Ein Kalenderunikat in Tübingen
Zu den Vorformen heutiger Kalender - neben den handschriftlichen Kalendertafeln und Almanachen, die vor allem zur Berechnung des Kirchenjahres notwendig waren, aber auch astronomische und meteorologische Beobachtungen und Vorhersagen enthielten -, gehören unter anderem die als „ewige Kalender“ benutzten Kalenderstäbe und Runenkalender. Sie entstanden im späten 13. Jahrhundert und waren besonders für die ländliche Bevölkerung wichtig. Die Kalenderstäbe zeigten die Sonn- und Feiertage im Jahreslauf an und enthielten Symbole zur Berechnung der Mondphasen, nach denen man sich in der Landwirtschaft richtete.
Als Schriftzeichen waren Runen (von altnordisch Run = Geheimnis, Rat) seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. bei den Germanen vor allem in Nord- und Mitteleuropa in Gebrauch. Sie wurden jedoch nicht zur Aufzeichnung längerer historischer und literarischer Texte benutzt, sondern dienten meistens zur Anfertigung von Inschriften auf Steinen, Waffen und anderen Gegenständen oder für geschäftliche Mitteilungen. Man unterscheidet bei der Runenschrift das „Ältere Futhark“ (mit 23 Schriftenzeichen), das bis in das 8. Jahrhundert verwendet wurde, und das „Jüngere Futhark“ mit nur 16 Zeichen. Die Blütezeit der Runenschrift war im 11. Jahrhundert hauptsächlich in Schweden. In manchen Regionen wie auf der Insel Gotland und in Dalarna (Mittelschweden) hat sich die Verwendung der Runenschrift auf Kalenderstäben (Primstäben) bis in das 18. Jahrhundert erhalten.