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09.10.2018

Zwei Neurowissenschaftler erhalten den Attempto-Preis

Leonid Fedorov und Ann-Christin Wendeln für herausragende Forschungsarbeiten über das Gehirn ausgezeichnet

Die diesjährigen Attempto-Preise der Tübinger Attempto-Stiftung gehen an Dr. Leonid Fedorov für seine Arbeit über die Repräsentation sozialer Handlungen im Gehirn und an Ann-Christin Wendeln für ihre Veröffentlichung über den Einfluss des Immungedächtnisses im Gehirn auf neurologische Erkrankungen. Die Preise sind jeweils mit 10.000 Euro dotiert.

 

Die diesjährigen Attempto-Preise der Tübinger Attempto-Stiftung gehen an Dr. Leonid Fedorov für seine Arbeit über die Repräsentation sozialer Handlungen im Gehirn und an Ann-Christin Wendeln für ihre Veröffentlichung über den Einfluss des Immungedächtnisses im Gehirn auf neurologische Erkrankungen. Die Preise sind jeweils mit 10.000 Euro dotiert.

Leonid Fedorov hat seine Doktorarbeit am Centrum für Integrative Neurowissenschaften und am Hertie Institut für klinische Hirnforschung angefertigt. Den Attempto-Peis erhält er für eine Arbeit, die in Zusammenarbeit mit dem Tübinger Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik die Wahrnehmung sozialer Interaktionen untersucht.

In seinen Experimenten konzentrierte er sich auf Handlungspaare wie Geben und Nehmen oder Werfen und Fangen. Den Probanden wurden in einer Virtual-Reality-Umgebung lebensgroße, dreidimensional animierte Figuren präsentiert, die teils klar erkennbare, teils Mischbewegungen zum Beispiel zwischen Geben und Werfen ausführten. Die Probanden mussten die wahrgenommenen Bewegungen kategorisieren, also zuordnen, ob es sich beispielsweise um Geben oder Werfen handelte. 

Die Experimente ergaben, dass die neuralen Prozesse, die für die Erkennung einzelner Handlungen, wie etwa das Werfen, zuständig sind, auch durch das Gegenstück aktiviert werden - hier das Fangen. Das Gehirn enthält also wahrscheinlich Neurone, die beide Handlungen einer Interaktion zusammen kodieren. Die Studienergebnisse können für die Erforschung sozialer Störungen wie Autismus interessant sein, aber auch in der Robotik Verwendung finden, um Maschinen die Prinzipien sozialen Verhaltens beizubringen.

Mit einem ganz anderen Aspekt der Hirnforschung befasste sich Ann-Christin Wendeln vom Hertie-Institut für klinische Hirnforschung in ihrer ausgezeichneten Studie. Sie untersuchte die Reaktionen der Immunzellen im Gehirn auf Entzündungsreize, die im Körper und nicht im Gehirn selbst verabreicht wurden. Die Studie ergab, dass solche Reize verschiedene Prozesse in den Immunzellen des Gehirns, den Mikroglia, einleiten, die zu einer langfristigen Reprogrammierung der Mikroglia führen. Bei genveränderten Mäusen, die als Modell der Alzheimer-Erkrankung dienen, verschlimmerten bestimmte Entzündungsreize die für die Krankheit typische Plaque-Bildung im Gehirn. In ähnlicher Weise veränderte eine solche Immunstimulation die Krankheitscharakteristika nach einem Schlaganfall. 

Die Forscherin konnte gemeinsam mit ihren Kollegen den Nachweis erbringen, dass die Mikroglia im Gehirn der Sitz des angeborenen Immungedächtnisses sind. Außerdem ergab ihre Studie, dass auf den Körper einwirkende Entzündungsreize Langzeitveränderungen im Immungedächtnis des Gehirns auslösen und darüber Einfluss nehmen auf den Verlauf neurologischer Erkrankungen. Die Ergebnisse liefern wichtige Hinweise für die Erforschung von neurologischen Erkrankungen, die mit einer entzündlichen Komponente zusammenhängen.

Mit der Verleihung der Attempto-Preise beginnt am Mittwoch, 17. Oktober 2018, um 15 Uhr im Großen Senat der Neuen Aula (Geschwister-Scholl-Platz, 72074 Tübingen) die diesjährige Mitgliederversammlung des Universitätsbundes. Medienvertreterinnen und Medienvertreter sind herzlich eingeladen.

Der Attempto-Preis wurde 1983 von dem Psychiater Konrad Ernst und seiner Ehefrau Dorothea gestiftet. Er wird jährlich an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler für herausragen-de Arbeiten über Hirnleistungen und deren Störungen vergeben, die an der Universität Tübingen und an den der Universität verbundenen Tübinger Einrichtungen der Max-Planck-Gesellschaft entstanden sind. Zurzeit werden jährlich zwei Nachwuchswissenschaftlerinnen oder -wissenschaftler mit einem Preisgeld in Höhe von je 10.000 Euro ausgezeichnet. Das Geld kann zur Förderung ihrer weiteren wissenschaftlichen Karriere eingesetzt werden.

Publikationen:

  • Fedorov L, de la Rosa S, Chan DS, Giese M, Bülthoff H: Adaptation aftereffects reveal representations for contingent social actions. PNAS 2018, 115(29):7515-7520; doi: 10.1073/pnas.1801364115.
  • Wendeln AC, Degenhardt K, Kaurani L, Gertig M, Ulas T, Jain G, Wagner J, Häsler LM, Wild K, Skodras A, Blank T, Staszewski O, Datta M, Pena Centeno T, Capece V, Islam MR, Kerimoglu C, Staufenbiel M, Schultze JL, Beyer M, Prinz M, Jucker M, Fischer A, Neher JJ: Innate immune memory in the brain shapes neurological disease hallmarks. Nature 2018, 556:332-338

Kontakt:

Dr. Leonid Fedorov
International Max Planck Research School for Cognitive and Systems Neuroscience
Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik
leonid.fedorovspam prevention@tuebingen.mpg.de

Ann-Christin Wendeln
Universität Tübingen
Hertie-Institut für klinische Hirnforschung
ann-christin.wendelnspam prevention@uni-tuebingen.de

Dr. Stefan Zauner 
Universitätsbund Tübingen e. V. 
Telefon: +49 7071 29-77067 (Sekr.) 
stefan.zaunerspam prevention@unibund.uni-tuebingen.de 
http://www.uni-tuebingen.de/de/89702 

Pressekontakt:

Eberhard Karls Universität Tübingen
Hochschulkommunikation
Dr. Karl Guido Rijkhoek
Leitung

Antje Karbe
Pressereferentin
+49 7071 29-76789
Telefax +49 7071 29-5566
antje.karbespam prevention@uni-tuebingen.de

www.uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen.html

 

 

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