Uni-Tübingen

Teilprojekt A03: Aufruhr in Montanregionen im 20. Jahrhundert

Abstract

Das Teilprojekt A03 untersucht die Bedrohung der regionalen Ordnungen in deutschen und britischen Montanindustriegebieten am Beginn und am Ende des 20. Jahrhunderts. Mit Blick auf Wellen des Aufruhrs in den 1920er und 1980er Jahren soll durch die vergleichende Analyse der Wirkung unterschiedlicher Handlungsdynamiken auf regionaler, überregional-nationaler und transnationaler Ebene erfasst werden, unter welchen Bedingungen, auf welche Weise und mit welchen Folgen regional übliche Formen des Aufbegehrens in Montangebieten ordnungsbedrohenden Charakter annahmen.

Projektteam

Projektleitung:
Prof. Dr. Anselm Doering-Manteuffel
Dr. Jörg Neuheiser

Mitarbeiter/innen:

Arne Hordt
Sara Sophie Stern, M. A.

Fachgebiete und Arbeitsrichtung:

Zeitgeschichte / Neuere Geschichte

Projektbeschreibung

Das Teilprojekt A03 untersucht die Bedrohung der Ordnung in Montanregionen durch Aufruhrsituationen im 20. Jahrhundert. Da politische Proteste und Streiks im Industriezeitalter in Montanregionen zur Normalität gerechnet werden können, gefährdet allerdings nicht jede Form kollektiven Aufbegehrens die regionale Ordnung. Protest- und Streikwellen nehmen aber eine besondere Bedrohungsqualität an, wenn sich in ihnen lokale und überregionale Dimensionen überschneiden, die in der bisherigen Forschung verkürzend mit den Begriffen „klassenpolitisch“ und „staatspolitisch“ beschrieben werden. In solchen Situationen werden Konflikte um Lohnforderungen, Arbeitszeiten und Betriebsabläufe oder das soziale Miteinander am Ort über das übliche Maß hinaus mit Fragen der nationalen Entwicklung verknüpft oder in den Kontext internationaler Konkurrenz bis hin zur Revolutions- und Kriegsgefahr gestellt. Die sozialen und politischen Kämpfe in den Montanregionen verschärfen sich und geraten in eine Stellvertreterfunktion. Mit den frühen 1920er Jahren (Untersuchung 1: Schwerpunkt Ruhrgebiet und Ruhrkämpfe 1920-1923) und den mittleren 1980er Jahren (Untersuchung 2: Schwerpunkt Nordengland und Wales, Miners’ Strike 1984/5) stellt das Projekt im ersten Antragszeitraum zwei herausragende Aufruhrphasen in deutschen und britischen Montanregionen in den Mittelpunkt. Ziel ist, an ihrem Beispiel den spezifischen Verlauf von Bedrohungssituationen – von der abrupten Entstehung einer Bedrohungskommunikation bis zu ihrer Überwindung und ihren Folgen – in Regionen mit wirtschaftlichen Monostrukturen und damit verbundenen Sonderformen der sozialen Beziehungen in Wirtschaft und Politik in den Blick zu nehmen. Die beiden Untersuchungen des Teilprojekts sind am Anfang und Ende des „kurzen 20. Jahrhunderts“ angesiedelt. Konzeptionell sind sie dadurch verzahnt, dass sie ein bisher einseitiges Verständnis des „Ruhrkampfs“ in Deutschland und des „Miners’ Strike“ in Großbritannien überwinden wollen, das auf einer entweder zu engen klassenpolitischen Perspektive oder auf einer ausschließlich staatspolitischen, an das Gewaltmonopol der Regierung des jeweiligen nationalen Staats gebundenen, Perspektive auf den Aufruhr in der Region beruht. Das heuristische Instrumentarium des SFB ermöglicht einen neuen Blick auf die Konflikte in den Regionen; zugleich können die regionalen Untersuchungen zu der Entwicklung eines Modells „Bedrohter Ordnungen“ beitragen, die der SFB insgesamt anstrebt. Aus diesem Grund sollen die Ergebnisse der beiden Untersuchungen im 4. Förderungsjahr von den am Teilprojekt Beteiligten in einer gemeinsamen Publikation über „Aufruhr in Montanregionen“ gebündelt werden, um die Bedeutung der Montanunruhen für das zu erarbeitende Modell „Bedrohter Ordnungen“ herauszustellen.

Projektbezogene Vorträge und Publikationen

Doering-Manteuffel, Anselm

Neuheiser, Jörg

Hordt, Arne

Stern, Sara Sophie

Tagungen, Workshops, Konferenzen