Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2022: Forschung


Zehn Jahre LEAD

Internationale Spitzenposition für empirische Bildungsforschung in Tübingen

Die empirische Bildungsforschung feierte Mitte Oktober das zehnjährige Bestehen des Forschungsnetzwerks LEAD an der Universität Tübingen. 

LEAD startete als Graduiertenschule, die von 2012 bis 2019 im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder mit insgesamt neun Millionen Euro gefördert wurde. Die Universität und das Land Baden-Württemberg garantieren seither die weitere Arbeit. Ab 2016 erweiterte sich die Graduiertenschule zum Forschungsnetzwerk, das heute mehr als 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus zwölf Fachgebieten und mehr als zehn Nationen vereint. Bislang konnten 86 Doktorandinnen und Doktoranden im Rahmen von LEAD ihre Promotion erfolgreich abschließen.

„Gemeinsam haben sie maßgeblich dazu beigetragen, dass Tübingen zu einem der produktivsten Standorte weltweit in Pädagogischer Psychologie geworden ist“, sagte Professor Ulrich Trautwein, Co-Direktor von LEAD. Der Bildungsforscher verwies auf die Ergebnisse eines im Fachmagazin Educational Psychology Review veröffentlichten globalen Rankings. Darin belegte die Universität Tübingen den vierten Platz und schaffte es als einzige wissenschaftliche Einrichtung in Deutschland unter die Top 20. Angeführt wird das Ranking von drei US-amerikanischen Universitäten.

Die Abkürzung LEAD steht für Learning, Educational Achievement, and Life Course Development, was man mit „Lernprozesse, Bildungserfolg und Entwicklung im Lebensverlauf“ übersetzen kann. LEAD vernetzt Forschende aus unterschiedlichen Fachbereichen wie Erziehungswissenschaft, Psychologie, Informatik, Mathematik, Wirtschaftswissenschaft, Sportwissenschaften und Kinder- und Jugendpsychiatrie. Erfahrene Forschende coachen die jüngeren und unterstützen bei der Vernetzung, auch mit internationalen Kolleginnen und Kollegen aus über zehn Ländern weltweit. Mit 27 Schulen unterhält LEAD Partnerschaften, was dazu führt, dass sich die Studien des Forschungsnetzwerks durch eine große Nähe zu Praxis auszeichnen. 

An LEAD beteiligt sind neben der Universität Tübingen auch das Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen und das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE) in Bonn. 


Erfolg beim THE Ranking

Im "Times Higher Education Ranking" (THE) für 2023 verbessert sich die Universität Tübingen im nationalen Vergleich und erzielt Platz 5 (2022: Platz 6). In dem Anfang Oktober veröffentlichten Vergleich der weltbesten Universitäten belegt Tübingen Platz 86, im Bereich "Forschung" Platz 91.

Neben dem Shanghai-Ranking und dem QS Ranking by subject gehört das "Times Higher Education World University Ranking" zu den meist beachteten Bewertungssystemen für Hochschulen weltweit.

THE Ranking nach Fächern: Tübinger Erziehungswissenschaft auf Platz 1 in Deutschland

Die Universität Tübingen hat sich im weltweiten „Times Higher Education World University Ranking 23“ nach Fächern weiter verbessert: 

Die Tübinger Erziehungswissenschaft macht in diesem Jahr einen großen Sprung von Rang 76 im Vorjahr auf Rang 43 weltweit (2022: 76; 2021: 81; 2020: 91). Sie belegt damit erstmals Rang 1 unter den deutschen Universitäten (2022: 3; 2021: 3; 2020: 4).

Auch die Tübinger Lebenswissenschaften konnten sich im Vergleich zum Vorjahr um fünf Plätze verbessern und belegen nun Rang 57 weltweit. Unter den deutschen Universitäten belegen sie Rang 5.


Attempto-Preis: Blick auf Proteine in lebenden Nervenzellen 

Ausgezeichnete Arbeit von Aleksandra Arsić eröffnet neue Möglichkeiten bei bildgebenden Verfahren in der Hirnforschung 

Der mit 5.000 Euro dotierte Attempto-Preis 2022 der Tübinger Attempto-Stiftung geht an Aleksandra Arsić, die am Werner Reichardt Centrum für Integrative Neurowissenschaften (CIN) der Universität Tübingen promoviert. Aleksandra Arsić werde für eine Studie ausgezeichnet, die in der Grundlagenforschung einen qualitativen Meilenstein setzt bei der bildgebenden Untersuchung einzelner Proteine in lebenden Nervenzellen, so das Auswahlgremium des Preises. Das Verfahren eröffne neue Möglichkeiten in der bildgebenden Hirnforschung. Arsić hatte gemeinsam mit ihren Koautorinnen und -autoren einen Weg gefunden, bestimmte Proteine in der lebenden Nervenzelle gezielt mit einem Fluoreszenzfarbstoff zu markieren. Diese Neurofilamente gehören zum Zellskelett, das den Nervenzellen ihre Struktur gibt. Die minimale Markierung stört die normalen Stoffwechselprozesse der Zellen nicht. Dadurch lassen sich Vorgänge in Nervenzellen von Mäusen mithilfe erweiterter Methoden der Lichtmikroskopie bis über die Beugungsgrenze des Lichts hinaus auf der Ebene der Neurofilamentmoleküle verfolgen.

