B 07: Eine Jagd nach Rohstoffen? Die Expansion der mesopotamischen Staaten in die Gebirgsländer des Nordens | |
Projektleitung: Prof. Dr. Andreas Fuchs, Prof. Dr. Peter Pfälzner | |
Mitarbeiter/ innen: Dr. Paola Sconzo, Alexander Edmonds | |
ZusammenfassungDas Teilprojekt behandelt die Rolle von Ressourcen im Rahmen sozio-kultureller Dynamiken in den expandierenden Großmächten Mesopotamiens und wird dabei diejenigen des 3. und des 1. Jt. v. Chr. vergleichend gegenüber stellen. Im Fokus der Betrachtungen liegen dabei das Großreich von Akkad des 3. Jt. v. Chr., das als ältestes expandierendes Großreich der Geschichte gilt, und das assyrische Großreich im 1. Jt. v. Chr., einer der komplexesten und am weitesten ausgreifenden Staaten der altorientalischen Geschichte. Es soll an diesen beiden Beispielen untersucht werden, in wie weit in den frühen Großreichen die Idee der territorialen Expansion allein in der Suche nach Rohstoffen für die heimische Ökonomie begründet lag oder ob eher die Aneignung und Inwertsetzung kultureller Ressourcen eine maßgebliche Rolle dabei spielte. Diese Fragestellung geht von einer Kritik an der traditionellen Sichtweise aus, die die Expansion der altorientalischen Reiche fast ausschließlich auf das Bestreben reduziert, sich solche Ressourcen, die in Mesopotamien nicht vorhanden sind, aus rein ökonomischen Gründen anzueignen. Wissenschaftliche ZieleUm dieses Forschungsbild zu relativieren, soll in dem Teilprojekt untersuchen werden: 1. welche Güter der peripheren Regionen von den mesopotamischen Staaten zu kulturell bewerteten Ressourcen gemacht wurden und wie deren kulturelle Inwertsetzung erfolgte; 2. wie sich diese kulturell bewerteten Ressourcen im zeitlichen Ablauf vom 3. zum 1. Jt. v. Chr. verändert haben; 3. welche konkreten Funktionen diese Ressourcen in den mesopotamischen Staaten erfüllten und wie der konstante Zufluss dieser Ressourcen ökonomisch und politisch organisiert wurde; 4. welche sozio-politischen und sozio-kulturellen Dynamiken durch die Aneignung und kulturelle In-wertsetzung von Ressourcen durch die mesopotamischen Staaten in den eroberten Gebieten und Peripherien der Großreiche ausgelöst wurden.
|
Es werden im Teilprojekt zwei Fallstudien unternommen. Fallstudie 1 beschäftigt sich mit den philologischen Quellen zu den genannten Fragen, in erster Linie hinsichtlich der Quellen der neuassyrischen Zeit. Fallstudie 2 analysiert vergleichend dazu die archäologischen Quellen und konzentriert sich auf eine archäologische Geländebegehung im Gebiet von Irakisch-Kurdistan im Nord-Irak. Hierbei handelt es sich einerseits um die nördliche Peripherie des Akkadreiches im 3. Jt. v. Chr., andererseits um den Übergangsbereich zwischen Assyrien und Urartu im 1. Jt. v. Chr. Folglich lassen sich hier die Dynamiken der Ausdehnung der beiden Reiche und die Rolle, die Rohstoffe und kulturell bewertete Ressourcen dabei spielten, besonders gut untersuchen.
Bei der Geländeuntersuchung im Irak werden für die Modellierungen von Ressourcenkomplexen GIS-Methoden einbezogen, so dass hier zudem ein intensiver Austausch mit der Geographie stattfinden wird.
Der SFB wird durch dieses Projekt Einsichten in die Wirkungsweise von expansionistischer Ressourcenaneignung und kultureller Konstruktion von Ressourcen in antiken Großreichen sowie in die daraus entstehenden sozio-kulturellen Dynamiken im Zentrum und an der Peripherie der Staaten erhalten. Durch die Betrachtung von Großreichen wird eine aufschlussreiche konzeptuelle Gegenüberstellung mit anderen, weniger hierarchisch organisierten Gesellschaften des Altertums möglich werden, die in anderen Teilprojekten des SFB untersucht werden.
Die Rechte der auf dieser Seite verwendeten Bilder liegen beim SFB 1070, Teilprojekt B07.