Im Juni 2022 verstarb völlig unerwartet im Alter von fast 68 Jahren, kurz vor Eintritt in den Ruhestand, Professor Dr. med Dr. rer. nat. Klaus Hamprecht. Seit über 30 Jahren war er am Institut für Medizinische Virologie und Epidemiologie der Viruskrankheiten am Universitätsklinikum Tübingen beschäftigt und hat dieses nachhaltig geprägt. Bis zu seinem Lebensende war er dort wissenschaftlich tätig und leitete als Oberarzt das Konsiliarlabor für kongenitale und postnatale Cytomegalievirus-Infektionen.
Klaus Hamprecht studierte Biochemie und Medizin in München und Tübingen. 1986 schloss er seine naturwissenschaftliche Promotion am Friedrich-Miescher-Labor des Max-Planck-Institutes in Tübingen ab und 1988 seine Medizinische Dissertation. Es folgten Ausbildungsstationen als Arzt in der Medizinischen Mikrobiologie des Universitätsklinikum Ulm, in der Inneren Medizin Abteilung Hämatologie und Onkologie am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart und ab 1991 als Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Medizinische Virologie der Universität Tübingen (Leitung Professor Gerth, ab 1993 Professor Jahn, ab 2018 Professor Iftner). Hier baute er für eigene Projekte die CMV-Diagnostik mittels molekularmedizinischer Technologien und äußerst sorgfältig etablierter Zellkulturmethoden auf und konnte so unter anderem das Virus in der Muttermilch nachweisen und infektiöses Virus isolieren.
Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit waren die Diagnostik von CMV-Infektionen in der Schwangerschaft, die konnatale und postnatale CMV-Transmission, sowie deren Prävention und Behandlung. Für die Abklärung von Virostatika-Resistenzen entwickelte er eigene genotypische und phänotypische Untersuchungsmethoden, für die Prävention der Virustransmission durch Muttermilch ein patentiertes Virusinaktivierungsverfahren.
1995 erfolgte die Facharzt-Anerkennung, 2004 die Habilitation im Fachgebiet „Klinische Virologie“ und 2007 die Ernennung zum außerplanmäßigen Professor. Bereits 1997 wurde das Konsiliarlabor für kongenitale und postnatale CMV-Infektionen am Standort Tübingen eingerichtet, welches er bis zuletzt leitete. Klaus Hamprecht pflegte eine enge und äußerst fruchtbare Kooperation mit klinischen Partnern, wie z.B. der Pränatalmedizin der Universitätsfrauenklinik und der Neonatologie der Universitätskinderklinik und war als Mitglied des Zentrums für seltene Erkrankungen (ZSE) des Universitätsklinikum Tübingen aktiv.
Klaus Hamprecht war ein hervorragender Dozent und begeisterter Mentor für mehrere Generationen Studierender, Doktorandinnen und Doktoranden verschiedener Fachrichtungen sowie Kollegen und Kolleginnen in der Facharztausbildung. Er ist Autor von mehr als 180 Forschungsartikeln und Buchbeiträgen und seine Forschungsergebnisse werden national wie international wahrgenommen.
Seinen umfangreichen Lehr- und Vortrags-Verpflichtungen konnte er nur dank großer Disziplin und hohem Arbeitseinsatz stets nachkommen. Die individuelle Betreuung und Beratung von Patientinnen im Rahmen seiner ärztlichen Tätigkeit für das Konsiliarlabor waren ihm als Arzt immer ein sehr wichtiges Anliegen, am Universitätsklinikum war er für sein tiefgehendes Fachwissen und breite Literaturkenntnis ein sehr geschätzter Ansprechpartner. Sein genuines Interesse am Gegenüber, seine Lebensfreude und Humor prägten sein gesamtes persönliches Auftreten.
Wir bedauern sehr, mit Klaus Hamprecht einen hochgeschätzten Kollegen, einen beeindruckenden akademischen Lehrer und stets hilfsbereiten Freund verloren zu haben.