Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2021 – 28.01.2021

Editorial

Liebe Leserinnen,
liebe Leser,

mit dem Beginn des neuen Jahres liegen die ersten zwei Jahrzehnte des 21. Jahrhunderts hinter uns. Blickt man auf die vergangenen 20 Jahre zurück, so fällt die ungewöhnliche Häufung von internationalen, teils sogar globalen Krisen auf: die Finanz- und Eurokrise, die Flüchtlingskrise, langfristig die Klimakrise und ganz aktuell die Corona-Krise. Die Welt ist aus den Fugen, so scheint es zumindest. Mehr als deutlich ist jedenfalls, dass angesichts der Vielzahl von Krisen selbst leistungsfähige Staaten mit einer wohlhabenden Gesellschaft an ihre Grenzen kommen.

In einer solchen Situation ist unser nachdrückliches Engagement das Gebot der Stunde, insbesondere für eine international aktive Forschungsuniversität wie Tübingen. Wir müssen lernen, außergewöhnliche Herausforderungen und Probleme als eine unserer Kernaufgaben zu betrachten. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Tübingen arbeiten an der Lösung globaler Probleme und sie sind oft führend in ihren Forschungsfeldern: die Beseitigung des Hungers, die Entwicklung umweltschonender Werkstoffe, die Entdeckung neuer Antibiotika, der Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels – und Vieles mehr.

Dabei sollten wir der Gesellschaft jederzeit verlässliche und überprüfbare Erkenntnisse anbieten, selbst wenn sie auch unerfreuliche Aspekte enthalten sollten. Die Arbeit von Universitäten ist langfristig angelegt. Grundlagenforschung zahlt sich oft erst nach vielen Jahren und Jahrzehnten aus. Das Bild von der Forscherin oder dem Forscher, die über Nacht im Labor geniale Lösungen für komplexe Probleme erfinden, taugt allenfalls für Filmkomödien, aber nicht für die Realität. In den vergangenen Wochen und Monaten wurde in der Öffentlichkeit mit Staunen zur Kenntnis genommen, dass es in weniger als einem Jahr gelungen ist, gleich mehrere Impfstoffe gegen das Corona-Virus zu entwickeln und zum Einsatz zu bringen. Dabei wurde meist übersehen, dass die entscheidenden wissenschaftlichen Grundlagen für die innovativen mRNA-basierten Impfstoffe bereits vor über 20 Jahren hier in Tübingen gelegt wurden.

Die Universität ist – wie bereits gesagt – Teil einer Gesellschaft, die sich einer Vielzahl von enormen Herausforderungen gegenübersieht, im Großen wie im Kleinen. Über die Lösung der großen Menschheitsfragen darf man die alltäglichen Probleme allerdings nicht vergessen. Wer keine verlässliche Kinderbetreuung hat oder fehlenden Schulunterricht zu Hause ersetzen muss, kann nicht die erhofften wissenschaftlichen Erkenntnisse liefern. Dennoch dürfen wir auch in Krisenzeiten nicht unsere zentrale Mission aus dem Blick verlieren: Die Universität Tübingen will für die Gesellschaft einen Nutzen stiften, durch exzellente Forschung und die Ausbildung von hervorragenden Studierenden.

Viel Vergnügen bei der Lektüre des Newsletters und weiterhin alles Gute und Gesundheit wünscht Ihnen

Ihr
Professor Dr. Bernd Engler, Rektor


Forschung

„Goldsplitter“ – Tübinger Forscherinnen machen alchemistischen Bestseller aus der islamischen Welt des Mittelalters wieder zugänglich

Das Original des Werks „Goldsplitter“, das im 12. Jahrhundert von dem bedeutenden arabischen Alchemisten Ibn Arfa’ Ra’ verfasst wurde, gilt als verschollen. Aber die Islamwissenschaftlerin Regula Forster und ihr Team entdeckten im Laufe ihrer Recherche fast hundert Abschriften sowie Hunderte von Kommentarhandschriften ‒ die letzte von 1927. Die Spurensuche führte sie in zahlreiche Bibliotheken zwischen Istanbul und Mumbai. [mehr]

Die Masse der Geisterteilchen

Neutrinos gehören zu den leichtesten uns bekannten Elementarteilchen. Aber welche weiteren Eigenschaften besitzen die Neutrinos eigentlich? Forscher der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät bauen derzeit zusammen mit internationalen Partnern ein großes Neutrino-Observatorium in China, um das herauszufinden. Professor Dr. Tobias Lachenmaier und sein Doktorand Axel Müller berichten über ihre Arbeit beim Projekt JUNO. [mehr]

Bedrohte Ordnungen im Schulunterricht

Geschichtsunterricht soll spannender werden. Dazu wollen Forschende des Sonderforschungsbereichs 923 „Bedrohte Ordnungen“ gemeinsam mit dem Institut für Geschichtsdidaktik und Public History mit der neuen Lernplattform „Offene Geschichte“ einen Beitrag leisten. Die Online-Plattform startet mit Modulen zu fünf historischen Krisensituationen: Die Ausrufung des ersten Kreuzzugs, die Geschichte der Pest, das Kriegsende in Deutschland 1945 oder die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. [mehr]

Welche Techniken benutzten die Menschen auf dem Balkan in prähistorischer Zeit zur Bemalung von Keramik?

