Uni-Tübingen

Vorlesung digitalisieren

Didaktik

Digitale Vorlesungsplanung – Überblick

Ziele und Inhalte digital umsetzen

Welches sind die Ziele und Inhalte der Vorlesung? Was ist gut in ein digitales Setting zu übertragen? An welchen Stellen hätten Sie gern Rückmeldung seitens der Studierenden?

Die klassische Vorlesung zeichnet sich durch eine Kommunikationssituation aus, in der im Wesentlichen eine/einer spricht und alle anderen zuhören. Interaktion und Kommunikation steht in diesem Szenario meist nicht im Vordergrund. Dennoch ist die Situation geprägt durch ein gemeinsames Erleben und auch durch viele Gespräche die vor, nach und auch während einer Vorlesung stattfinden. Teilweise werden auch interaktive Elemente wie Abstimmungen über Klicker mit eingebunden, und natürlich gibt es Raum für Rückfragen und Diskussion. Im virtuellen Raum sind diese Möglichkeiten zur Kommunikation und Interaktion erst zu schaffen, sie können zu einer positiven Atmosphäre beitragen, von der Lehrende wie Studierende profitieren. Dabei geht es insbesondere in diesen Zeiten auch darum, in Kontakt zu bleiben.

Informieren Sie Ihre Studierenden darüber, wie die Vorlesungsplanung aussieht, wie Inhalte vermittelt und bearbeitet werden sollen, ob ggf. Arbeitsaufträge zu bearbeiten sind und wie die Kommunikation und Interaktion unter den Studierenden und mit Ihnen ermöglicht wird.  

Vermitteln: Inhalte bereitstellen

Bei den Vorlesungen kann es live-Vorlesungen geben und Aufzeichnungen, die vorab produziert werden. Ebenso können Vorlesungen aus dem Bestand der Vorlesungsaufzeichnungen in timms genommen werden. Zur Begleitung der Vorlesung können wie gewohnt die Lernplattformen der Universität genutzt werden, einmal um weitere Materialien (Folien, Skripte, Literatur) zur Verfügung zu stellen, zum andern auch um mit den Studierenden in Austausch zu kommen. Auch die Aufzeichnungen selbst können in die Lernplattformen eingebunden werden.

Nutzung bestehender Vorlesungsaufzeichnungen

Wenn Sie auf bestehende Vorlesungsaufzeichnungen zurückgreifen, können Sie z.B. auf besondere Themen oder wichtige Passagen in den Vorlesungen verweisen. Sie können begleitende Texte oder Kommentare dazu verfassen und eigene Materialien (Linklisten, Skripten oder weiterführender Literatur …) bereitstellen.

Eigene Aufzeichnungen

Sie können auf einfachem Weg Aufzeichnungen selbst erstellen – s. hierzu die technischen Hinweise unter Screencast. Einige Hinweise dazu:

  • Es kann hilfreich sein, dass Sie zumindest am Anfang selbst im Bild und so für die Zuhörerschaft präsent sind. Möglich ist auch ein Standbild.
  • Es müssen nicht immer 90 Minuten sein: Überlegen Sie, wie Sie den Stoff gut portionieren und wie auch für Sie die Aufzeichnungen gut machbar sind. „Pausen“ können durchaus produktiv sein, z.B. können die Studierenden am Ende einer Aufzeichnungssequenz auch dazu aufgerufen werden, über eine bestimmte Frage zu reflektieren und sich etwas dazu aufzuschreiben.
  • Mit dem Flipped classroom-Modell stellen sie den Studierenden Ihre Inhalte vor der synchronen Sitzung zur Verfügung. Hier besteht dann die Möglichkeit zu Austausch und Diskussion.