Der Attempto-Preis wurde 1983 von dem Psychiater Konrad Ernst und seiner Ehefrau Dorothea gestiftet. Er wird an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler für herausragende Arbeiten über Hirnleistungen und deren Störungen vergeben, die an der Universität Tübingen und an den der Universität verbundenen Tübinger Einrichtungen der Max-Planck-Gesellschaft entstanden sind. Zuletzt wurde der Attempto-Preis 2019 vergeben. Das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro kann zur Förderung der weiteren wissenschaftlichen Karriere eingesetzt werden. Die Attempto-Stiftung wird seit ihrer Gründung 1983 vom Universitätsbund verwaltet.

Publikation:

Aleksandra Arsić, Cathleen Hagemann, Nevena Stajković, Timm Schubert & Ivana Nikić-Spiegel: Minimal genetically encoded tags for fluorescent protein labeling in living neurons. Nature Communications, https://doi.org/10.1038/s41467-022-27956-y


Gemeinsames Stipendienprogramm mit Boehringer Ingelheim 

Förderung für Forschung an der Schnittstelle von künstlicher Intelligenz und Gesundheit

Die Universität Tübingen und Boehringer Ingelheim starten ein KI- und Data-Science-Stipendienprogramm für Top-Talente aus der ganzen Welt. Pro Jahr werden drei bis fünf Stipendien für einen Zeitraum von bis zu drei Jahren vergeben. Ziel ist es, nach fünf Jahren insgesamt neun bis fünfzehn Stipendien im Programm zu haben.

Die Partner werden an der Schnittstelle von Gesundheit und KI-Anwendungen Forschungsthemen definieren, die von einem gemeinsamen Steering Committee ausgewählt werden. Erste Fellowships wurden auf der Website der Universität veröffentlicht und interessierte Postdoktoranden können ihre Bewerbungen jetzt einreichen.

Die Fellows werden vor Ort an der Universität Tübingen forschen. Sie profitieren von der umfangreichen Erfahrung der Universität, dem schnellen Wachstum auf dem Gebiet der KI und Data Science sowie der dortigen hoch angesehenen medizinischen Forschung. Außerdem haben sie die Möglichkeit, eng mit Wissenschaftlern, Spezialisten für verschiedenste Gebiete und Führungskräften von Boehringer Ingelheim lokal wie global zusammenzuarbeiten. Darüber hinaus ist geplant, dass Fellows zu Besuchen an den Unternehmensstandorten sowie zu Netzwerkveranstaltungen und jährlich stattfindenden Symposien eingeladen werden.

Die Kooperation mit der Universität Tübingen stärkt Boehringer Ingelheims Partnerschaften im Bereich KI und Data Science an vielen Innovationsstandorten in Europa, den USA und Asien. Im vergangenen Jahr wurde ein ähnliches Fellowship-Programm zwischen der Yale University und dem Forschungs- und Entwicklungsstandort des Unternehmens in Ridgefield ins Leben gerufen.  


Neue Zeitschrift: Campus der Theologien 

Gemeinsames Publikationsorgan der beiden theologischen Fakultäten und des ZITh

Anfang Oktober haben Professorinnen und Professoren der Evangelisch-Theologischen Fakultät, der Katholisch-Theologischen Fakultät und des Zentrums für islamische Theologie (ZITh) eine gemeinsame Zeitschrift gegründet. Darin sollen theologische und religionsbezogene Themen von gemeinsamen Redaktionsteams entwickelt und beraten werden. Mit der neuen Zeitschrift werden nicht nur Erträge der Forschung von Kolleginnen und Kollegen aus den einzelnen Einrichtungen an einem gemeinsamen Ort veröffentlicht. Das Publikationsorgan soll auch bestehenden Kooperationen und Forschungsverbünden, die die Theologien miteinander verbinden, eine Plattform bieten, in deren Rahmen die Zusammenarbeit vertieft werden kann. In den Themenheften der Zeitschrift – dem Campus der Theologien, so ihr Name – sollen auch neue Formen und Möglichkeiten religions- und konfessionsübergreifender Theologie erkundet werden.

Die Zeitschrift erscheint als Online-Publikation (free open access) auf dem Server der Universitätsbibliothek Tübingen.