schrecken des Holocaust und den Verbrechen des Nationalsozialismus war es ein enormer symbolischer und menschlich beeindruckender Schritt von Generalkonsul Franz D. Lucas, dem Sohn eines im KZ verstorbenen Juden, eine deutsche Universität mit der Vergabe eines Preises zu betrauen“, sagt Rektorin Pollmann. „Die Universität Tübingen ist sich des Privilegs und der Verantwortung, welche mit dieser Aufgabe einhergehen, bewusst.“

Webseite Dr. Leopold Lucas-Preis 


16. Weltethos-Rede 2025 mit Natalie Amiri

„Was, wenn wir nicht mehr dem Lauten, Kalten, Gierigen nacheifern – sondern dem Zarten, Achtsamen, Menschlichen?“

Die renommierte Journalistin und Nahost-Expertin hielt Mitte Mai die 16. Weltethos-Rede zum Thema „Gefährdete Werte: Menschenrechte in einer destabilisierten Welt“.

„Was, wenn wir nicht mehr dem Lauten, Kalten, Gierigen nacheifern – sondern dem Zarten, Achtsamen, Menschlichen?“ Mit dieser Frage appellierte Natalie Amiri dabei eindrucksvoll an universelle Werte, Demokratie und Menschlichkeit. In ihrer Rede zum Thema „Gefährdete Werte: Menschenrechte in einer destabilisierten Welte“ formuliert sie eine klare Botschaft: Demokratie lebt nur, wenn wir sie gemeinsam tragen. Amiri plädiert dafür, das Gute im Alltag wie im Globalen zu stärken – und Verantwortung nicht nur zu fordern, sondern selbst zu übernehmen.

Natalie Amiri räumte gleich zu Beginn ein, dass der Begriff „Weltethos“ im ersten Moment sehr komplex, vielleicht auch unerreichbar und unrealistisch zu sein scheine. Dabei gehe es im Grunde um etwas einfaches: „Es geht doch darum, wie wir miteinander leben wollen.“ Sicherheit, Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Ehrlichkeit – diese Werte teilen Menschen weltweit, unabhängig von Religion oder Herkunft. Ob Christentum, Islam oder Judentum – ihre ethischen Grundsätze ähneln sich stark. Doch nicht nur die Religionen eint dieser Wertekanon. Auch säkulare Gesellschaften bauen auf dem Wunsch nach einem respektvollen und fairen Umgang miteinander auf. Weltethos ist kein abstrakter Begriff, sondern gelebter Alltag – im Zuhören, im Mitfühlen, im Handeln.

Amiri kritisierte auch die westliche Außenpolitik: Menschenrechte dürften nicht nur dann gelten, wenn sie ins geopolitische Kalkül passen. Die Repressionen im Iran, der Einsatz deutscher Waffen in Krisengebieten, das Schweigen zu Gräueltaten in Syrien – all das untergrabe unsere Glaubwürdigkeit. Eine echte wertebasierte Politik müsse unbequem sein dürfen, forderte Amiri. Sie müsse Ungerechtigkeit benennen, auch wenn sie von Partnerstaaten ausgehe. Wenn wir als Demokratie Vorbild sein wollten, brauche es Konsequenz, Mut – und die Bereitschaft, über wirtschaftliche und diplomatische Eigeninteressen hinauszudenken.

Demokratie lebe nicht allein von Wahlen oder Institutionen, sondern vom aktiven Einsatz der Menschen. Natalie Amiri rief dazu auf, sich einzumischen, Haltung zu zeigen, auch unbequeme Diskussionen zu führen. Denn Populismus gedeihe dort, wo Angst das Denken bestimme. Journalismus, Bildung und Zivilgesellschaft müssten gestärkt werden, um einen aufgeklärten Diskurs zu ermöglichen. Amiri betonte: Unsere Freiheit sei kein Zufall. Sie sei Ergebnis harter Kämpfe – und sie bleibe nur bestehen, wenn wir sie verteidigten. Mit Empathie, Mut zur Wahrheit und einem klaren Blick für das Wesentliche.