Vermitteln & Gestalten: flipped classroom

Inverted bzw. flipped classroom

Als bereits erprobtes Modell bietet sich insbesondere der sogenannte inverted bzw. flipped classroom an. Das Prinzip ist einfach und kann ganz unterschiedlich umgesetzt werden: Inhalte, die üblicherweise in Lehrveranstaltungen vor Ort vermittelt werden, eignen sich die Studierenden im Vorfeld (daher inverted, „umgedreht“) selbst an – als Video, Podcast, Online-Modul (z.B. OER) oder im traditionellen Textstudium. Die Präsenzzeit ist für die Vertiefung der Inhalte, für Austausch und Diskussion sowie für Fragen an die Lehrenden reserviert. Es besteht Raum für interaktive Gestaltung und Begegnung. Für Seminare können auch Referate vorab aufgezeichnet oder als Foliensatz und Skript zur Verfügung gestellt werden – und mit den Materialien auch die zugehörigen Fragestellungen. Dasselbe gilt für die Vorbereitung von Texten. Auch mathematische Aufgaben können für eine gemeinsame Präsenzsitzung aufbereitet werden. Ergänzend ist auch der Einsatz von Foren in der Vorbereitung möglich.

Konkret heißt das z.B.: ein Referat wird rechtzeitig vor dem Präsenztermin als Video oder Folien mit Erläuterung in ILIAS hochgeladen, außerdem erhalten die Studierenden Fragen dazu. Alle bereiten sich mit diesen Materialien auf die gemeinsame Sitzung vor. In der Sitzung werden die Themen und Fragen kurz aufgegriffen und dienen als Ausgangspunkt für die weitere Diskussion. 

In der Mathematik etwa werden Inhalte vorab als Aufzeichnung zur Verfügung gestellt, Studierende bearbeiten zugehörige Aufgabenblätter und bereiten die gemeinsame Sitzung vor, in der Fragen und Probleme besprochen werden. 

Zum Modell des inverted bzw. flipped classroom mit einigen Beispielen siehe auch: https://www.e-teaching.org/lehrszenarien/vorlesung/inverted_classroom 

Wer mehr lesen möchte: hier ein Beitrag aus Großbritannien: https://core.ac.uk/download/pdf/30317388.pdf

Aktivieren: Arbeitsaufträge

Die Aktivierung der Studierenden kann ganz unterschiedlich umgesetzt werden. Drei Möglichkeiten im Kontext der Vorlesung:

  • Forum zur Vorlesung – s. unter Kommunikation
  • Tests/Quizzes bieten sich als – ggf. freiwillige – Formen an, als Aktivierung und Motivation, um Vorkenntnisse einschätzen zu können, aber auch um Lernergebnisse deutlich zu machen.
  • In Live-Vorlesungen können auch Abstimmungssysteme zur Aktivierung und zugleich zum Rücklauf genutzt werden, z.B. ILIAS live-voting oder PINGO.

Zu Arbeitsaufträgen vgl. auch Hinweise unter Seminar. Je nach Größe und Charakter einer Vorlesung können die hier genannten Beispiele auch in Frage kommen.

Wenn es Übungsgruppen oder Tutorien zur Vorlesung gibt, müssen diese in die digitale Semesterplanung eingebunden. Hinweise dazu unter Übungsgruppen und Tutorien.

Betreuen: Kommunikation

Mögliche Kommunikationskanäle auf der Lernplattform zur Begleitung der Vorlesung

  • Für die Vorlesung kommt insbesondere das Forum in Frage, in dem sich die Studierenden zu Fragen aus der Vorlesung austauschen und diese weiterführen können.
    • Wichtig ist, dass ein Forum zur Vorlesung moderiert wird – das muss nicht allein und ständig durch Sie als Lehrende erfolgen, vielmehr können Hilfskräfte Fragen sammeln, sortieren und in Absprache mit Ihnen Fragen beantworten. Wenn Sie als Lehrende im Forum präsent sind – umso besser.
    • Stellen Sie „Spielregeln“ für das Forum auf, die z.B. beinhalten, bis wann eine Rückmeldung auf Fragen erfolgt oder noch einmal darauf hinweisen, dass direkte Einzelanfragen zu Themen aus den Foren nicht beantwortet werden – so vermeiden Sie doppelte Arbeit.
    • Richten Sie im Forum zur Strukturierung unterschiedliche Themenstränge ein, z.B. „Allgemeine Fragen zur Vorlesung“, „Fragen zu Thema xy“, „Fragen zu Thema z“.
    • ILIAS bietet die Möglichkeit, Foren anonym zu schalten, um eine Beteiligung besonders niedrigschwellig zu machen, auch das kann sinnvoll sein.
  • Sie geben einen Zeitraum an, in dem Sie als Lehrende regelmäßig im Chat zur Verfügung stehen.
  • Schaffen Sie Gelegenheit auch für den Austausch unter den Studierenden, sei es im Forum zur Vorlesung oder in einem eigenen Studierendenforum.

