Professorin Karla Pollmann hat zum 1. Oktober 2022 ihr Amt als Rektorin angetreten. Sie war im April 2022 durch den Universitätsrat und den Senat zur Nachfolgerin von Professor Bernd Engler gewählt worden. Ihre Amtszeit beträgt sechs Jahre.
In einem feierlichen Festakt wurde Professorin Karla Pollmann am 18. Oktober als erste Rektorin in der über 500-jährigen Geschichte der Universität ins Amt eingeführt. Gleichzeitig wurde Professor Bernd Engler nach 16 Jahren als Rektor verabschiedet.
Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Petra Olschowski sagte: „Professorin Karla Pollmann verfügt über vielfältige internationale Erfahrung im Wissenschaftsmanagement und ist eine ausgewiesene Wissenschaftlerin. Sie bringt eine enorme Perspektivenvielfalt mit, die sehr wertvoll ist, um die Universität Tübingen im nationalen und internationalen Wettbewerb weiter zu stärken und diese traditionsreiche Universität in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Ich freue mich zudem sehr, dass in der mehr als 500-jährigen Geschichte der Universität jetzt zum ersten Mal eine Frau an die Spitze berufen wurde.“
„Bernd Engler hat die wichtigste Aufgabe des Rektors einer Universität über viele Jahre exzellent gemeistert: Ermöglicher für beste Wissenschaft zu sein“, sagte Professor Matthias Kleiner, ehemaliger Präsident der Leibniz-Gemeinschaft und langjähriger Begleiter von Bernd Engler in seiner Festrede. „Ich wünsche Karla Pollmann in dieser Funktion mindestens genauso erfolgreich zu sein und dabei abseits der Fußstapfen ihres Vorgängers eigene, neue Wege zu gehen.“
Engler hatte die Universität seit 2006 geführt. In seiner Amtszeit errang sie 2012 den Exzellenzstatus und konnte diesen 2019 erfolgreich verteidigen. Seiner Nachfolgerin wünschte Engler ein erfolgreiches Wirken. Wichtig seien dabei der Rückhalt der gesamten Universität Tübingen wie auch von Freunden und Förderern. „Für die nächste Runde der Exzellenzstrategie, die 2023 beginnt, ist es außerordentlich wichtig, dass die Universität entschlossen und mit vereinten Kräften vorangeht. Ich bin mir sicher, dass dies mit Ihnen an der Spitze gelingen kann.“
„Tübingen ist eine Universität von Weltniveau, die sich unter meinem Vorgänger beeindruckend weiterentwickelt hat. Darauf werde ich sehr gut aufbauen können“, sagte die neue Rektorin Professorin Karla Pollmann. Sie habe in ihren ersten Wochen in Tübingen bereits viele gute Gespräche mit engagierten Menschen führen können. „Ich freue mich auf eine spannende Zeit und ein weiteres gegenseitiges Kennenlernen und wünsche mir, dass wir gemeinsam Dinge bewegen können.“ Zu den wichtigen anstehende Aufgaben gehörten unter anderem ein erfolgreiches Fortführen der Exzellenzinitiative und, gemeinsam mit den Studierenden, die Weiterentwicklung hochwertiger Lehre.
Karla Pollmann war seit 2018 an der Universität Bristol „Professor of Classics and Theology“ sowie Dekanin der Faculty of Arts. Die gebürtige Tübingerin studierte Griechisch, Latein, Theologie und Pädagogik in Tübingen, München, Cambridge und Bochum.
1990 wurde sie in an der Universität Bochum über frühchristliche Lehrdichtung promoviert.1994 habilitierte sie sich an der Universität Konstanz und wechselte im darauffolgenden Jahr als Dozentin für antike Literatur an die Universität im schottischen St Andrews. Dort wurde sie im Jahr 2000 auf eine Professur berufen.
2013 folgte sie einem Ruf an die University of Kent im englischen Canterbury, wo sie 2014 das Centre for Early Christianity and its Reception gründete und bis 2016 leitete. Dann wechselte sie als Professorin für antike Literatur an die Universität Reading und leitete dort den Fachbereich für Geisteswissenschaften. Seit 2018 war sie an der Universität Bristol Professorin, Dekanin der Faculty of Arts sowie Mitglied des University Executive Board.
Pollmanns Forschung fokussiert sich auf das frühe Christentum, Wechselwirkungen von religiösem und klassisch-antikem Denken sowie auf Fragen der Exegese, der Hermeneutik und der Rezeption von Antike und frühem Christentum durch die Jahrhunderte. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Auseinandersetzung mit dem Werk des Heiligen Augustinus. Dabei verfolgt sie einen interdisziplinären Ansatz zwischen Theologie, klassischer Philologie und Rezeptionswissenschaft. Ihre Forschung wurde unter anderem von der British Academy, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Europäischen Forschungsrat gefördert. Im Jahr 2020 erhielt sie einen Humboldt-Forschungspreis.
Antje Karbe