Trotz aller Krisen, trotz der dramatischen Zustände, die Amiri beschrieb, endete ihre Rede mit einem kraftvollen Appell zur Hoffnung. Sie erinnerte an die iranischen Frauen, die für Freiheit ihr Leben riskierten, und an die Stärke derer, die auch unter widrigsten Umständen an Menschlichkeit festhalten würden. Amiri zitierte die jüngst verstorbene Margot Friedländer: „Schaut nicht auf das, was Euch trennt. Schaut auf das, was Euch verbindet. Seid Menschen, seid vernünftig.“ Amiris Botschaft: Demokratie braucht emotionale Verbundenheit – nicht nur Regeln. Wenn wir wieder auf das schauen würden, was uns verbindet, nicht trennt, könnten wir zum Vorbild werden. Für eine Welt, die Menschlichkeit über Macht stellt.

Werkstattgespräch mit Studierenden

Rund 30 Studierende der Medien-, Politik-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften der Universität Tübingen tauschten sich am Folgetag der 16. Weltethos-Rede mit Natalie Amiri aus. Dabei gab Amiri persönliche Einblicke in ihre Biografie, in ihre Arbeit als Journalistin und als Frau in Krisenregionen. Sie berichtete über Verantwortung und Herausforderungen im Journalismus: Warum es unerlässlich ist, für die Pressefreiheit zu kämpfen, welche Rolle Religionen bei Konflikten spielen und wie sie die Menschen mit ihrer Botschaft erreicht. Sie gab den Studierenden hilfreiche Tipps für den Berufseinstieg in den Auslandsjournalismus – aber auch, wie wichtig es ist, an sich zu glauben, für sich einzustehen und den eigenen Weg zu gehen. Dass jede und jeder die eigene Rolle nicht suchen, sondern schaffen muss. Und beeindruckte damit einmal mehr die Studierenden mit ihrem Optimismus und Mut, mit ihrer zuversichtlichen und hoffnungsvollen Haltung.

Natalie Amiri studierte Orientalistik und Islamwissenschaft in Bamberg, Teheran und Damaskus. Seit 2015 leitete sie das ARD-Büro in Teheran, aus Sicherheitsgründen musste sie die Leitung 2020 abgeben. Amiri wurde u.a. 2022 und 2024 vom „medium magazin“ als beste politische Journalistin des Jahres ausgezeichnet. 2024 erhielt sie den Walter-Lübcke-Demokratie-Preis.

Aufzeichnung der 16. Weltethos-Rede 2025 mit Natalie Amiri

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Weltethos-Rede

Die Weltethos-Rede ist eine gemeinsame Veranstaltung der Universität Tübingen und der Stiftung Weltethos. In diesen Reden beziehen herausragende Persönlichkeiten aus den Bereichen Kultur, Politik, Wissenschaft, Religion und öffentlichem Leben aus unterschiedlichen Blickwinkeln Stellung zur Weltethos-Thematik. 

Natalie Amiri ist nach Shirin Ebadi (2005) und Mary Robinson (2002) die dritte Frau, die eine Weltethos-Rede hält.

Webseite 16. Weltethos-Rede
Rede zum Nachlesen


Hans Bausch Mediapreis für Regina Cazzamatta

Sonderpreis für Jeanette Kollien

Für viele Menschen sind digitale Kommunikationsplattformen, also sogenannte Soziale Medien, selbstverständlicher Bestandteil ihrer täglichen Mediennutzung. Diese Plattformen können Menschen zusammenbringen – oder die Gesellschaft spalten. Wie tragen Plattformen Sorge dafür, dass Gerüchte und Falschmeldungen eingedämmt werden. Wie dafür, dass diese Plattformen ganzheitlich nachhaltig arbeiten? Die Jury des Hans Bausch Mediapreises des SWR zeichnet Ende Mai erstmals zwei Arbeiten aus: Regina Cazzamatta erhält für ihre Studie „Die inhaltliche Homogenisierung des Fact-Checkings durch Plattformpartnerschaften: Ein Vergleich zwischen acht Ländern“ den Hauptpreis. Daneben wird in diesem Jahr zum ersten Mal auch der Hans Bausch Media-Sonderpreis des SWR verliehen. Dieser geht an Jeanette Kollien für ihre Studie „Digitale Nachhaltigkeit als Leitmotiv für Kommunikationsplattformen“. 