Zusätzlich in der Live-Vorlesung

  • Einbindung einer Live-Chat-Funktion. Der Chat sollte (zumindest anfangs) von einer zweiten Person betreut werden, die Fragen sammelt und thematische Blöcke bildet. Es muss überlegt werden, ob und welche Fragen sofort beantwortet werden können, welche erst im Nachgang z.B. in einem Forum. Insbesondere zu Beginn werden auch technische Fragen eine Rolle spielen.

Technik

Technik - Werkzeuge für die digitale Transformation einer Präsenz-Vorlesung

Live-Streaming eines Lehrvortrages

Live-Streaming eines Lehrvortrages - timms/timmscast: Wenn man von der realen physischen Präsenz der Vorlesungsteilnehmer absieht, kommt die mit dem Streaming snychrone Aufzeichnung eines "live" vom Dozenten gehaltenen Lehrvortrages der Präsenz-Vorlesung am nächsten. Diese auch "synchrones Web-Seminar" genannte Methodik wird über die Aufzeichnungs- und Streamingdienste des timms-Systems geboten. Die Vorteile der zeitgleichen Ausstrahlung bestehen darin, dass der Dozent seine Präsenz-Veranstaltung methodisch in keiner Weise umgestalten muß. Selbst der schwach ausgeprägte Rückkanal der Vorlesung kann durch einen einfachen Chat angeboten werden. Ob die Aufzeichnung einer Vorlesung im Anschluß dauerhaft zur Verfügung steht, entscheidet der Dozent.
 

Vorlesungsaufzeichnung zur asynchronen Nutzung - Screen Casts/Screen recordings

Vorlesungsaufzeichnung zur asynchronen Nutzung - Screen Casts/Screen recordings: Screen Casts können einfache Aufzeichnungen eines Lehrvortrages sein, die über die Lernplattformen von Studierenden zu beliebiger Zeit und wiederholt abgerufen werden können. Die Dozenten haben den Vorteil, dass sie an keine besonderen Aufnahmeeinrichtungen gebunden sind. Lediglich ein etwas leistungsstärkeres Notebook muss vorhanden sein, um an beliebigem Ort die eigene Vorlesung aufzeichnen zu können. Die Aufzeichnung kann mit diversen Werkzeugen beliebig nachbearbeitet werden: Open Cast Studio, Open Broadcaster Software, MS Powerpoint Aufzeichungen, Camtasia etc. Es besteht große Gestaltungsfreiheit. Von einfachen Folienpräsentationen, die mit Ton hinterlegt werden, bis zu ausgefeilten multmedialen Auftritten sind abhängig von Aufwand und Zeit, die investiert werden können, vielfältige Szenarien möglich. Im Gegensatz zum Live-Streaming ist eine genaue Kontrolle des eigenen Lehrangebotes möglich. Wird bei dieser asynchronen digitalen Methode ein Rückkanal zugelassen, muss dieser allerdings vom Dozenten über einen definierten Zeitraum gepflegt werden. Eine höhere Interaktivität entsteht.
 