Vier innovative Projekte von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern der Universität Tübingen werden vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) über die Programmlinie Research Seed Capital (RiSC) gefördert. Die Themen sind: Keramiktechnologien auf dem Balkan im Spätneolithikum und Chalkolithikum, personalisierte Therapien von Tumoren des Enddarms, Wasserreinigung mit Biokohle und in der Linguistik der Informationsgehalt einer Satzfortsetzung im Kontext. [mehr]

Forschungsmeldungen

Leibniz-Preis für Katerina Harvati – Landesforschungspreis für Hans-Georg Rammensee – ERC Consolidator Grant für Sireen El Zaatari – Tübingen beim Nature Index AI In Deutschland Nummer eins – SFB 1233 „Robustheit des Sehens“ verlängert – DFG fördert Graduiertenkolleg „Doing Transitions“ weiter [mehr]


Uni intern

Ziel: ein gemeinsames Grundverständnis von Führung für die gesamte Universität

Exzellente Arbeitsergebnisse sind zuallererst auch das Resultat guter Führung, sagt Prorektorin Monique Scheer. Deswegen hat sich das Rektorat entschieden, in einem partizipativen Prozess mit Mitarbeitenden aus Forschung, Lehre, Technik und Verwaltung „Leitlinien guter Führung“ zu formulieren. Sie sollen Teil der „Culture of Cooperation and Commitment“ sein, die an der Universität Tübingen gelebt wird. [mehr]


Alumni Tübingen

Arbeiten für die UNO: Mentale und räumliche Flexibilität unabdinglich 

Jennifer Hahn arbeitet seit 2012 für die Vereinten Nationen (UNO). Zuerst war sie in Genf für UNITAR tätig, das Ausbildungs- und Forschungsinstitut der UNO, und im Anschluss für die ILO, die Internationale Arbeitsorganisation. Seit Juni 2019 arbeitet sie für UNICEF Indonesien. Jennifer Hahn hat an der Universität Tübingen Slavistik und VWL studiert und anschließend den trinationalen Erasmus-Mundus-Masterstudiengang „Crossways in European Humanities“ an den Universitäten Tübingen, St Andrews und Perpignan absolviert. [mehr]


Leute

Neu berufen an die Universität Tübingen

Professor Dr. Robert Bamler (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät) – Professor Dr. Andrea Burgalossi (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät) – Juniorprofessor Dr. David Dignath (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät) – Professorin Dr. Dominque Lunter (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät) – Professorin Dr. Setareh Maghsudi (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät) – Professor Dr. Stefan Schwarzer (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät) – Juniorprofessorin Dr. Nadine Ueberschaer (Evangelisch-Theologische Fakultät) – Professor Dr. Robert C. Williamson (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät) – Professor Dr. Stephan Winter (Katholisch-Theologische Fakultät) – Professorin Dr. Andrea Worm (Philosophische Fakultät) [mehr]

Den Blick für das Ganze schärfen: Dekan Thilo Stehle wünscht sich eine engere Zusammenarbeit – innerfakultär und interfakultär

Zum 1. April tritt der Biochemiker Thilo Stehle die Nachfolge des verstorbenen Wolfgang Rosenstiel als Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät an. Er will die Universität Tübingen für internationale Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler attraktiver machen und die Betreuung von Promovenden verbessern. Eine gute Vernetzung auf allen Ebenen ist ihm besonders wichtig: innerfakultär, interfakultär und international, mit Forschungseinrichtungen und Partnern aus der Wirtschaft. [mehr]

Ein volkskundlicher Kulturwissenschaftler

Zum Tode von Professor Dr. Gottfried Korff ein Nachruf von Reinhard Johler [mehr]

Personalnachrichten (Rufe, Ehrungen, Jubiläen)

[mehr]


Forum

Startup Funding Day: wie kann ich meine Gründungsidee finanzieren und umsetzen?

Das Team des Startup Centers der Universität berät und unterstützt Angehörige und Alumni der Universität, damit aus innovativen Ideen und Projekten erfolgreiche Startups entstehen können. Am 5. Februar findet der Startup Funding Day statt – in diesem Jahr erstmals digital. [mehr]