Wegweisende Studie zum Fact-Checking von Regina Cazzamatta 

Regina Cazzamatta untersucht empirisch die zunehmende Beobachtung von Online-Gerüchten in sozialen Medien durch Faktencheck-Organisationen in insgesamt acht Ländern Europas und Lateinamerikas. Dabei wird analysiert, inwieweit sich Faktenchecks stärker auf Gerüchte in sozialen Netzwerken oder auf Aussagen öffentlicher Personen konzentrieren. Ihre Forschung zeigt, dass bis zu 95 Prozent der Faktenchecks soziale Medien betreffen. Cazzamatta beleuchtet Unterschiede zwischen den Ländern, Mediensystemen und Fact-Checking-Organisationen sowie die Herausforderungen durch die Zusammenarbeit mit großen Plattformen. 

Die Jury zeichnet die innovative Studie von Dr. Regina Cazzamatta aus, denn sie zeigt, wie wirtschaftliche und politische Einflüsse die Faktenprüfung prägen. Damit liefert sie eine wertvolle Grundlage für die Bewertung der Bedeutung von Fact-Checking in demokratischen Gesellschaften und die Herausforderungen, die sich aufgrund aktueller Entscheidungen von Plattformbetreibern und Regulierungsbehörden zeigen.

Dr. Regina Cazzamatta ist seit 2022 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Erfurt im Seminar für Medien und Kommunikationswissenschaft und leitet dort das DFG-Projekt „Desinformationskontext und das Entstehen von Fact-Checking-Organisationen in Europa und Lateinamerika“. Sie studierte Internationalen Journalismus an Pontifícia Universidade Católica de São Paulo (Brasilien) und machte ihren Masterabschluss in Kommunikationsforschung an der Universität Erfurt. Im März 2020 promovierte sie dort zum Thema „Die Struktur und Entstehungsbedingungen der Lateinamerika-Berichterstattung in der deutschen Presse“. 

Auswirkung der Digitalisierung auf ökologische, wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit von Jeanette Kollien

Jeanette Kollien setzt sich in ihrer Studie „Green smart global village? Digitale Nachhaltigkeit als Leitmotiv für Kommunikationsplattformen“ produktiv mit den sogenannten Sozialen Medien und mit Nachhaltigkeitskriterien wie Energie- und Ressourcenverbrauch, Datenschutz, freier Software, Gemeinwohlorientierung und Unabhängigkeit von Werbung auseinander. Sie entwickelt ein Modell der informationellen Nachhaltigkeit digitaler Kommunikationsplattformen und überprüft es durch Interviews mit acht ausgewiesenen Expert:innen. Das Ergebnis ist ein umfassender Kriterienkatalog, um die Nachhaltigkeit von Kommunikationsplattformen bewerten zu können. 

Die Jury lobt Jeanette Kolliens hochaktuelle Studie, die verdeutlicht, dass der nachhaltige oder eben nicht-nachhaltige Umgang mit Informationen direkte ökonomische, ökologische und soziale Folgen hat. Kollien zeigt dabei sehr konkret und nachvollziehbar, welche Schritte auf dem Weg zu mehr digitaler Nachhaltigkeit und zu einem besseren Internet möglich sind. 

Jeanette Kollien befindet sich seit Oktober 2024 im Promotionsstudium der Soziologie an der Europa-Universität Flensburg. Sie hat einen Master of Arts in Angewandte Kommunikationswissenschaften und einen Bachelor in Multimedia Production. 

Der Hans Bausch Mediapreis des SWR

Die gemeinnützige Stiftung Hans Bausch Mediapreis des SWR dient der Förderung von Wissenschaft, Forschung und Innovation im Medienbereich. Dies wird durch die Verleihung des gleichnamigen Mediapreises in Höhe von 5.000 Euro verwirklicht, der einmal jährlich für eine wissenschaftliche Arbeit im deutschsprachigen Raum verliehen wird. Der erstmals ausgelobte Hans Bausch Media-Sonderpreis des SWR ist mit einem Preisgeld von 1.000 Euro dotiert. Bei der Verleihung des Preises kooperiert der SWR eng mit dem Institut für Medienwissenschaft der Universität Tübingen.

Webseite des Hans Bausch Mediapreises