Vorlesungen als Kurse in Lernplattformen

Vorlesungen als Kurse in Lernplattformen - Ilias/moodle: Lernplattformen wie Ilias und moodle sind generell hinsichtlich Organisation, Informationsversorgung und Kommunikation als das Rückgrat der Online-Lehre anzusehen. Für jede Lehrveranstaltung empfiehlt sich die Einrichtung eines eigenen Kurses. Bei der digitalen Transformation von Vorlesungen sollte im Interesse der Arbeitsökonomie die Verbindung von asynchroner Vorlesungsaufzeichnung bzw. Screen Casts mit der "Session-Strukturierung" von Kursen in den Lernplattformen gewählt werden. Unter Beibehaltung des bekannten Terminschemas einer Vorlesung können so die Lehrvorträge sinnvoll mit Zusatzmaterial und der Einrichtung von Kommunikationsmöglichkeiten mit den Studierenden kombiniert werden. Die Lernplattformen bieten für den Fall, dass keine Screen Casts oder Videos eingesetzt werden sollen, vielfältige Funktionen wie die Bereitstellung von Informationen über Lernmodule, Self-Assessments usw., aus denen neue Online-Vorlesungsformen aufgebaut werden können. Diese Formen erfordern aber genaue Vorplanungen, weshalb sie in der gegenwärtigen Ausnahmesituation hier nicht näher betrachtet werden.

Rechtliche Rahmenbedingungen für die Aufzeichnungen von Vorlesungen mit Videokonferenzsystemen

Aufzeichnungen von Vorlesungen sind datenschutzrechtlich unproblematisch, sofern der/die Lehrende nur sich selbst aufzeichnet.

Weiterführende Links:

Rechtliche Rahmenbedingungen zur Aufzeichnung von Lehrveranstaltungen an Universitäten, Universität Bremen

Zum Datenschutz in Videokonferenzen u.a. – Hinweise aus den Seiten des Landesdatenschutzbeauftragten Baden-Württemberg

Weiterführende Informationen

Weiterführende Informationen - Informationsversorgung, HowTos und Schulungen

Um eine Vorlesung digital anbieten zu können, werden selbstverständlich digitale Inhalte benötigt, die nicht erst eingescannt und aufbereitet werden müssen. Einsteiger in die Online-Lehre brauchen kurze Erklärungen, vulgo HowTos, wie man mit dem einen oder anderen Werkzeug überhaupt umgeht. Schließlich kann es auch nicht schaden die eine oder andere Fertigkeit in Form einer Online-Kurzschulung, sei diese synchron oder asynchron, zu erlangen. Informationen zu diesen Bedarfen erhalten Sie hier.

Die wichtigste Quelle für Online-Material

Die wichtigste Quelle für Online-Material: Die Universitätsbibliothek hat über fast alle Fachbereiche hinweg in den letzten Jahren umfangreiche Bestände an eBooks, elektronischen Zeitschriften und an Datenbanken aufgebaut. In den Kurs(-Containern) der Lernplattformen können diese Bestände im Rahmen des deutschen Urheberrechtes als Materialgrundlage für Vorlesungen benutzt werden. Bei Fragen steht Ihnen die Stabsstelle Urheberrecht der Universitätsbibliothek gerne zur Verfügung. Die Lernplattformen bieten dabei die Weblink-Funktion. In vielen Fällen müssen sie die elektronischen Inhalte aus ihren Angebotsumgebungen nicht einmal exportieren. Tragen Sie lediglich Herkunfstwebadresse in einen Weblink in Ihrem Kurs ein.
 

Material im Open Access oder als OER

Material im Open Access oder als OER: Neben Online-Publikationssystemen, die von jeder größeren Hochschulbibliothek angeboten werden, finden Sie zahlreiche deutsche und internationale Repositorien für Open Educational Resources (OER) und andere freie Medien- und Bildserver.
 

Die praktische Umsetzung

Die praktische Umsetzung: Damit Sie mit Diensten und Werkzeugen umgehen können, bieten wir Ihnen vielfältige HowTos und Schulungen an. Die HowTos werden auf den Lernplattformen gesammelt, die Sie in Ihrem jeweiligen Fachbereich sammeln:
- Link zu den Ilias-HowTos (sichtbar nach Anmeldung in der Plattform)
- Link zu den moodle-HowTos (sichtbar nach Anmeldung in der Plattform)